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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester
Autoren: Frewin Jones
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von Tania und Eden entfernt zum Stehen brachte.
    »Sei tapfer!«, wisperte Eden Tania zu, als Gabriel Drake sein Pferd vorwärtstrieb. Unmittelbar vor Tanz hielt er an. Das Einhorn schnaubte und stampfte mit dem Vorderhuf, wich aber nicht zurück.
    »Wie schön, Euch wiederzusehen, geliebte Braut!«, hob Gabriel mit aalglatter Stimme an. »Unsere letzte Begegnung bescherte mir einen Schmerz, den ich nicht so leicht vergessen werde.« Er fasste mit einer Hand an seine Schulter und berührte die Stelle, an der ihn Titanias schwarzes Schwert getroffen hatte. »Eure Halbmutter, die Königin, hat Euch von mir ferngehalten, doch sehe ich sie heute nicht. Habt Ihr sie versteckt, weil Ihr hofft, sie schützen zu können?« Er lachte leise. »Eine vergebliche Hoffnung, Mylady. So seid Ihr also gekommen, um endlich das Ehegelübde mit mir abzulegen, Tania? Werden wir jetzt endlich ganz vereint sein?«
    Tania hob ihr Kinn und blickte Gabriel Drake herausfordernd in die Augen. Wortlos hob sie den Arm, zum Zeichen, dass der Herold sprechen sollte.
    »Die sieben Prinzessinnen des Königshauses Aurealis, rechtmäßige Herrscherinnen über das Immerwährende Elfenreich, fordern den Zauberer von Lyonesse hiermit auf, dieses Land mit seinen Truppen für immer zu verlassen!«, rief der Herold mit hoher klarer Stimme. »Allen, die ihre Waffen niederlegen, wird sicheres Geleit gewährt. Sollte der Zauberer von Lyonesse jedoch unserer Forderung nicht nachkommen, so werden wir ihn und seine Truppen aus dem Elfenreich verjagen, und alle, die nicht in der Schlacht ihr Leben lassen, werden für alle Zeiten in ein Bernsteingefängnis verbannt.«
    Eine bedrohliche Stille senkte sich herab. Gabriel Drake starrte Tania an, als wolle er durch pure Willenskraft ihr Blut zu Eis gefrieren lassen. Aber sie hielt seinem Blick unerschütterlich stand und zum ersten Mal jagten ihr seine silbrigen Augen keinen Schrecken ein. Sie würde heute falle n – entweder durch die Hand der Grauen Ritter oder durch Gabriels Schwert. Sancha hatte es gesehen. Es gab nichts, was sie dagegen tun konnte, außer dem Tod so tapfer zu begegnen, wie sie nur konnte.
    Gabriels Lächeln erlosch und ein unbehaglicher Ausdruck trat in sein Gesicht. »Ihr habt Euch verändert, Mylady«, zischte er. »Etwas schirmt Euren Geist gegen mich ab. Es ist kein Zauber, den würde ich erkennen. Es muss etwas anderes sein. Etwas in Euch selbst.« Er richtete sich auf und lächelte wieder. »Doch was kümmert mich das? Es ist einerlei, ob Ihr Euch von mir abkapselt. Euer Schicksal ist unausweichlich. Ihr werdet mir gehören, Mylady, mit Leib, Geist und Seele.«
    Er wartete auf eine Antwort, ihr Schweigen brachte ihn sichtlich aus der Fassung. Wütend blickte er zum Hang hinauf, wo die Elfenarmee sich sammelte. »Wie ich sehe, habt Ihr eine neue Verbündete in Eurem Schwesternkreis, Mylady«, zischte er hämisch. »Doch setzt nur nicht allzu viel Vertrauen in Rathin a – sie ist nicht mehr Herrin ihrer fünf Sinne.« Er hob die Hand und schnippte mit den Fingern. »Die Prinzessin ist Wachs in meinen Händen. Wenn die Zeit reif ist, muss ich nur ein einziges Wort sprechen, und sie wird sich gegen Euch wenden.«
    Tania sagte immer noch nichts, hielt einfach seinem Blick stand, bis er wegschaute.
    Dann sprach Eden und ihre Stimme war ruhig und furchtlos. »Sagt, warum zeigt sich Euer neuer Herr nicht? Will er nicht sehen, wie grün das Gras auf der Salisocheide ist?«, sagte sie. »Mit Rathina an unserer Seite wird der Tod niemals in diesem Land triumphieren.«
    Gabriel lächelte sie spöttisch an. »Wollt Ihr uns Furcht einjagen mit Eurem grünen Gras, Mylady? Ich kenne die Macht der Sieben. Es ist eine schwache, eine weiche Macht. Nein, Mylady, und wäre jeder Grashalm aus Kristall und jede Blume ein Elfenritter, die Sense von Lyonesse würde sie dennoch niedermähen. Der König wird sich zeigen, Mylady, zweifelt nicht dara n – doch bis das geschieht, werden alle Blumen im Elfenreich zertreten sein.« Er hob den Arm und gab einem der Grauen Ritter ein Zeichen.
    Die hässliche Kreatur öffnete den Mund und verkündete mit hoher schriller Stimme: »Seine allergnädigste Majestät, der Großkönig von Lyonesse, wird nun, als Wiedergutmachung für seine widerrechtliche Gefangennahme durch Oberon Aurealis, das Elfenreich in Besitz nehmen. Titania, ehemals Königin, und alle ihre Töchter werden sich seiner Gnade ergeben, und die Truppen, die sich versammelt haben, werden die Waffen niederlegen
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