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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7
Autoren: David Weber
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seiner Vaterstadt, und dann (mit abnehmender Wichtigkeit) als Untertan des Herzogs von Manchyr und damit auch als Untertan von Prinz Hektor. Es war nur ein Zufall, dass Hektor dies in Personalunion gewesen war.
    Vor der charisianischen Invasion hatte Charlz nie darüber nachgedacht, wem eigentlich seine Treue galt oder wie es um die Beziehungen zwischen Corisande und dem Königreich Charis bestellt war. Er hatte nicht einmal verstanden, was den offenen Krieg zwischen Corisande und Charis eigentlich ausgelöst hatte. Andererseits war Charlz gerade einmal sechzehn Safehold-Jahre alt (das entsprach vierzehneinhalb Jahren auf der längst vergangenen Welt Terra). Es störte ihn nicht, nicht allzu viel über Politik zu wissen. Was ihn jedoch störte, war, dass ein anderes Reich Corisande überfallen hatte, dass die Stadt, in der er geboren war und lebte, belagert wurde, dass die Armee von Corisande eine echte Niederlage hatte hinnehmen müssen und dass Prinz Hektor bei einem Attentat ums Leben gekommen war. Und mit dem Prinzen war zumindest für Charlz das einzige echte Symbol für die Einheit und die Identität von Corisande gestorben.
    Das war doch Grund genug, sich aufzuregen, oder etwa nicht?
    Trotzdem: wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Charlz es dabei bewenden lassen. Er hätte einfach das Beste gehofft. Aber es ging eben nicht nach ihm. In Manchyr gab es reichlich Leute, die es eben nicht dabei bewenden lassen wollten, und die ihre Stimme immer lauter erhoben. Charlz fand, dass die Wortführer Recht hatten: Das Volk würde sich schon bald für die eine oder andere Seite entscheiden müssen. Charlz hatte sich bereits entschieden. Der Grund für den Krieg mit Charis war ihm egal. Nicht egal hingegen war ihm, dass dahergelaufene, dreckige Fremde sich in seiner Heimatstadt herumdrückten und in das eine oder andere Wespennest stachen.
    (Und dreckig waren sie doch, denn schließlich waren sie unzweifelhaft Fremde, richtig?)
    »Gotteslästerer!«, brüllte er erneut.
    »Gotteslästerer!«, hörte er andere seinen Ruf aufgreifen. Dieses Mal waren es keine seiner Freunde. Aus immer mehr Kehlen erscholl der neue Schlachtruf. Charlz grinste über das ganze Gesicht, während er unter seinen Kasack griff und mit den Fingern den kleinen, schweren Knüppel umschloss, den er an seinem Gürtel trug.
    »Das reicht!«
    Paitryk Hainree war ernstlich überrascht. Aber die Stimme des jungen charisianischen Offiziers vermochte tatsächlich die lärmende Menschenmenge zu übertönen. Wahrscheinlich half es, dass der Offizier ein ledernes Sprachrohr zum Einsatz gebracht hatte. Hainree allerdings war sich sicher: Es lag eher an der Ausbildung der Offiziere. Man brachte ihnen bei, sich auch noch über das Getöse auf einem Schlachtfeld hinweg verständlich zu machen.
    Hainree war noch überraschter davon, dass die vordersten Reihen dieses Mobs tatsächlich ins Stocken zu geraten schienen. Dann kniff Hainree die vor Überraschung geweiteten Augen zusammen und erkannte zumindest einen der Gründe für dieses Zögern. Gewiss, um verstanden zu werden, hatte der Charisianer die Stimme erhoben, aber eben nicht im Zorn. Nein, seine Stimme hatte eher ... Erschütterung verraten. Und nun zeigte sich auch, dass die Körpersprache des jungen Mannes nichts Streitlüsternes besaß: Eine Hand hatte er in die Hüfte gestemmt, das sah Hainree, und ja, tatsächlich: Der junge Offizier da oben auf den Stufen zum Portal stampfte doch allen Ernstes mit dem Fuß auf!
    Er sieht aus wie ein verärgerter Lehrer! Gar nicht wie ein Offizier, der es mit einer feindlich gesinnten Meute zu tun hat!, ging Hainree auf.
    »Es ist Mittwochmorgen!«, fuhr der Charisianer fort. »Ihr alle solltet euch schämen! Wenn ihr schon nicht selbst in die Kirche geht, so solltet ihr alle diejenigen in Frieden die Messe besuchen lassen, die das wünschen!«
    »Was weißt du denn schon von einer Messe, Ketzer?!«, brüllte jemand ihm entgegen - vielleicht war es Aimayl.
    »Immerhin weiß ich, dass ich nicht kurz davor stehe, Steine durch die Fenster einer Kathedrale zu werfen!«, brüllte der Charisianer zurück. Er schüttelte sich in deutlich zur Schau gestelltem Abscheu. »Langhorne allein weiß, was meine Mutter mit mir anstellen würde, wenn sie so etwas über mich erführe!«
    Hainree war ein weiteres Mal überrascht: Es gab tatsächlich welche in der Meute, die lachten (wahrscheinlich sogar zu ihrer eigenen Überraschung)! Andere hingegen fletschten zornig die Zähne, und
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