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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Autoren: Meljean Brook
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Galgengerüst. Scarsdale ließ sich neben ihm auf die Bretter fallen und riss die Ärmel seines Hemdes ab. Rhys schob sie unter sie, um die Blutung am Rücken zu stillen.
    Gott stehe ihm bei – er wusste nicht, ob er das tat.
    Immer wieder rief er ihren Namen, während er sie in eine halb sitzende Position brachte und zwischen seine Beine zog, und, den Stoff gegen ihre Brust gepresst, ihren Rücken fest gegen seinen Oberschenkel drückte. Sie krampfte und spuckte Blut.
    »Nein, Mina. Nein, nein.« Rhys hielt sie fest. Er beugte seinen Kopf zu ihr hinab. »Bitte. Bitte! «
    Eine Hand auf seinem Arm ließ ihn aufblicken, und er sah einen kreidebleichen Mann neben sich knien. Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz.
    Vater. Chirurg.
    »Helft ihr«, flüsterte er heiser. »Helft ihr.«
    Der Mann nickte und beugte sich über sie. Eine Frau in einem blassblauen Rock sank neben ihm auf die Plattform nieder. Rhys erkannte das weiße Haar, das ihr unordentlich auf die Schultern und über ihre getönte Brille fiel.
    Mutter.
    »William?« Sie war völlig niedergeschmettert »William? Kannst du … «
    »Trahaearn, drückt weiter fest hier und hier.« Die Hände ihres Vaters bedeckten die von Rhys auf Minas Vorderseite und Rücken. »Wenn Euch ihr Leben teuer ist, dann lasst nicht nach.«
    Rhys drückte fest zu. Er dachte, dass sie gar nicht atmen könnte, so fest drückte er.
    Doch er glaubte sowieso nicht, dass sie atmen konnte.
    Der Vater blickte die Mutter an. »Die Bugs helfen, Cecily. Aber sie schaffen es nicht allein. Ich brauche ein Herz. Eine Pumpe wie die, die du für Beatrice Addle gemacht hast. Erinnerst du dich?«
    Sie blickte in ihre leeren Hände. »Aber ich … «
    »Sieh dich um, Cecily. Sieh dich um .«
    Ihr Mund nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Sie nickte, erhob sich und ließ ihren Blick über die Menge schweifen. Sie zeigte auf jemanden.
    »Sie da! Kommen Sie her. Und Sie! Kommen Sie hier herauf. Sie! Dockarbeiter. Und zwei Stahlmäntel! Die anderen sollen bitte Platz machen. Und Beeilung , verdammt noch mal!« Sie wirbelte herum und schnappte sich Scarsdale. »Ihr helft mir! Wir halten sie fest und reißen die Teile ab, wenn es sein muss.«
    Sie eilten davon, aber Rhys sah nicht, wohin. Er sah nur Mina. Der Vater nahm ihre Opiumpistole und schoss ihr einen Pfeil in den Hals. Rhys drückte weiter auf die Wunden und war sich des Gemurmels der Menge, der Rufe ihrer Mutter und Scarsdales schmeichelnder Stimmte kaum bewusst. Bemerkte kaum, dass Minas Mutter Teile von Prothesen löste und diese neu zusammensetzte. »Beeil dich, Cecily!«
    Minas schmale Gestalt wurde von einem weiteren Krampf geschüttelt. Sie entglitt langsam und nahm Rhys’ Leben mit. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, flüsterte ihren Namen immer und immer wieder und versuchte so, ihr etwas zu geben, woran sie sich festhalten konnte, ein Seil, einen Anker.
    Er verlor den Halt, und ihr Name war nicht mehr länger nur ein Flüstern, sondern ein Schrei zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch.
    Die Mutter kam herbeigeeilt, mit einer Pumpe, die sie aus Kolben in einer Blechbüchse gemacht hatte. Schmale Gummischläuche, die mit Stahlventilen versehen waren, ragten an den Seiten heraus. »Es ist schmutzig. Ich konnte nicht … «
    »Das spielt keine Rolle«, sagte der Vater ungeduldig. »Die Bugs werden es säubern.«
    »Sie wird es sich bestimmt herausreißen. In dem Augenblick, in dem sie erwacht. Sie würde das nicht wollen.«
    »Lass sie das selbst entscheiden, Cecily! Welcher Schlauch ist der Zulauf … ?« Ihm versagte die Stimme. Seine Frau drückte ihm den rechten Schlauch in die Handfläche und schloss ihre Finger über seinen. Seine Hand hörte auf zu zittern. »Ja. Danke, Liebes. Sei jetzt meine Augen. Haltet sie fest, Trahaearn.«
    Er schob Rhys’ Hand von Minas Brust. Mutter und Vater beugten sich über sie. Er musste wegschauen, als er Minas Dolch in der Hand ihres Vaters sah.
    Wenn er dabei zusehen würde, was er damit machte, würde er womöglich den einzigen Menschen töten, der Mina retten konnte. Nicht einmal der Schmied konnte ein künstliches Herz so schnell herstellen.
    Sie retten … Er stellte sich den Mechanismus vor, der nun ihr Herz sein würde – eine einfache Pumpe. Er hatte von anderen gehört, die auf diese Weise gerettet worden waren. Die mechanische Pumpe hatte nur eine Geschwindigkeit, deshalb war es zu gefährlich, sich aufzuregen. Zu gefährlich, sich zu bewegen. Selbst Treppensteigen würde das
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