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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite
Autoren: Frank Schätzing
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sondern ...«
    »He!« rief der Scharfschütze. Plötzlich war er hellwach. »Seht mal!«
    Seine ausgestreckte Linke wies auf einen länglichen dunklen Gegenstand, der ein gutes Stück entfernt hinter einer Erhebung zum Vorschein gekommen war. Er flimmerte und blinkte im Sonnenlicht.
    »Was ist das?« fragte der Techniker mit gerunzelter Stirn.
    Der Fahrer trat auf die Bremse, brachte den Jeep zum Stehen und drehte sich zu dem Mann auf der Rückbank um.

    »Du hast die Karte. Müßte da irgendwas sein?«
    Der Scharfschütze legte das Maschinengewehr vor sich hin und zog eine Karte aus einer Tasche, die er sorgfältig, um sie nicht an den falschen Stellen zu knicken oder zu zerreißen, auf dem Sitz ausbreitete. Die beiden anderen beugten sich zu ihm nach hinten.
    Sein Finger strich über das Papier, folgte ihrer Route.
    »Nein.«
    »Vielleicht ein Lager?« mutmaßte der Techniker.
    »Nein, gar nichts.«
    »Amis?« meinte der Fahrer. »Die sind wie Bakterien. Überall.«
    Der Scharfschütze schüttelte den Kopf. »Die Karte hier ist von den Amis, und sie ist auf dem letzten Stand. Alle Landepunkte sind verzeichnet. Wenn die da was hingesetzt hätten, wärʹs drin.«
    Er griff nach einem schweren Feldstecher, hielt ihn gegen die Augen und justierte die Schärfe.
    »Die Iraker haben sich an den unmöglichsten Stellen eingegraben«, gab der Techniker zu bedenken. »Wir sollten weiterfahren.«
    »Das sind keine Iraker. Irakische Bunker siehst du erst, wenn du drinliegst.«
    »Vielleicht haben sieʹs ja mit Absicht nicht verbuddelt.«
    »Eine Falle?«
    »Ja.«
    »Glaube ich nicht. Hast du je irgendwas gesehen, was Saddams Leute nicht verbuddelt hätten ? Das da ist in Sichtweite, also sind wirʹs auch. Wenn da Iraker wären, hätten sie längst das Feuer eröffnet oder kapituliert.«
    »Die feuern nicht immer sofort«, meinte der Fahrer, während er zusah, wie der Scharfschütze mit dem Feldstecher das Terrain absuchte. »Aber du hast recht. Wir sind jenseits der irakischen Routen, ʹne ganze Weile hin bis zu den nächsten Quellen. Es gibt keinen Grund für die Irakis, sich ausgerechnet in dieser Gegend rumzudrücken.«
    »Die Iraker sind verrückt«, murmelte der Techniker. »Die drücken sich noch ganz woanders rum.«
    Der Scharfschütze runzelte die Stirn. Dann ließ er das Sichtgerät sinken und kratzte sich hinterm Ohr.
    »Und? Was entdeckt?«
    »Weiß nicht. Irgend etwas ist da hinten, aber es ist definitiv kein Bunker. Wir können es ignorieren und weiterfahren. Oder wir sehen uns die Sache aus der Nähe an.«
    »Entfernung?« fragte der Fahrer.
    »Schätzungsweise ein Kilometer.« Der Scharfschütze versuchte, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, aber die anderen wußten auch so Bescheid. Es war schwer, in der Wüste Entfernungen abzuschätzen. Im Zweifelsfall rechnete man lieber ein paar Meter drauf. Zu viele Menschen nahmen ein böses Ende, weil sie ihren Augen trauten.
    »Naja.« Der Fahrer setzte seine forscheste Miene auf. »Wenn sie bis jetzt nicht geschossen haben, könnte man es ja mal wagen, hinzufahren.«
    »Und wozu?« fragte der Techniker düster.
    »Wozu? He, wir sind im Krieg! Die bezahlen uns dafür, daß wir mit den Scheißkerlen aufräumen, sie übern Haufen schießen oder gefangennehmen, je nachdem. Wenn wir ein paar von den Burschen dingfest machen, werden sich die Saudis nicht lumpen lassen.«
    Der Techniker schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Leute, wir sind zu dritt. Wir sind nicht die amerikanische Armee. Ich halte das für keinen guten Vorschlag.«
    »Vielleicht doch«, sagte der Scharfschütze. Er hatte den Feldstecher wieder hochgenommen. »Ich willʹs nicht beschwören, aber wenn es das ist, was ich vermute, kann es uns nicht mehr gefährlich werden.«
    »Wieso?«
    »Es sieht kaputt aus.«
    »Und was vermutest du, das es ist?«
    Der Scharfschütze kniff die Augen zusammen. Dann ließ er sich wieder nach hinten sinken, nahm das Maschinengewehr auf die Knie und nickte dem Fahrer zu.
    »Wir sehen nach«, sagte er, ohne auf die Frage einzugehen.
    »Ich halte das immer noch für keinen guten Vorschlag«, murrte der Techniker.
    Der Fahrer ließ den Motor anspringen.
    »Für gar keinen guten Vorschlag! Wir haben keinen entsprechenden Auftrag. Wenn ihr mich fragt...«
    »Dich fragt aber keiner«, sagte der Scharfschütze, ohne unfreundlich zu klingen.
    »Er ist der Boß«, meinte der Fahrer mit einer Kopfbewegung nach hinten, zuckte die Achseln, trat aufs Gas, und das Thema war
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