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Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Titel: Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Autoren: Alan Dean Foster
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hatte, so rasch auf etwas Außergewöhnliches zu stoßen, war er nicht übermäßig enttäuscht. Er wollte versuchen, sich peu à peu, quasi auf Umwegen, zu den gesuchten Informationen durchzuhangeln, um zu verhindern, dass ein Direktzugriff auf bestimmte Einträge einen Alarm auslöste. Eine scheinbar ziellose, teils zufallsbestimmte Recherche war weitaus weniger geeignet, ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Das reguläre Geburtenregister von Allahabad war da, doch das war es schon, als er vor Jahren von Bali aus darauf zugegriffen hatte. Diesmal jedoch war er auf andere Daten aus, auf Informationen, die ein wesentlich heikleres Thema betrafen. Also sprang er von 533 in das Jahr 530 zurück, tastete sich in immer enger werdenden Kreisen an den Gegenstand seiner Recherche heran, wie ein Geier, der sich auf ein überfahrenes Tier herabsenkt. Und schließlich fand er sie: eine Reihe kleinerer Artikel über die Entlarvung und anschließende Zerschlagung der Meliorare-Society und ihrer illegalen wie frevelhaften Versuche auf dem Gebiet der Eugenik. Als er atemlos die Berichte verschlang, über die Festnahme der Mitglieder und die Verbringung ihrer nichts ahnenden »Experimente« in verschiedene Familien, Krankenhäuser und medizinische Labore, hatte er fast das Gefühl, bei seiner eigenen Erschaffung zugegen zu sein.
    Einiges davon hatte er schon gewusst, anderes war ihm neu. Bei seinem letzten Besuch auf der Erde hatte er nur die Umstände seiner Geburt recherchiert. Von der Meliorare-Society hatte er damals noch gar nichts gewusst, ganz zu schweigen von ihren Experimenten und hochfliegenden Zielen und ihrer Bedeutung für ihn selbst. Als er auf die unzensierten Details über das Euthanasie-Programm stolperte, das die Regierung gezwungen war, an den Opfern der missglückten »Versuchsabläufe« durchzuführen, lief es Flinx eiskalt den Rücken runter, und Pip begann sich unruhig zu regen. Neben sachlichen Beschreibungen enthielten die Berichte auch einiges an Bildmaterial: verstörende Darstellungen von entstellten Körpern, die gequälte Seelen beherbergten. Widerstrebend vergrößerte Flinx ein paar der schlimmsten. Aus Augen voll schmerzgepeinigter Unschuld brach eine unermessliche Flut aus Angst und Entsetzen und Irrsinn über ihn herein. Dann zwang er sich, sie alle anzusehen, den Blick nicht abzuwenden. Jedes dieser unglücklichen Geschöpfe könnte der gleichen Linie entstammen wie er, ein entfernter genetischer Verwandter, auf grauenhafte Weise und ohne eigenes Verschulden entstellt.
    Für einige hatte es keine andere Zukunft gegeben als einen raschen und gnädigen Tod. Denjenigen, die man für hinlänglich überlebensfähig hielt, hatte die Regierung eine neue Identität mit einer neuen Existenz verschafft. Diese lediglich nominell als gesund Eingestuften waren über das gesamte Commonwealth verstreut, sodass eine schlummernde genetische Zeitbombe, die die Society vielleicht in ihre DNA implantiert hatte, im Ernstfall den geringstmöglichen Schaden anrichten konnte. Selbst diejenigen unter ihnen, die man als hundertprozentig normal eingestuft hatte, würden für den Rest ihres Lebens unter ständiger behördlicher Beobachtung stehen.
    Letzten Endes, so wurde in einem der Artikel großartig verkündet, würden diese armen Kreaturen irgendwann aussterben und die etwaigen Folgewirkungen der schändlichen gentechnischen Eingriffe der Melioraren damit Historie sein.
    So weit, so gut – wäre da nicht eine Teilnehmerin der Experimente gewesen, die es verstanden hatte, der Aufmerksamkeit der Behörden lang genug zu entgehen, um einem Kind das Leben zu schenken. Ihre Geschichte und die ihres Sprösslings entzog sich bis heute der Kenntnis des ansonsten schonungslos effizient arbeitenden Staatsapparates.
    Irgendwie war er, Flinx, ihnen durchs Netz geschlüpft, war auf der etwas rückständigen Koloniewelt Moth von einer netten alten Frau großgezogen worden, die keine eigenen Kinder hatte, und unbeobachtet von irgendwelchen Commonwealth-Wissenschaftlern zu einem jungen Mann herangereift. Und nun, da er kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter stand, sah er sich konfrontiert mit den lückenhaften Zeugnissen seiner eigenen Geschichte – die nicht mehr waren als verstreute Schnipsel, die er sich mühsam zusammensuchen musste.
    Er war vielleicht in einem Labor gezeugt worden, dennoch besaß er Eltern wie jeder andere. Die beteiligte Eizelle hatte einer Frau namens Ruud Anasage gehört, das Sperma stammte von
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