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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester
Autoren: Frewin Jones
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Herzog Cornelius und seine Söhne griffen ein Schlangenbanner an. Das Tal selbst war ein brodelnder, tödlicher Kessel: Markerschütterndes Kampfgeschrei erfüllte die Luft, und die Ritter hieben verbissen aufeinander ein, während die Hunde herumsprangen und die Pferde zu Boden rissen.
    Die beiden Banner des Elfenreichs, das Mond- und Sonnenbanner, waren getrennt worden: Das Mondbanner wurde hinten auf dem Schlachtfeld von Graf Valentyne und seinen Rittern verteidigt, aber das Sonnenbanner war schon auf halber Höhe der Puckheide angelangt, und die Ritter, die sich darum geschart hatten, drängten mit aller Macht voran. Plötzlich stürmte eine kleine wagemutige Gestalt die Puckheide hinauf, das blitzende Schwert hoch erhoben. Zara!
    Doch im nächsten Moment jagte ihr ein Trupp Grauer Ritter nach und umzingelte sie von hinte n – wie Sturmwolken, die die Sonne verdunkel n –, und der schwarze Umhang des Anführers blähte sich unheilvoll wie ein Paar Fledermausflügel.
    »Oh nei n – sie haben Zara!«, rief Tania entsetzt.
    Cordelia sprang von ihrem Einhorn. »Hilf ihr, schnell!«, schrie sie und gab Tanz einen Schlag auf die Flanke. »Ich suche mir ein Pferd und folge dir, so schnell ich kann.«
    Tanz stürmte los und jagte mit wehender Mähne den Hang hinab und zur Puckheide hinauf. Tania kniff die Augen vor dem Wind zusammen, ihr Schwert fest in der Hand und tief über Tanz’ Hals gebeugt. Das Einhorn, das schneller lief als jedes Pferd, holte Gabriel Drakes Truppe bald ein. Diese Ritter waren die gefährlichsten Feinde auf dem Schlachtfeld, weil sie mit Schwertern aus Isenmort bewaffnet und von ihren Bernsteinstirnbändern geschützt waren. Aber Tania hatte keine Angst mehr vor Gabriel Drake und seinen Kreaturen. Wochenlang hatte er ihr Albträume geschickt und ihr das Leben zur Hölle gemacht, doch damit war jetzt Schluss. Heute würde sie die Macht brechen, die er über sie ausübte.
    Tanz stürzte sich auf Gabriels Pferd und stieß ihm sein Horn mit voller Wucht in die Flanke, sodass Tania von seinem Rücken flog. Erde und Himmel wirbelten um sie herum, aber sie rollte sich geschickt am Boden ab und war kurz darauf wieder auf den Beine n – ein wenig benommen, ja, aber unversehrt, das Schwert erneut zum Schlag erhoben.
    Die Grauen Ritter gerieten in Verwirrung, als sie Drakes Pferd stürzen sahen, und ein paar von ihren Schindmähren krachten der Länge nach auf den Boden, andere bockten und warfen sich herum, um dem Chaos zu entkommen. Gabriel war in hohem Bogen über den Kopf seines Pferdes gesegelt und lag reglos am Boden, von seinem schwarzen Umhang bedeckt wie von einem Leichentuch.
    Laut brüllend stürzte Tania zu ihm, und ihr Helm fiel ihr vom Kopf, sodass ihr langes rotes Haar hervorquoll und im Wind peitschte. Dann stand sie über Gabriel, ihr Schwert hoch erhoben. Das war der Moment, auf den sie gewartet hatte. Jetzt oder nie! Ein einziger, gut gezielter Streich, und Gabriels Herrschaft über sie wäre für immer beendet.
    Doch sie zögerte. In einem fairen Zweikampf hätte sie ihn töten können, aber ihm einfach das Schwert in die Brust zu bohren, während er hilflos am Boden lag? Alles in ihr sträubte sich dagegen. Langsam senkte sie ihr Schwert und trat zurück. Aus dem Augenwinkel sah sie einen Trupp Elfenritter den Hang heraufdonnern, angeführt von Sancha und Rathina. Die beiden Prinzessinnen warfen sich auf Drakes versprengte Ritterhorde und kämpften verzweifelt gegen die Isenmortschwerter. Gabriel kam wieder zu sich. Er richtete sich mithilfe eines Ellbogens auf und schüttelte benommen den Kopf.
    »Steh auf!«, schrie Tania.
    Gabriel kam wieder ganz auf die Beine, schwankte aber gefährlich in seinem aufgebauschten Umhang. Dann starrte er Tania an, seine Augen blitzten hämisch.
    »Heb dein Schwert auf!«, befahl sie ihm.
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte er, bückte sich und riss sein blinkendes Metallschwert hoch. »Ihr seid eine Närrin, Tania. Und jetzt werdet ihr einen Narrentod sterben.« Mit erhobenem Schwert stürzte er sich auf sie.
    Tania parierte seinen Hieb, sprang zur Seite, und ihr eigenes Schwert verfehlte ihn knapp, als er an ihr vorbei-stolperte. Aber Drake reagierte blitzschnell, riss seine Klinge hoch und schmetterte ihren nächsten Angriff ab. Jetzt standen sie einander gegenübe r – seine silbrig glänzenden Augen blickten in ihre goldgesprenkelten grünen. Gabriel ließ sein Schwert herabsausen, aber Tania schmetterte seinen Hieb ab und stieß
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