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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester
Autoren: Frewin Jones
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überbrachten schlimme Nachrichten: Prinzessin Rathina hatte den Hexenkönig von Lyonesse aus den Verliesen des Elfenpalasts befreit, wo Oberon ihn gefangen gehalten hatte. Nun ließ der Zauberer seine schreckenerregenden Grauen Ritter auf das Elfenreich los. Die drei Prinzessinnen hofften, mit Tanias und Titanias Hilfe ins Elfenreich zurückzukehren und den Hexenkönig zu besiegen.
    Doch dann drang eine Horde von Grauen Rittern in die Welt der Sterblichen ein, mit Lord Gabriel als ihrem grausamen Anführer. Tania, Edric und die Elfenprinzessinnen schafften es mit letzter Kraft, den Rittern zu entkommen, und nachdem sie Titania endlich gefunden hatten, flüchteten sie ins Elfenreich zurück.

Der Palast

I
    T ania starrte aus dem steinernen Bogenfenster in den weiten blauen Himmel des Elfenreichs, noch ganz benommen von dem ausgestandenen Schrecken. Sie konnte kaum glauben, dass sie alle am Leben ware n – ihre Schwestern, ihre Mutter und Edric. Fürs Erste waren sie hier oben im Bonwyn Tyr in Sicherheit, dem braunen Turm, der zwischen den riesigen Wäldern von Esgarth und der königlichen Palastanlage aufragte.
    Tanias Freude über die wundersame Rettung hielt allerdings nicht lange an, denn hier im Elfenreich musste etwas Schreckliches passiert sein.
    »Weh uns, ein großes Unheil ist über das Land gekommen!«, murmelte Zara, die neben ihr stand. »Im Elfenreich müsste Hochsommer sein. Die Sommersonnenwende ist noch nicht vorüber und die Blätter welken an den Bäumen wie in einem verfrühten Herbst.«
    Tania dachte an ihren Kurzaufenthalt im Elfenreich vor wenigen Tagen: Da waren die schlanken Espenbäume, die den Turm umgaben, noch dicht belaubt gewesen, das Gras hatte hoch und saftig gestanden auf dem Hang, der zum Palast hin abfiel. Aber jetzt gingen die Espen ein, der Boden war braun und das Gras vertrocknet wie nach einer langen Sommerdürre. Die Wälder von Esgarth in der Ferne waren in Herbstfarben getaucht.
    »Wer hat das getan?«, fragte Tania entsetzt.
    »Es ist die Handschrift des Hexenkönigs«, sagte Titania grimmig und trat neben sie. »Krankheit und Tod folgen ihm auf dem Fuß. Uns bleibt nur zu hoffen, dass nicht das ganze Reich so schwer betroffen ist.« Mit funkelnden Augen fügte sie hinzu: »Doch solange das Königshaus überdauert, wird das Elfenreich nicht untergehen.«
    Tania lehnte sich aus dem Fenster und spähte zu den verdorrten Espen hinunter. Ihr Herz klopfte schneller. »Da unten sind zwei Graue Ritter«, wisperte sie. »In den Bäumen.«
    Edric fasste sie am Arm und zog sie zurück. »Sie dürfen dich nicht sehen, Tania.«
    »Warum nicht?«, fuhr Cordelia trotzig dazwischen. »Es ist an der Zeit, dass wir gegen den Hexenkönig ins Feld ziehen. Je schneller wir diesem Pack den Garaus machen, desto besser.«
    »Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn wir uns jetzt mit ihm anlegen«, wandte Tania ein. »Die Grauen Ritter wissen nicht, dass wir im Elfenreich sind, und das sollte auch möglichst lange so bleiben.«
    »Tania hat Recht«, stimmte die Königin zu. »Wir müssen uns unbemerkt in den Palast schleichen. Wenn die Grauen Ritter uns entdecken, wird es noch schwerer für uns, Oberon zu finden. Aber lasst uns zuerst ein wenig rasten und unsere Wunden versorgen.« Stirnrunzelnd fügte sie hinzu: »Cordelia blutet am Arm.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit, unsere Wunden zu lecken«, protestierte Cordelia.
    »Und doch, was würde es uns nützen, wenn du vor Schwäche und Blutverlust in Ohnmacht fielest, Schwester?«, sagte Sancha, die sich bückte und ein Stück von ihrem Rocksaum abriss. Widerstrebend ließ sich Cordelia die Wunde am linken Arm verbinden.
    »Und jetzt fort von hier«, rief Zara, »geschwind!« Aber dann erstarrte sie. »Es gibt nur einen einzigen Weg aus dem Turm. Wie sollen wir unbemerkt an den Wachen vorbeikommen?«
    »Nichts leichter als da s – wir setzen ihnen eine andere Beute vor«, sagte Cordelia. »Kommt, ich zeige euch, wie wir entfliehen können.« Damit ging sie zu der steinernen Wendeltreppe, die auf das flache Turmdach hinaufführte, und starrte nach oben. »Wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein«, sagte sie. »Es könnte sein, dass wir Eden tot vorfinden.«
    Entsetztes Schweigen war die Antwort. Titania schlug sich die Hand vor den Mund, und ihre Augen weiteten sich vor Angst.
    Eden hatte ihre drei Schwestern hierhergebracht und ihnen den Durchgang zur Welt der Sterblichen geöffnet, aber sie war ihnen nicht gefolgt. Niemand wusste, was mit ihr
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