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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle
Autoren: Tobias O. Meißner
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herauszuhandeln.
Das dauert leider seine Zeit. Gibt es sonst noch Fragen, bevor ich mich auf den
Weg mache?«
    Â»Ja, ich habe noch
zwei«, sagte Rodraeg. Er betrachtete den Kopf von Oobo. Der hölzerne Schädel
blickte ungerührt nach vorn. »Die Götter. Die Quellen. Erde am Lairon-See und
Feuer im Land der Affenmenschen. Wasser und Luft fehlen, aber niemand kennt die
richtige Reihenfolge. Was sollen wir in dieser Hinsicht unternehmen?«
    Â»Nichts. Absolut
nichts. Es ist Naenns Aufgabe, sich um den Kontakt mit den Göttern zu kümmern.
Sobald ich dazu beigetragen habe, die Schwarzwachsquelle zu sichern, werde ich
Naenn eine Pilgerfahrt dorthin ermöglichen. Oder hast du dir die Zeit genommen,
dir die Quelle genau anzuschauen, Rodraeg Delbane?«
    Â»Ich habe eher
versucht, mich von ihr fernzuhalten, um nicht an ihr zu ersticken.«
    Â»So kommt man den
Göttern nicht näher. Kümmert ihr euch um eure Aufträge, die sind schwierig
genug. Naenn und wir kümmern uns um alles, was über dem Irdischen liegt.«
    Rodraeg spürte Ärger in
sich aufsteigen. Der über siebzigjährige Bengel behandelte ihn wieder genauso
herablassend wie in Aldava. Seine zweite Frage wäre gewesen: ›Könnt Ihr mir mit
meinem Husten helfen?‹ Aber er kannte die Antwort: ›Ich bin kein Heilmagier,
Rodraeg Delbane, das habe ich schon damals in dem Katakombenraum deutlich
gemacht.‹ Er konnte sich die Frage also sparen.
    Â»Und die zweite Frage?«
erkundigte sich Riban mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Â»Gibt es …
inzwischen eine offizielle Verlautbarung der Königin in Bezug auf den
Affenmenschenfeldzug?«
    Â»Ja, die gibt es. Kurz
nachdem die Gerüchte und Zeugnisse aus Carlyr über Aldava herbrandeten, ließ
sich unsere hochverehrte Königin Thada doch noch zu einer öffentlichen
Stellungnahme herab. Nach ihrer Lesart war dieser Feldzug kein Eroberungs-,
sondern ein Erkundungsfeldzug, der erfolgreich abgeschlossen wurde. Es ging
wohl darum, herauszufinden, ob die Affenmenschen eine neuartige magische Waffe
entwickelt haben oder nicht. Eine solche Waffe wurde im Entwicklungsstadium
tatsächlich vorgefunden und restlos zerstört. Den damit einhergehenden
Konfrontationen fiel bedauerlicherlicherweise die Hälfte des entsandten
königlichen Heeres zum Opfer. Unter den Überlebenden seien zahlreiche
Erkrankte, deren Genesungsaussichten allerdings als vielversprechend gewertet
werden.«
    Rodraeg hustete in
seine zusammengeballte Faust. »Und was haltet Ihr von der ganzen Sache?«
    Riban zuckte die
Schultern. »Ich? Ich denke, es war genau andersherum. Die Königin wollte eine
neuartige magische Waffe ausprobieren, deshalb waren dem Heer so viele Magier
zugeordnet. Als geeignetes Testgebiet erkor man die unwirtlichen, von
Scheusalen bevölkerten Landstriche jenseits der Felsenwüste. Aus mir
unbekannten Gründen ging der Versuch nach hinten los und kostete über tausend
Soldaten das Leben. Selbstverständlich muß das ganze jetzt in einem nobleren
Licht dargestellt werden.«
    Hellas lachte spöttisch
auf. »Das ist bei uns ganz ähnlich. Da unsere Eroberung der Schwarzwachsquelle
nicht ganz hingehauen hat, werten wir die Mission im Nachhinein als Erkundung
und bezeichnen sie als vollen Erfolg. Krepiert wurde aber dennoch.«
    Ribans Augenbrauen
zogen sich zusammen. »Nun, ihr habt nicht die Hälfte eurer Leute verloren.«
    Â»Wir nicht. Aber
Erdbeben. Und die Kruhnskrieger erst recht«, blieb Hellas unbeirrt. »Und das
ganze nur deshalb, weil der Kreis in Aldava nicht herausfinden konnte, daß die
Waldmine von Aldava aus gesteuert wird. Wir wären ganz anders vorgegangen, wenn
wir mehr gewußt hätten.«
    Â»Dieses Versäumnis habe
ich bereits zugegeben«, erwiderte Riban laut. »Aber wir konnten nichts
herausfinden, ohne vor Ort zu sein. Dafür brauchen wir das Mammut.«
    Â»Schon gut, schon gut«,
lenkte Hellas ein. »Alles, was ich sage, ist: Die Methoden von Aldava bleiben
immer die Methoden von Aldava. Wir brauchen nicht über die Königin die Köpfe zu
schütteln, solange wir selbst nicht wissen, was wir tun.«
    Die Runde schwieg.
Rodraeg war beeindruckt von Hellas, der sich offensichtlich auch über alles
seine Gedanken machte. Hoffentlich war es nicht nur das altkluge Gebaren Ribans,
das den Bogenschützen wütend machte. Rodraeg fiel plötzlich auf,
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