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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du wolltest. Eine böse Geschichte, kein Weihnachtsmärchen. Vergiß sie.«
    »Das kann ich nicht mehr.« Sie griff nach seinen Händen und hielt sie fest umklammert. »Ich will dir helfen. Ich will dir helfen, diese Ulrike zu finden, und dir helfen, keine Dummheit zu machen.«
    »Jetzt habe ich drei Verbündete.« Habicht zwang sich zu einer verzweifelten Fröhlichkeit. »Da muß der Fisch ja ins Netz schwimmen …«
    »Wer sucht sie denn noch?«
    »Dein Chef Rutkin und Chinesen-Otto.«
    »Dann muß es gelingen. Vor allem Chinesen-Otto kennt jeden in St. Pauli und St. Georg. Und der Chef hat viele gute Verbindungen.« Sissi trank einen großen Schluck Rotwein, als sei ihre Kehle verdorrt. »Das wird ja eine Menschenjagd …«
    »Es wird die Suche nach Gerechtigkeit.«
    »Und wenn sie keine Mörderin ist?«
    »Laß dich nicht von ihrem Äußeren täuschen. Es gab Maler, die haben Teufelsfratzen mit Engelsköpfen übermalt …«
    Erst gegen ein Uhr nachts bestellte Habicht ein Taxi und ließ sich nach Hause bringen. Er war nicht mehr fähig, die kurze Strecke zu gehen, und kriechen wollte er nicht. Sissi konnte ihn nicht wegbringen; es waren noch drei späte Gäste gekommen.
    In seinem Zimmer fiel Habicht auf das Bett und breitete die Arme aus.
    »Frohe Weihnachten!« schrie er gegen die Decke. »Und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen … Kotz dich aus, Junge …«
    Die beiden ersten Wochen des neuen Jahres gingen ohne einen Hinweis dahin. Habicht entmutigte das nicht, er kannte das von München her. Erst nach fünf Monaten war die anonyme Nachricht gekommen, an deren Richtigkeit er nicht zweifelte. Der Hamburger Kiez wurde durch Angst zusammengehalten. Verrat brachte körperliche Schmerzen, wenn nicht gerade den Tod, so doch wochenlanges Krankenlager. Da schienen auch die besten Verbindungen von Rutkin und Chinesen-Otto nichts zu nützen, eine Ulrike Sperling war nicht bekannt. Auch ihr Foto wurde mit Kopfschütteln kommentiert.
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Chinesen-Otto bei einem Abendessen. »Entweder ist sie gar nicht in Hamburg, oder sie hat ihr Aussehen verändert. Gründlich verändert. Für Geld können mich die Chirurgen schön machen wie Robert Redford. Oder häßlich wie Quasimodo.«
    »So, wie du bist, reicht's!« Rutkin lachte kurz auf. »Daran habe ich auch schon gedacht. Eine Gesichtsoperation.«
    »Sie wird sich niemals ihr schönes Gesicht verunstalten lassen.« Sissi schüttelte energisch den Kopf. »Ihr versteht das nicht … aber ich als Frau! Ich ließe mich doch nie, nie häßlicher machen! Auch nicht für zehn Jahre Knast!«
    »Hier geht es ums Leben, Süße!« Rutkin säbelte an seiner Ente herum. »Schon eine schiefe Nase verändert dich gründlich. Dazu hängende Lider, ein schmaler Mund …«
    »Gräßlich! Außerdem wird kein Schönheitschirurg einen Menschen häßlicher machen. Nie! Das geht gegen seine Ehre!«
    »Auch Ehre kann man kaufen«, sagte Rutkin sachverständig.
    »Soviel Geld hat sie nicht.« Habicht putzte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Woher auch?«
    »Wenn sie im Drogenhandel hing, hat sie genug Geld.« Chinesen-Otto schlürfte sein Bier und rülpste genußvoll. »Dann hat sie genug, um sich einen goldenen Arsch tätowieren zu lassen.«
    »Wir suchen keinen Arsch, sondern Ulrike Sperling.« Habicht warf die Serviette auf den Tisch. »Ich habe gedacht, daß wenigstens ihr das Schweigen aufbrechen könnt. Warum schützen eure Kollegen eine Mörderin?«
    »Sie wird im Bett 'ne Wucht sein!«
    »Schweine!« rief Sissi dazwischen. »Hier sitzt eine Dame!«
    »Um das festzustellen, brauche ich ein Fernrohr!« Rutkin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Schluß mit den dummen Reden! Der Herr Doktor hat das Problem genau erkannt: Wer sie unter der Bettdecke hat, verrät sie nicht. Und ihre Kolleginnen? Wer möchte mit einem zerschnittenen Gesicht herumlaufen?« Er blickte zu Habicht hinüber, der mit düsterer Miene vor sich hin starrte. »Warum geben wir denn nicht der Polizei einen anonymen Wink?«
    »Nein!« Habichts Stimme klang hart.
    »Und warum nicht, frage ich noch mal?«
    »Wenn die Polizei sie findet, ist sie mir entzogen.«
    »Aber man hat sie! Und sie wird bestraft.«
    »Sagten Sie bestraft, Grigorij Semjonowitsch?« Habicht schnippte nervös und wütend mit den Fingern. »Gibt es für ihre Tat eine Strafe?«
    »Sie sind Jurist, Herr Doktor, nicht ich.«
    »Und deshalb überblicke ich die Lage genau. Der Mord an meinem Sohn
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