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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7
Autoren: David Weber
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dieses Mal deutlich weniger heftig ausfiel als beim letzten Mal. Das enttäuschte ihn, aber es überraschte ihn nicht. Die meisten Corisandianer hatten sich nie unmittelbar durch die Politik der Kirche des Verheißenen und der Ritter der Tempel-Lande bedroht gefühlt. Das war in Charis sicherlich anders. Die Charisianer hatten ja auch erfahren müssen, dass eben jene Kirche beziehungsweise die Männer an ihrer Spitze ihr ganzes Königreich zum Tode durch Feuer und Schwert verurteilt hatte.
    Trotzdem wäre es falsch, ja dumm gewesen, so zu tun, als hätten nicht reichlich Corisandianer Zweifel an den derzeitigen Regenten der Kirche. Manchyr lag nämlich weit entfernt vom Tempel oder der Stadt Zion. In Religionsfragen waren daher die Corisandianer deutlich freidenkerischer eingestellt, als das die Inquisition oder das Vikariat normalerweise geduldet hätten. Darüber hinaus hatten zahlreiche Corisandianer bei der Schlacht im Darcos-Sund Söhne, Brüder oder Väter verloren. Diese Seeschlacht war die entsetzliche Konsequenz eines Krieges gewesen, in dem das Fürstentum Corisande und seine Verbündeten gezwungenermaßen als Strohmänner für die Kirche fungiert hatten. Eines also wusste Hainree gewiss: Unter seinen Zuhörern waren auch jene, die von religiösem Eifer und Orthodoxie getrieben wurden; in ihnen loderte weiß glühend Zorn, der alles andere überwog. Doch der weitaus größte Teil der Corisandianer war, was Religion und Kirche anging, deutlich weniger leidenschaftlich. Ihr Widerstand gegen die Kirche von Charis rührte vor allem daher, dass es eben die Kirche von Charis war. Sie sahen diese Kirche untrennbar mit den Bestrebungen des Hauses Ahrmahk verbunden, sich das Fürstentum Corisande einzuverleiben. Mit übersteigerter Orthodoxie hatte das nichts zu tun. Zweifelsohne gab es auch in Corisande so manchen, der insgeheim ebenfalls für eine Reformierung von Mutter Kirche war. Und diese Leute mochten sich von der abtrünnigen Glaubensgemeinschaft durchaus angezogen fühlen.
    Du darfst nicht zu sehr auf der Ketzerei herumreiten, Paitryk!, mahnte sich Hainree innerlich. Sollen doch die, die jetzt schon mit Feuereifer dabei sind, ihre Flammen allein nähren! Pater Aidryn hat schon ganz Recht: die werden auch ohne deine Mithilfe ihren Eifer nicht verlieren. Deine Funken aber solltest du auf den Zunder der anderen regnen lassen!
    »Eines weiß ich ohne jeden Zweifel: Die Zeit wird kommen, und Gott, Langhorne und der Erzengel Schueler werden sich all der Verfehlungen im Glauben annehmen«, sagte Hainree. »Denn das ist Gottes Angelegenheit und Seine allein! Mutter Kirche und ich werden sie ihm nur zu gern überlassen. Aber was außerhalb der Kirche geschieht - was in Corisande geschieht, was hier auf den Straßen von Manchyr geschieht -, das ist Angelegenheit der Menschen! Unsere Angelegenheit! Ein Mensch muss wissen, wo er steht, und wenn er das weiß, dann muss er auch dafür einstehen, und nicht nur unschlüssig mit den Händen wedeln und lamentieren, er wünschte, es wäre irgendwie anders.«
    Die letzten beiden Worte hatte er in einem höhnischen Falsett ausgesprochen, was erneut den Zorn seiner Zuhörer zu entfachen vermochte.
    »Hektor!«, rief ein drahtiger Mann. Obwohl Hainree den Mann nicht sehen konnte, wusste er, dass dessen linke Wange von unschönen Narben überzogen war. Die Stimme hatte er auch sofort erkannt. Was auch sonst! Schließlich war Hainree selbst dabei gewesen, als eine geborstene Gussform und ein Spritzer geschmolzenen Silbers die Narbe auf der Wange erzeugt hatte. Rahn Aimayl war einer seiner erfahrensten Lehrlinge gewesen, bevor die charisianische Invasion Hainrees einst blühendes Geschäft ruiniert hatte, zusammen mit so vielen anderen Geschäften der belagerten Hauptstadt. Hainree war selbst dabei gewesen, als eine Gussform geplatzt war und ein Spritzer flüssigen Silbers die Narbe auf Aimayls Wange erzeugt hatte.
    »Hektor!«, wiederholte Aimayl jetzt. »Hektor!«
    »Hektor, Hektor!«, griffen andere den Ruf auf, und dieses Mal hätte Hainrees Lächeln einer Peitschenechse zur Ehre gereicht.
    »Also«, rief er seinen Zuhörern zu, »letztendlich sind wir mehr als die! Zwar weiß ich nicht, wie es euch geht, aber zu einem bin ich noch nicht bereit - noch nicht, hört ihr! Ich will nicht glauben, sämtliche unserer Lords, unserer großen Männer und die Mitglieder des Parlaments wären bereit, vor Cayleb zu buckeln, genau wie dieser Regentschaftsrat! Vielleicht brauchen diese
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