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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)
Autoren: Jessica Khoury
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Tagesordnung.«
    Ich blicke ihn finster an, aber er lacht nur. »Sie ist neu und anders, Pia. Das ist alles. Warte ein paar Monate und sie ist eine von uns, eine von der Stammbesatzung. Aber du wirst immer einmalig sein, unsterblich und etwas Besonderes. Mach dir also keine Sorgen. Niemand macht dir deinen Platz streitig.«
    »Ich verstehe nicht, wozu wir sie überhaupt brauchen. Bald gehöre ich zum Immortis-Team, dann machen wir weitere Unsterbliche. Wozu brauchen wir Harriet Fields?«
    Sein Lächeln erlischt, dafür nimmt seine Miene einen seltsamen düsteren Ausdruck an. »Ich weiß es nicht.«
    »Meinst du, wenn ich das Sagen habe, heuern sie keine neuen Wissenschaftler mehr an?«
    »Ich weiß es nicht.« Immer noch dieser grimmige Ausdruck. Vielleicht überspanne ich den Bogen, was diese Dr.-Tollpatsch-Geschichte angeht.
    »Du irrst dich«, sage ich. »Ich bin nicht eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die sie bekommt. Aber glaubst du… glaubst du, sie ist hier, weil Onkel Paolo der Meinung ist, ich sei noch nicht so weit? Glaubt er, wir brauchen jemanden als Ersatz, falls ich den nächsten Wickham-Test nicht bestehe?«
    Onkel Antonio schaut mich an. »Nein«, antwortet er leise, aber ich frage mich, ob er es nur gesagt hat, weil es das ist, was ich hören will.
    »Wo kommt sie eigentlich her?«, frage ich, um unserer Unterhaltung die Schwere zu nehmen.
    »Dr. Fields?« Er zuckt mit den Schultern. »Spielt keine Rolle.«
    »Jetzt hör schon auf, Onkel Antonio.« Ich halte das Laufband an, um meinen Pferdeschwanz zurechtzuziehen. Beim Laufen lösen sich immer ein paar Strähnen. »Du interessierst dich genauso für sie wie alle anderen. Ich hab gesehen, wie du ihr gestern beim Abendessen nicht von der Seite gewichen bist. Wie eine Klette hast du dich an sie gehängt.«
    »Ich hab mich nicht an sie gehängt.«
    »Hast du wohl.«
    Er lächelt. »Okay, vielleicht ein bisschen.«
    »Es ist seltsam, findest du nicht? Neue Wissenschaftler, die hierher kommen, haben außerhalb von Little Cam doch ein vollkommen anderes Leben geführt. Fragst du dich das manchmal? Woher sie wohl kommen? Wer sie waren, bevor sie in den Dschungel kamen?«
    Er blickt mich argwöhnisch an. »Wieso? Tust du es?«
    »Das sind doch ganz normale Fragen. Und ich bin Wissenschaftlerin. Es ist meine Aufgabe, Fragen zu stellen, Onkel Antonio.« Ich setze mich neben ihn und kaue eine Weile auf meiner Unterlippe herum, bevor ich leise hinzufüge: »Fragst du dich manchmal… du weißt schon… wie es wohl wäre? Da draußen?«
    Onkel Antonio starrt auf seine Hände. »Da draußen?«
    »Du weißt, was ich meine. Draußen… hinter dem Zaun.«
    Als er mir endlich in die Augen blickt, hat er die Lippen zunächst fest zusammengepresst. »Nein«, antwortet er dann, »das tue ich nicht.«
    Ohne ein weiteres Wort erhebt er sich und geht hinaus.
    Ich blicke auf die Tür, die sich hinter ihm schließt. Ich glaube ihm nicht.
    Kein Wort.
    Als ich an diesem Nachmittag zum wöchentlichen Check in mein Labor gehe, begegne ich auf dem Flur Harriet Fields. Sie sagt Hallo und wedelt auf Hüfthöhe mit der Hand und ich erwidere den Gruß mit einem Nicken. Ich spüre ihren Blick in meinem Rücken, als ich vorbei bin.
    Ich nenne es mein Labor, weil es ganz auf mich ausgerichtet ist. Es ist wie ein zweites Zimmer für mich und ich bin ziemlich stolz darauf. Auf dem Fensterbrett steht eine ganze Reihe Orchideen in Töpfen und die Wände hängen voller Fotos von mir. Sie sind einigermaßen langweilig, weil sie aufgenommen wurden, um zum Beispiel die Entwicklung meiner Gesichtsknochen zu dokumentieren, aber immerhin.
    Onkel Paolo wartet wie üblich schon auf mich. Er sitzt neben dem Untersuchungstisch aus Metall und blättert durch einige ältere Ergebnisberichte.
    »Guten Morgen«, grüße ich. Bei einem Glaskäfig in der Ecke bleibe ich stehen. Die dicke, träge Ratte darin rümpft die Nase. »Guten Morgen, Roosevelt.«
    Onkel Paolo lächelt. »Guten Morgen, Pia.« Ich setze mich auf den Untersuchungstisch. »War bei der letzten Lieferung etwas Gutes für dich dabei?«
    »Skittles.« Ich schwinge mit den Beinen vor und zurück und beobachte, wie er sich auf seinem Klemmbrett etwas notiert.
    »Oh ja.« Er zieht ein Stethoskop heraus und prüft meinen Herzschlag. »Ich habe seit Jahren keine Skittles mehr gegessen. Ich muss mir unbedingt welche besorgen.«
    »Zu spät. Ich habe sie mir schon unter den Nagel gerissen. Sie sind für meine Party.«
    »Die Party«, wiederholt
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