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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee
Autoren: James Barclay
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verstümmelten Körper, aber ungebrochenem I Willen kommen sie zu dir. Allwissender Gott, ich flehe dich an.«
    Die Erde über dem Massengrab wellte sich, als hätten die Toten! Julius’ Worte vernommen. Diese Toten hatten keine Köpfe mehr, und doch hatte Gorian ihnen das Leben zurückgegeben. Sie waren für ihn nutzlos, und doch quälte er sie. Auch wenn sie nichts spürten, war die Verletzung ihrer Ruhe empörend. Roberto fand es genauso schändlich wie Julius.
    Adranis …
    Roberto stieg vorsichtig hinab. Dahnishev rief ihm zu, er solle bleiben, wo er war, aber Roberto hörte nicht auf ihn. Die Toten direkt unter ihm hatten sich etwas entfernt.
    »Roberto, bleib doch, wo du bist!«
    »Mein Bruder!«, rief er zurück, obwohl ihm die Worte fast im Hals stecken blieben. »Dieser Bastard hat meinen Bruder zurückgeholt.«
    »Nein, Roberto«, rief Dahnishev. »Das stimmt nicht. Es ist nur ein Körper, der sich bewegt. Dein Bruder ist tot. Denk doch an deine eigenen Worte. Bitte.«
    »Mein Bruder«, wiederholte er und sprang ganz hinunter.
    Er rannte zu den Gräbern. Julius betete jetzt. Roberto trat zu ihm und machte das Zeichen des Allwissenden vor der Brust. Auf diesem und einigen anderen Gräbern weiter rechts bebte die frisch aufgeworfene Erde. Ein Dutzend Arme und Oberkörper schoben sich durch die dünne Schicht Erde nach draußen.
    »Macht weiter, Julius«, sagte er. »Bitte schenkt ihnen die Ruhe. Schenkt meinem Bruder die Ruhe.«
    »Sie können mich nicht hören, Botschafter. Ich habe sie gebeten, still zu liegen und unseren Herrn zu suchen, aber das tun sie nicht. Ich verstehe es nicht.« Er wandte sich tränenüberströmt an Roberto. »Was macht Ihr überhaupt hier unten?«
    Wieder rief Dahnishev etwas herab. Roberto sah ihn winken und zur Straße deuten.
    »Ich will Euch retten. Die Toten kommen zurück.«
    »Denen kann ich helfen. Sie werden auf mich hören, weil sie sehen können.«
    »Nein, das werdet Ihr nicht tun.«
    Doch Julius war schon auf und davon und rannte am Fuß der Klippe entlang. Roberto folgte ihm. Trotz des gezogenen Schwerts fühlte er sich sehr verletzlich. Die Rüstung trug er noch, aber er hatte keinen Schild. Als er höheres Gelände erreichte, bemerkte Roberto etwa dreißig oder mehr Tote, die in ihre Richtung kamen. Es war eine kleine Abteilung, die unabhängig von den anderen agierte.
    Roberto runzelte die Stirn. »Wie kann das sein?«
    »Ihr, die ihr an den Allwissenden glaubt, kommt zu mir.« Julius hatte wieder die Arme ausgebreitet. »Betet mit mir und kehrt um auf eurem Weg.«
    »Julius, hört auf«, rief Roberto. »Das ist doch Wahnsinn.«
    Das war es auch. Dahnishev brüllte vom Felsvorsprung herunter, und die anderen Ärzte drängten Roberto, den Pfad zur Klippe hinaufzuklettern. Die Toten waren noch zehn Schritte entfernt. Julius marschierte ihnen unverdrossen entgegen. Er sah die Gefahr nicht und wähnte sich sicher in seinem Glauben.
    »Sie werden Euch töten, Ihr könnt ihnen nicht helfen.«
    »Die Arme des Allwissenden sind für euch immer offen. Ich weiß, dass ihr an ihn glaubt. Die Stimme in euren Köpfen ist nicht die Stimme Gottes.«
    »Julius!«, brüllte Roberto.
    Dann blieb er stehen. Julius hörte einfach nicht. Roberto stand nun direkt vor dem Pfad. Der Sprecher war ihm ein paar Schritte voraus und den anrückenden Toten schon sehr nahe. Ihr Anblick schien ihn nicht zu stören. In seinem Wahnsinn zeigte er wenigstens Mut. Die Toten konzentrierten sich ganz auf Julius, einige andere liefen weiter den Abhang hinauf, um sich zur Haupttruppe auf der Straße zu gesellen.
    Für Roberto hatte die Szene etwas Unwirkliches. In einer leblosen Landschaft stand er auf matschigem, verfaultem Gras zwischen den Trümmern zerstörter Bäume und beobachtete die Toten, voller Blasen und giftgrün verfärbt, die sich einem Mann näherten, der sie retten wollte. Vielleicht bemerkten sie dies sogar, aber irgendein innerer Zwang raubte ihnen jedes Gefühl und ließ ihre Augen stumpf werden. Alle hatten Schwerter, viele waren zusätzlich mit Schilden bewaffnet. Vorne kamen die Kämpfer der Konkordanz, aber in ihrer Mitte marschierten auch Tsardonier. Roberto wäre am liebsten den Pfad zur Klippe hinaufgeklettert, aber irgendeine stärkere Kraft hielt ihn zurück.
    Julius war unterdessen stehen geblieben, jetzt baute er sich vor ihnen auf und sprach sie direkt an. Er betete für sie, nannte alle, die er kannte, beim Namen, und drängte sie, anzuhalten und sich zu besinnen. Doch
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