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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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Verbrechensbekämpfung Anfang August lediglich mit der Hälfte ihrer Beschäftigten. Ludovic unterhielt sich mit den wenigen anwesenden Kollegen. Man sprach über die Hitzewelle.
    Als Ludovic am Büro von Kriminaloberrat Vincent Calderone vorbeikam, telefonierte dieser gerade, bedeutete ihm aber, dass er ihn gleich danach vor der Kaffeemaschine treffen wolle. Unabhängig davon, dass Ludovic Mistral Vincent Calderones Vorgesetzter war, verband die beiden eine freundschaftliche Beziehung. Sie kannten sich seit über zehn Jahren, stammten beide aus der Provence und verstanden sich sowohl persönlich als auch beruflich ausgesprochen gut. Calderone hatte keine Kinder und fuhr daher außerhalb der Saison in Urlaub – im September oder Oktober, je nachdem, welches Reiseziel seine Frau vorschlug. Dienstlich vertraute Mistral Calderone die Fälle an, bei denen viel Fingerspitzengefühl oder absolute Diskretion nötig war.
    »Ganz ehrlich: Ich finde nicht, dass Sie aussehen wie jemand, der gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Haben Sie sich nicht genügend erholt?«
    Calderone fütterte die Maschine mit Zwanzig-Cent-Stücken.
    »Es muss an der Hitze liegen. Und? Wie war der Juli?«, erkundigte sich Mistral. »Nachdem ich nicht angerufen wurde, muss es wohl einigermaßen ruhig zugegangen sein.«
    »Das kann man so sagen. Keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Wir hatten drei banale Vorfälle, die alle so weit aufgeklärt sind. Der Gruppenchef wird Sie gleich informieren. Sie wissen sicher, dass die Chefin Urlaub in Italien macht. Im Augenblick schmeißt ihr Stellvertreter Bernard Balmes den Laden. Ich glaube, für Sie gibt es ein paar administrative Fragen zu klären, aber jetzt im August haben Sie ja vermutlich ausreichend Zeit dafür.«
    »Was zum Beispiel?«
    Auf solche Dinge hatte Mistral nicht gerade die größte Lust.
    »Vor allem Personalangelegenheiten – Beurteilungen und Beförderungen. Ich habe Ihnen einige Vorschläge dazu gemacht; Sie können mir bei Gelegenheit sagen, was Sie davon halten. Dann gibt es eine Gesprächsanfrage von einem Offiziersverband, und außerdem stehen Budgetierung und Materialanforderung auf dem Plan.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Vincent. Was die Materialanforderungen angeht, so haben wir da ja feste Regeln. ›Sage mir, was du brauchst, und ich erkläre dir, wie du ohne es auskommst‹.« Mistral grinste. »Okay, ich werde mich so schnell wie möglich darum kümmern. Für die Beurteilungen brauche ich etwas mehr Zeit. Sie wissen ja sicher, dass wir inzwischen verpflichtet sind, uns mit jedem Mitarbeiter mindestens fünfundvierzig Minuten zu unterhalten. Sonst noch was?«
    »Die Hitze. Zu viele Menschen, die sich nachts auf den Straßen herumtreiben. Man kippt sich einen hinter die Binde, ein Wort gibt das nächste, und schon ist die schönste Prügelei im Gange, die manchmal ordentlich in die Hose geht. Und die Schutzpolizei in den Wachen kriegt den ganzen Mist ab«, berichtete Calderone.
    »Dabei haben wir es noch nicht hinter uns«, bemerkte Mistral mit einem knappen Lächeln. »Der Wetterbericht sagt noch mehrere Tage Hitze voraus. Wie ist denn der Neue, der früher beim polizeilichen Nachrichtendienst war? Der hat doch mit einem unserer Leute getauscht und müsste seit Ende Juni bei uns sein, wenn ich nicht irre.«
    »Meinen Sie Paul Dalmate?«
    »Genau den. Der Typ, der irgendwie immer traurig aussieht.«
    »Der macht sich ganz gut, arbeitet peinlich genau und hat fantastische Beurteilungen von seiner früheren Dienststelle. Er ist nicht besonders mitteilsam und hält sich auch sonst zurück. Und es stimmt – er ist nicht gerade ein fröhlicher Mensch.«
    »Na, vielleicht kommt auf diese Weise mal frischer Wind in die Kripo. Was hat er beim Nachrichtendienst gemacht?«
    »Er saß in der Abteilung ›Soziales‹ und hat hauptsächlich Papierkram erledigt.«
    »Dann kennt er unsere Abläufe noch nicht so richtig?«
    »Nein, eigentlich nicht. Früher hat er mal auf einer Bezirkswache gearbeitet. Zwei Jahre lang. Das sollte ihm eine gute Schule gewesen sein. Sie wissen ja, wie es dort zugeht. Wenn Sie morgens Ihren Dienst antreten, sind die Zellen voll, und wenn Sie abends gehen, haben Sie alle Fälle bearbeitet. Und am nächsten Morgen geht alles von vorn los.«
    »O ja, das kenne ich zur Genüge. Ich habe in der Wache in der Rue Saint-Georges im 9. Arrondissement angefangen. Und was stimmt nicht mit diesem Dalmate?«
    »Eigentlich ist er ganz in Ordnung. Er hat sich zur
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