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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Autoren: Meljean Brook
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Schneemassen auf sie herabstürzten.
    Andere wiederum genossen es. Drei Kinder, die in der Nähe auf den Stufen mit Würfelknochen gespielt hatten, während Mina ihre Nudeln aß, rannten nun hin und her und versuchten, die Flocken mit ihrer Zunge zu fangen. Eins blieb auf einmal stehen und starrte auf etwas hinter der Statue.
    Mina folgte dem ehrfürchtigen Blick, und ihr wurde ganz flau im Magen. Rhys . Er marschierte über den Platz – marschierte auf sie zu. Seine Hutkrempe verbarg seine Augen vor ihr, doch nicht den entschlossenen Ausdruck seines Munds.
    Hinter ihm stand sein Dampfwagen mit offenem Schlag am Straßenrand, und der Fahrer blickte ihm überrascht nach.
    Ihre Finger schlossen sich fest um ihre Schüssel. Er hatte sie also gesehen und war aus dem Dampfwagen gesprungen, um mit ihr zu sprechen.
    Drei Monate waren vergangen, seit sie auf dem Galgengerüst angeschossen worden war, und in der ganzen Zeit hatten sie sich nicht gesehen. Sie hatte keine Ahnung, was er sagen würde. Was sie sagen würde.
    Er blieb vor ihr stehen und nahm den Hut ab. Sein Blick brannte sich in ihren ein, und seine Stimme klang wie ein Reibeisen. »Geht es dir gut, Mina?«
    »Ja, Euer Hoheit.« Sie wollte aufstehen, doch er trat abrupt auf sie zu und streckte die Hand aus.
    »Nicht. Iss erst … « Er zeigte auf ihre Schüssel. Dann ließ er die Hand sinken und seinen Blick über sie gleiten, sanft und tastend wie beim ersten Mal, als er sie geküsst hatte – und es fühlte sich genauso an. »Darf ich mich setzen?«
    Sie rang nach Luft und setzte sich. Drei Monate waren vergangen, und noch immer tat es weh, ihn anzuschauen.
    Es tat nicht weh, und so sog sie seinen Anblick in sich auf. Der kantige Umriss seines Kinns, das goldene Blitzen an seinen Ohren. Die dichten Wimpern, die seine Augen noch dunkler erscheinen ließen, sein durchdringender Blick.
    Doch ihr Anblick schien ihm nicht zu gefallen. Er runzelte die Stirn. »Du bist dünner geworden.«
    Nun gut.
    »Es ist keine Kleinigkeit, erst ein mechanisches Herz implantiert zu bekommen und dann eins aus künstlichem Fleisch.«
    Er wurde blass und zerdrückte seine Hutkrempe.
    »Du bist also geheilt?«
    »Ja.« Stärker, schneller – und überdurchschnittlich ausdauernd.
    »Und du arbeitest auch wieder.« Sein Blick fiel auf die Achselstücke auf den Schultern ihres neuen Überziehers. »Es wurde in den Nachrichtenblättern erwähnt.«
    Ja, es hatte zahlreiche Erwähnungen gegeben. Und die Karikaturen mussten nach Newberrys Fotografien gezeichnet worden sein, weil jeder Gesichtszug dem von Mina entsprach. Sie hatten nicht einmal versucht, ihr Aussehen zu verschleiern, indem sie ihre Augen runder und ihr Gesicht und ihre Nase schmaler gemacht hätten.
    »Sie waren sehr wohlwollend«, sagte sie. »Dafür muss ich mich bei dir bedanken.«
    Über ihre Ermittlungen im Fall von Haynes’ Ermordung und alles, was danach geschehen war, war von den Reportern ausgiebig berichtet worden. Und obwohl sie viele Quellen gehabt hatten, um die Geschichte zusammenzufügen, wusste Mina, dass Rhys eine der wichtigsten gewesen war – und Scarsdale ebenfalls.
    »Nein. Ich habe ihnen nur die Wahrheit erzählt. Den Rest haben sie in Newgate ja selbst miterlebt. Dafür muss ich mich bei dir bedanken.«
    Sie lächelte. »Dann sind wir wohl quitt.«
    »Nein. Ganz und gar nicht«, sagte er und blickte sie so lange durchdringend an, bis sie nickte. Sein Ausdruck hellte sich auf, und er nickte ebenfalls wie zur Bestätigung. »Ich habe gehört, wie ein Junge aus dem Hort gestern die Krakengeschichte den Arbeitern in der Narrow vorgelesen hat.«
    Mina musste lachen. »Ich glaube, sie wollen diese und die Newgate-Geschichte nachdrucken und Zeichnungen hinzuzufügen, wie ich an einem Seil hänge.«
    Sein Blick wurde düster. »Besser als Zeichnungen von dem, was danach passiert ist.«
    »Ja.« Sie hatte viele Geschichten über die schrecklichen Minuten auf dem Galgengerüst gehört. Sie hatten ihr ein eindrückliches Bild verschafft. Sie schob es beiseite und musterte seine Kleider und seinen Hut. »Kommst du gerade aus dem Parlament? Wie findest du es?«
    »Es hat Ähnlichkeit mit der Piraterie. Man sagt seinen Feinden, dass man sie sterben lässt, wenn sie sich nicht anschließen.« Seine Augen verengten sich, und er sah ihr Lächeln. »Aber das kennst du ja.«
    Sie lachte. In der Tat. Nicht nur aus den Erzählungen ihres Vaters, sondern auch aus den Nachrichten- und Flugblättern. Jeder, den Mina kannte,
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