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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung
Autoren: Vampira VA
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fiepte eine Ratte.
    Irina wischte sich die Lippen sauber und trat hinaus auf die Straße, setzte ihren Weg fort.
    Moskau .
    Sie hatte oft überlegt, was sie an diese Stadt band.
    Vielleicht lag es am Blut ihrer Menschen.
    Vielleicht gab es tatsächlich kleine, aber feine Unterschiede zwischen dem Blut verschiedener Völker. Wie zwischen den verschiedenen Jahrgängen ein- und derselben Rebsorte.
    Vielleicht auch nicht .
    Irina lächelte.
    Ein Mann, der ihr entgegenkam, bezog es auf sich, erwiderte das Lächeln - und ahnte nicht, wieviel Glück ihm in diesem Augenblick beschieden war .
    Die Vampirin dachte an Max Beaderstadt.
    Sie hatte nicht wirklich vorgehabt, ihn zu töten. Aber sie wollte, daß er es glaubte. Deshalb hatte sie ihm nicht einfach nur am Telefon gedroht, sondern ihn nach Moskau bestellt. Um ihm zu zeigen, welchen Respekt er ihr zu zollen hatte.
    Immerhin, er war auserwählt. Einer von wenigen, die mehr genossen als nur Irinas Gunst. Sie waren zu wahrhaft Großem berufen. Sie durften teilhaben an der Weissagung und ihrer Erfüllung dienen. Konnte es eine größere Aufgabe geben?
    Nicht nach Irinas Verständnis. Denn die Prophezeiung war ihr Leben, ihr ganzer Daseinszweck geworden, nachdem sie sich ihr offenbart hatte, damals im Vatikan, vor zweiundzwanzig Jahren.
    Und nichts durfte ihr Ziel gefährden!
    Irina verlangsamte ihren Schritt. Sie konnte sicher sein, daß Max Beaderstadt und sein Gefolge alles in ihrer Macht stehende tun würden, um diese neu aufgetauchte Vampirin aufzuspüren.
    Eine Überlebende . Was war ihr Geheimnis? Wie hatte sie der Vernichtung im Jahre 1998 - über die Irina wenig mehr wußte, als daß sie geschehen war - entgehen können? Sie mußte über besondere Fähigkeiten verfügen. Oder war sie tatsächlich ein Neuanfang in der Historie der Vampire?
    Konnte dann die Macht bloßer Menschen genügen, sie zu bezwingen? Oder bedurfte es dazu einer ebenbürtigen, vielleicht sogar überlegeneren Kraft? Der einer Vampirin eben: ihrer eigenen.
    Der Gedanke an ihre Herkunft schien Irina seltsam unwirklich. Zwar trank sie noch immer Blut, um ihren Körper jung zu erhalten, doch ansonsten war alles aus ihr gewichen, was einst, vor der Begegnung mit dem Pergament, die Vampirin ausgemacht hatte.
    Sie übertrug nicht einmal mehr den Keim, der ihre Opfer zu Dienerkreaturen werden ließ.
    Vermutlich war dies auch der Grund dafür, warum sie als einzige der Vernichtung entgangen war: weil sie nun einer anderen Macht diente.
    Irina ging noch langsamer. Ließ den Blick schweifen.
    Moskau . Vielleicht würde sie die Stadt bald schon verlassen.
    Verlassen müssen.
    Richtung Sydney .

Epilog
    Anderthalb Wochen später
    Auf der nördlichen Erdhalbkugel begann es gegen Mittag dieses Tages aus zuvor völlig heiterem Himmel warnungslos und in sturzflutartiger Manier zu regnen.
    Über dem Kloster von Coimbra ballten sich fette schwarze Wolken, als wären sie aus dem Nichts dorthin gemalt worden. Die Äbtissin saß zu dieser Zeit in ihrer Amtsstube und überprüfte die Bilanzen des Winzereibetriebes, der dem ansässigen Orden der Karmeliter gehörte. Als sich der Himmel verdunkelte, blickte sie von ihren Papieren auf.
    In diesem Moment zuckte der erste Blitz aus den Wolken. Er fuhr geradewegs auf das Kloster herab und spaltete eine uralte Eiche in dem von Kreuzgängen umgebenen Innenhof.
    Das Fenster der Schreibstube wies zum Hof hin, so daß die Äbtissin, nachdem sich ihre Augen von dem blendenden Lichtzacken erholt hatten, genau in die lodernden Flammen des Baumes blickte, dessen Brand auch die herabstürzenden Wassermengen nicht zu ersticken vermochten.
    Kreidebleich wurde die Leiterin des Klosters.
    Sie hatte dergleichen schon viermal erlebt. Das erste Mal in der Nacht, als Jerusalem unterging. Und zuletzt vor wenigen Tagen.
    Jedesmal waren die abnormen Unwetter heftiger geworden. Und diesmal .
    »Das fünfte Zeichen«, murmelte die Äbtissin, das Gesicht wächsern und gelbstichig zugleich.
    Als sie sich erhob, tat sie es so hölzern und unkontrolliert, daß der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, nach hinten kippte und zu Boden fiel.
    Sie achtete nicht darauf.
    Ihr ganzer Körper prickelte und brannte, als läge er unter einem Ameisenhügel begraben und müßte dort erdulden, daß er über und über mit der Säure des Geziefers besprengt wurde.
    Langsam, jeder Schritt eine Mühsal, verließ sie die Stube und begab sich zu Lucias Zimmer, vor dem sich schon eine Traube von Schwestern versammelt
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