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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee
Autoren: James Barclay
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sie marschierten einfach weiter. Eine Klinge blitzte, Julius sprang zurück, und die Schneide verfehlte seinen Bauch um Haaresbreite. Seine Stimme aber schwankte nicht, sondern schien sogar noch mehr Kraft zu gewinnen. Die Toten formten einen Halbkreis um ihn. Sie wollten ihn umzingeln und niedermachen.
    »Verschwindet dort, Julius. Werft Euer Leben nicht fort!«, schrie Roberto. Er näherte sich dem Priester und wollte ihn zur Not einfach wegzerren, um ihn zu retten.
    Eine weitere Klinge und dann noch eine wurden gegen Julius geschwungen. Ein Streich traf seinen Arm und schnitt durch die Kleidung bis ins Fleisch, der zweite pfiff knapp über seinem Kopf vorbei. Julius stolperte rückwärts, glitt aus und stürzte. Roberto sprang die letzten paar Schritte zu ihm. Er hackte nach dem nächsten Bein und durchtrennte es fast. Der Legionär kippte zur Seite, prallte gegen eine weitere Kämpferin und riss auch sie um. Einen Augenblick lang geriet der Marsch der Toten ins Stocken. Roberto packte Julius am unverletzten Arm und schleppte ihn zum Pfad zurück.
    »Julius, dort hinauf.«
    Der Sprecher drehte sich zu Roberto um. Endlich war der Schleier der Verwirrung gewichen. Jetzt zeigte seine Miene nackte Angst.
    »Ich kann sie nicht …«
    »Hinauf!«
    Roberto zerrte ihn weiter über den trügerischen Boden. Die Toten folgten ihnen mit gleichmäßigem Schritt. Der Kämpfer, den Roberto niedergestreckt hatte, konnte nicht mehr laufen, kroch aber über den Boden und war immer noch darauf aus, seine perverse Pflicht zu erfüllen. Julius hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
    »Hinauf, Sprecher Barias.« Roberto legte ihm einen Arm um die Schultern, zog ihn hoch und erwürgte ihn fast, als sein Arm abrutschte und am Hals des Sprechers hängen blieb. »Klettert hoch und seht Euch nicht um.«
    Roberto stieß ihn in Richtung des Weges und machte sich bereit, sich den Toten zu stellen. Er duckte sich unter einem Hieb durch und trat dem Angreifer die Füße weg. Dann eilte er gebückt weiter, drehte sich und rammte eine tote Angreiferin. Die Frau verlor das Gleichgewicht und stürzte zurück. Roberto warf sich sofort wieder nach rechts. Neben seinem linken Fuß prallte eine Schwertklinge auf den Boden. Er rollte sich ab. Die Toten wandten sich nun gegen ihn. Da kam ihm eine Idee.
    Er richtete sich auf und wich zurück, bewegte sich nun aber den Abhang hinunter in Richtung der Burg. Langsam.
    »So ist es gut«, sagte er. »Hier entlang. Kommt nur hier entlang. Nur ein paar Schritte.«
    Julius hatte den Weg durch die Felsen erreicht und wartete. Roberto stellte unterdessen fest, dass nicht alle Toten seinen Köder geschluckt hatten. Wenn dies bedeutete, dass sie tatsächlich unabhängig voneinander denken konnten, dann steckte die Konkordanz sogar in noch größeren Schwierigkeiten, als Roberto gefürchtet hatte.
    »Steigt hoch, Julius.«
    Roberto konnte die Toten nicht sehr weit locken. Weiter unten vor dem Abhang waren ein paar Hundert andere versammelt, ausnahmslos Tsardonier. Auch auf der Straße drängten sich Leute. Aus dieser Entfernung konnte er nicht erkennen, ob es Tote oder Lebende waren, aber die Tatsache, dass sie keinen Laut von sich gaben, reichte ihm als Beweis – sie schwatzten nicht und sangen nicht, niemand rief Befehle. Er schüttelte den Kopf und konnte immer noch nicht ganz fassen, welch schreckliches Verbrechen Gorian begangen hatte.
    In einem Bogen bewegte er sich zur Klippe zurück. Er hatte sich höchstens zehn Schritte entfernt und blickte nun den Weg hinauf. Julius stieg nicht weiter hoch, sondern kehrte zu den bebenden Gräbern zurück.
    »Nein! Idiot! Geht hinauf, das ist die einzige Möglichkeit.«
    Jetzt rannte Roberto los. Die Toten verfolgten ihn unbeirrt, und hinten lösten sich einige aus der Gruppe, um ihm den Weg abzuschneiden. Julius war stehen geblieben und blickte nervös hin und her.
    »Hinauf! Steigt den verdammten Weg hoch! Gott umfange mich, nun macht schon!«
    Es war zu spät. Roberto war wieder bei Julius, aber inzwischen hatte der erste Tote bereits den Weg erreicht. Andere folgten. Die paar, die Roberto fortgelockt hatte, kehrten ebenfalls zurück, weitere kamen von der Straße herauf. Als Roberto genauer hinschaute, sank ihm das Herz. Die Toten begannen zu klettern. Er stieß das Schwert in die Scheide.
    »Herzlichen Glückwunsch, Julius. Ich glaube, damit habt Ihr uns beide umgebracht.«
    »Sie wollten nicht hören«, sagte der Priester. »Sie konnten mich nicht hören.«
    Roberto
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