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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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gestanden hat, einen solchen Preis zahle. Ich brauche ja allein einen Monat, damit sie ein paar Muskeln bekommt!»
    «Sie haben die Stute geritten!», hielt Mr.   Trapp ihr entgegen. «Hat nicht ein bisschen geschnauft, als Sie sie quer zu den Furchen geritten haben! In einem Monat ist sie vollkommen in Form!»
    Sie fuhr der Stute mit einer Hand über die Gelenkmaus in den Fesselgelenken. «Haben Sie das geschient?»
    Doch der Bauer hörte ihr nicht zu, denn er starrte auf eine Erscheinung, die sich auf dem Pfad näherte, der vom Schloss herüberführte. Das würden sie ihm am Abend in der Schankstube niemals glauben.
    Ein Mann mittleren Alters suchte sich behutsam seinen Weg zwischen den Pfützen. Er trug eine Kniehose aus dunkelblauer Seide und mit Quasten besetzte Stiefel aus weißem Leder, die so lange gewienert worden waren, bis sie glänzten wie Glas. Sein Mantel war aus grauem Samt, sein Hemd und seine Halsbinde aus weißer Seide. Er trug weder Hut noch Perücke, sein silbernes Haar war nach hinten gekämmt und mit einer schwarzen Samtschleife gebunden. Seine Hände waren verschwenderisch beringt. In der rechten Hand trug er einen langen Elfenbeingehstock mit einem goldenen Knauf und geschmückt mit blauen Bändern. Sein schmales, schelmisches Gesicht war gepudert, und auf der linken Wange prangte ein schwarzes Schönheitspflästerchen. Er lächelte den Bauer selig an. «Möge der Regen segensreich auf Ihr Haupt herabkommen, guter Mann.»
    Der Bauer schüttelte den Kopf. «Sir?»
    «Möge das Licht Seines Antlitzes über Ihnen leuchten und Ihnen Frieden geben.» Er sprach mit deutlichem französischem Akzent. «Ist das ein Pferd?»
    Campion lachte. «Hallo, Onkel.»
    Er verzog das Gesicht. «Gütiger Gott! Bist du das, meine liebe Campion? Ich dachte, es sei eine Melkerin. Mr.   Burroughs.» Er verneigte sich ganz leicht. «Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.»
    «Sir», sagte der oberste Kutscher.
    Campion klopfte der Stute den Hals. «Wir kaufen ein Pferd, Onkel.»
    «Ich wüsste nicht, warum. Ihr habt so viele, und sie tun nichts, als im Stall herumzustehen. Du solltest ein Einhorn kaufen, liebe Campion, ein weißes Einhorn mit Perlen am Horn. Bei so einem Tier würde ich vielleicht auch noch reiten lernen.» Er sah den Bauern mit einem seltsamen Lächeln an. «Können Sie sich mich im Sattel eines Einhorns vorstellen, Sir? Ich denke, goldene Zügel würden mir gut stehen, was meinen Sie?» Er legte die Fingerspitzen an die Lippen. «Sie müssen mir verzeihen, lieber Herr, denn Sie kennen leider meinen werten Namen nicht.» Er verbeugte sich vor dem Bauer. «Achilles d’Auxigny, Ihr untertänigster Diener.»
    «Hm?», sagte der Bauer.
    «Dies ist Harry Trapp, Onkel, du solltest ihn nicht so in Verlegenheit bringen.» Campion sah den Kutscher an. «Ich nehme sie, Simon, aber ich zahle nicht mehr, als wir für Pimpernel gezahlt haben.»
    Burroughs grinste. «Ja, Mylady.»
    «Sie entschuldigen mich, Mr.   Trapp?» Sie lächelte ihn an. «Und vielen Dank, dass Sie Emma hergebracht haben.»
    «Sehr gerne, Mylady.» Der Bauer wurde wieder rot, denn Lady Campion reichte ihm die Hand. Er wischte sich die rechte Hand an seinem Kittel ab und ergriff sie. «Vielen Dank, Mylady.»
    «Und sehen Sie zu, dass Sie etwas zu essen bekommen, bevor Sie nach Hause reiten.»
    «Mach ich.» Harry Trapp lächelte sie an. Er wusste genau, wann er es mit einer wahren Aristokratin zu tun hatte, im Gegensatz zu dem aufgeputzten Möchtegern von verrücktem Franzosen.
    Campion nahm ihren Onkel beim Arm und führte ihn zum Schloss zurück. «Du sollst nicht so gemein sein zu den Leuten, mon cher oncle .» Wie immer, wenn sie mit ihm allein war, sprach sie fließend Französisch.
    «Wenn es mir aber doch solchen Spaß macht, deine Bauerntölpel ein wenig aufzuziehen. Die lassen sich so leicht necken.» Er lächelte sie an. «Du siehst schrecklich aus. Musst du dich kleiden wie eine Bäuerin? Und kannst du die Pferde nicht den Stallburschen überlassen?»
    «Ich mag Pferde.»
    «Es wird Zeit, dass du heiratest», sagte Onkel Achilles gereizt. «Ein guter Mann würde dich vom Stall fernhalten.»
    Sie lachte. Sie mochte ihren Onkel Achilles, den jüngeren Bruder ihrer Mutter. Sein älterer Bruder war Duc d’Auxigny geworden, hatte mit dem Herzogtum die Herrschaft über zwanzig französische Dörfer geerbt und war Comte über weitere vierzig geworden, während Achilles als der Jüngere nichts geerbt hatte als einen unbedeutenden Titel,
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