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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Autoren: Meljean Brook
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mechanische Herz überfordern. Mina würde in einem Zimmer festsitzen, für den Rest ihres Lebens.
    Aber nur, wenn sie überlebte. Bei einer so schweren Verletzung war Bug-Fieber so gut wie sicher.
    Der Atem ihrer Mutter ging stoßweise. »Sie pflanzen es ein«, sagte sie.
    Scarsdales Ausruf war weithin zu hören »Die Bugs pflanzen ihr neues Herz ein!«
    Trampeln und Jubel erhoben sich über dem Dampf der Stahlmäntel und dem mechanischen Klicken von Minas Herzen. Rhys sah, wie ihr Blut durch die Schläuche floss. Er presste seine Lippen auf ihr Haar direkt über ihrem Ohr und sagte die Worte, die er sagen musste. Die Worte, die er ihr erneut sagen würde, wenn sie die Augen öffnete.
    Er hob den Blick, als schwere Schritte die Bretter unter ihm erschütterten. Der Schmied ging neben dem Vater in die Hocke und betrachtete das künstliche Herz.
    »Gute Arbeit.«
    Die kleinen Hände der Mutter ballten sich zu Fäusten, und erbittert sagte sie: »Wir zahlen Ihnen alles dafür. Alles .«
    Rhys begegnete dem Blick des Schmieds . Sie würden gar nichts bezahlen. Niemals .
    »Sie hat bereits genug bezahlt«, sagte er. »Bringt sie nach Hause, Rockingham, und sorgt dafür, dass sie ruht. Wenn sie das Bug-Fieber überlebt, werde ich zu Euch kommen. Habt Ihr genug Eis und Opium?«
    Tränen rannen über die Wangen des Vaters. »Ich habe etwas. Aber ich brauche mehr.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Der Schmied trat zurück und machte Platz für zwei Gefängniswärter mit einer Trage. Er machte jemandem über ihnen ein Zeichen – Yasmeen, wie Rhys feststellte, als die Ladeplattform zu dem Galgengerüst heruntergelassen wurde. Obwohl es ihn beinahe umbrachte, legte er Mina auf die Trage. Das Herz lag auf ihrer Brust und bewegte sich leicht, während es klickte und pumpte. Vorsichtig hoben die beiden Gefängniswärter sie hoch und brachten sie auf die Plattform. Die Mutter folgte.
    Der Vater hielt Rhys davon ab, mit ihnen einzusteigen.
    »Sir. Habt Dank für all Eure Hilfe. Doch es gibt nichts weiter für Euch zu tun, und ich muss darauf bestehen, dass sie sich in Ruhe erholt, umgeben von denen, die sie liebt.«
    Das schloss ihn mit ein. Aufgewühlt und tief getroffen sagte Rhys zu ihm: »Sie hat sich vor mich geworfen. Sie hat mein Leben gerettet.«
    Obwohl sich Mitgefühl in seinen Augen zeigte, schüttelte Rockingham den Kopf. »Meine Mina hätte das für jeden getan. Wenn Ihr Euch also um sie sorgt, lasst sie für den Moment in Ruhe. Sie kann jetzt keine Anstrengung und keine Aufregung vertragen – und beides scheint Euch ja anzuhaften.«
    Mina hätte das für jeden getan.
    Es stimmte. Geschlagen blickte Rhys ihn an. Doch er trat zurück. Sein Blick fiel auf Minas regloses Gesicht und ruhte dort, bis er sie nicht mehr wahrnahm. Er würde warten. Und wenn sie ihn liebte, würde sie zu ihm kommen.
    Kommen würde sie vielleicht sowieso. Seine Inspektorin ging dorthin, wo die Toten waren. Ohne sie wäre Rhys nichts anderes als ein Toter.
    Und bis dahin musste Rhys dafür sorgen, dass sie auch bleiben würde, wenn sie schließlich kam. Er blickte zu der Menge. Sie alle hatten sie bejubelt. Sie hatten nicht die Horde gesehen, sondern eine Frau, die alles riskiert hatte, um etwas zu retten, das zu ihnen gehörte – den Eisernen Herzog. Er würde nicht zulassen, dass sie sie weiterhin so betrachteten, wie sie es bisher getan hatten.
    Also würde er ihnen Mina geben.

18
    Zwei Wochen vor Neujahr begann Schnee zu fallen, dicke, blassgraue Flocken. In ihren Überzieher gehüllt sah Mina am Fuß der Statue am Anglesey Square zu, wie sie auf das nasse Pflaster fielen und schmolzen. Am Abend wäre es vielleicht kalt genug, dass sie liegen blieben.
    Mina hoffte es nicht. So hübsch der Schnee auch war, die Kälte brachte stets mehr Tote mit sich – und London gab Mina schon genug davon. Nicht nötig, dass auch noch die Temperatur sank. Abseits des Platzes schien der Verkehr plötzlich aufzubegehren, als träfen Schneeflocken die Kutschen und Dampfwagen wie Kanonenkugeln. Ein Dampfwagenfahrer stieg auf seine Sitzbank, um seine Faust gegen einen Spinnenrikschafahrer zu schütteln, der ihn geschnitten hatte. Fahrer, die Hupen eingebaut hatten, betätigten sie eifrig. Zwischen zwei Lastwagenfahrern gab es einen lauten Disput, der die Blicke der Leute auf sich zog, die wie Mina über den belebten Platz liefen. Ein paar Männer und Frauen blickten zu dem bedrohlichen Himmel hinauf, als erwarteten sie, dass sich das Grau öffnete und
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