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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke
Autoren: Hugh Walker
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verstummte, als er sah, wie O’Braenns Rappe mit seiner schwankenden Last mit den Hufen schlug und herumtänzelte. Es war nicht deutlich zu erkennen, was geschah. Aber Cyrs Augen funkelten, und dem Rappen gelang, was sein Reiter nicht mehr fertigbrachte und vielleicht auch gar nicht wollte: er löste sich aus der Schar der Priester und jagte zwischen den Megalithen hindurch in die schützende Dunkelheit der Nacht. Zum Greifen nah kamen Roß und Reiter an den drei Gefährten vorbei, doch O’Braenn hörte ihre unterdrückten Rufe nicht.
    Hinter ihm schwärmten die Priester aus, und mit ihnen wuchs die fahle magische Helligkeit.
    »Rasch jetzt«, drängte Calutt. »Oder wir sind verloren!«
    Sie hasteten durch die Dunkelheit. Die ersten Ausläufer der Kälte ließen ihre Rücken zu Eis werden.
    »Wir haben Pf erde«, keuchte Arel. »Wenn wir es bis dahin schaffen…«
    Die mondbeschienene Ebene erstreckte sich scheinbar endlos vor ihnen. Aber auch die Magie der Priester erstand nicht von einem Augenblick zum anderen. Yhrs Grimm hatte einen Augenblick lang die Welt erschüttert und alle Magie erlöschen lassen, in die Priester und Dämonen stong-nil-lumen während der Tage der Vorbereitung gehüllt hatten.
    Diese Kräfte erneut zu beschwören, konnte nicht in wenigen Stunden gelingen.
    Die Fliehenden erreichten die Hügel am Rand des Plateaus und ließen die Kälte und das Grauen hinter sich. Fast am Ende ihrer Kräfte erreichten sie die Pferde, und es war ein Wunder, ein Zeichen, daß die Götter in der Tat ihre Hand über ihre Streiter hielten.
    Als sie über die Hügelkuppe ritten, vollbrachten die Götter ein neues Wunder. Schnaubend kam ihnen Cyr entgegen, mit einer zusammengesunkenen Gestalt auf dem Rücken.
    Maer O’Braenn hielt noch seine Klinge in der Rechten. Sein Griff war wie der von den steifen Fingern eines Toten. O’Braenn war aber nicht tot, nur sein Geist war entrückt. Die Finsternis war tief in ihm.
    Calutt, der Schamane, untersuchte ihn mit kundigen Händen.
    »Er wird wieder frei sein«, sagte er. »Mit neuen Narben, aber frei.«
    Sie banden ihn fest auf sein Pferd. Dann setzten sie ihren Ritt fort. Erst in der Morgendämmerung gönnten sie sich Rast. Sie hatten stong-nil-lumen entlang der Hügel fast umritten. An O’Braenns Zustand hatte sich nichts verändert. Seine Augen waren leer, sein Gesicht ohne Ausdruck.
    Daelin hielt es für das beste, nach Norden zu reiten, um in Elvening oder in den Hochländern eine Streitmacht zusammenzurufen, mit der sie die Gefangenen befreien konnten, denn eine Hundertschaft der besten befand sich nun in den Händen der Priester, und wenn nicht rasch etwas geschah, mochte diese Hundertschaft in den Schmieden von Gianton enden.
    Calutt freilich lag noch mehr das Schicksal Nottrs und der Lorvaner auf dem Herzen. Er wollte feststellen, ob die Toten ihm etwas sagen konnten, sobald der Tag angebrochen war.
    Sie nützten die Dämmerung für einen kurzen, unruhigen Schlaf. Dann nahm Calutt zerriebenen Alppilz zu sich und sank in eine vollkommen entspannte Entrückung, die das Geheimnis seines Standes war.
    Sein träumendes Ich glitt über die Hügel, wie sie jenseits der Wirklichkeit lagen, dort, wo die Toten sie bewohnten.
    Er rief die Toten, wie er es als Schamane Horcans gelernt hatte.
    Doch niemand folgte seinem Ruf. Es gab keine Toten in der Umgebung stong-nil-lumens!
    Die hierherkamen aus freiem Willen, waren meist Priester, und ihrer harrte nicht der Tod. Die hierherkamen in Banden, auch ihr Schicksal war ein anderes als der Tod. Die Finsternis hatte gelernt, die Lebenskraft zu nutzen. Tod war Vergeudung!
    Da waren Echos von Rufen über die Abgründe der Zeit hinweg, aber diese Toten aus alter Zeit waren bereits zu weit jenseits, als daß sie Calutt noch etwas hätten berichten können.
    Keine Toten in unmittelbarer Nähe bedeutete, daß Nottr und die Gefährten lebten, und daß O’Braenns Männer lebten. Es bedeutete aber auch, daß Calutt nichts über das Schicksal der Gefährten erfuhr.
    Es blieben nur Vermutungen. Es deutete alles darauf hin, daß sie gefangen waren. In diesem Fall würden die Schmieden von Gianton ihr Ziel sein.

2.
    Es war eine ungewöhnliche Schar, die über die alten Steine des Titanenpfads nach Norden ritt.
    Barbaren wie Nottr, Lella, Keir und Baragg waren kaum je so tief in das tainnianische Reich gelangt. Und Kriegsweiber wie die vier nicht minder barbarisch anzusehenden Amazonen Burra, Dorema, Verica und Jarana aus dem tiefsten
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