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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung
Autoren: Vampira VA
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der Dämmerung nach Hause geschickt, damit niemand seine Besucherin sah (und damit ihr niemand zum Opfer fiel!), aber er wollte verhindern, daß jemand auch nur zufällig Zeuge seiner Begegnung mit Irina wurde, ein übereifriger Mann vom Wachdienst etwa.
    Nicht zuletzt handelte er damit auch in Irinas Sinn. Immerhin hatte sie selbst sein Büro in Moskau als Treffpunkt vorgeschlagen (gefordert war wohl der passendere Ausdruck). Bei vorherigen Treffen waren sie einander bisweilen in Hotelzimmern begegnet, ab und an auch an verschwiegenen Orten außerhalb der Stadt. Nie aber hatte Irina ihn zu sich bestellt. Wo sie »lebte«, wußte Beaderstadt demzufolge nicht - und damit stand er vermutlich nicht allein.
    Irina ließ nicht die allergeringste Sicherheitsregel außer acht. Ihre heutige Position, ihre Macht und ihre absolute Bedeutung für »die Sache« kamen nicht von ungefähr.
    Auch diese Raffinesse, Irinas Voraus- und Umsicht zählten zu den Gründen, aus denen Max Beaderstadt sich klein und hilflos fühlte im Vergleich zu ihr, nichtig geradezu, obschon er in der Hierarchie ihres Bundes auf oberer Ebene rangierte.
    An der Spitze indes gab es nur einen Platz - den Irina ganz allein besetzte. Und diese Spitze ragte weit über alles andere auf!
    Als Max Beaderstadt sich wieder umdrehte, war Irina verschwunden, in die Schatten eingetaucht, einer von ihnen geworden.
    Eine Weile lauschte er angestrengt, aber er hörte nichts außer seinem eigenen Atem und dem harten Pochen seines Herzens, das ihm wie dumpfer Trommelschlag vorkam.
    »Es gibt also Probleme?« Irinas Stimme kam aus dem Nichts.
    »Ja, wie ich schon sagte ...«, erwiderte Beaderstadt. Sein Blick irrte hin und her.
    Und er berichtete, wie er in Sydney auf Lilith Eden, die Hybridin, aufmerksam geworden war. Davon, daß er sie ausfindig gemacht hatte, weil er sie ihrer aller Sache, ihrem gemeinsamen Ziel zunutze machen wollte - als stärkste, mächtigste aller Chimären! Mit seinem Sohn Armand hatte er sie vermählen wollen, um ein wahres Überwesen zu schaffen - und war gescheitert .. . 2
    Max Beaderstadt verstummte.
    Und Irina schwieg.
    Die Stille wurde zu etwas Erstickendem, wie Gift, das die Luft durchwob und Beaderstadt den Atem nahm. Nervös begann er an seinem Kragen zu nesteln, immer unruhiger werdend, und schließlich empfand er sich ankündigende Panik.
    Als Irina endlich aus dem Dunkeln trat, fühlte sich der Milliardär geradezu erleichtert, obwohl ihre Miene keinen Zweifel daran ließ, was sie am liebsten mit ihm getan hätte.
    Er hob die Hände, nicht zu hastig, nicht zu ergeben; die Geste sollte beruhigend wirken, nichts sonst.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge«, sagte er dann, nicht entschuldigend, sondern wiederum nur beruhigend, »wir ...«
    Ein Blitzen in Irinas Blick unterbrach ihn.
    »Du hast mich enttäuscht, Max« sagte sie leise. Gefährlich leise.
    Beaderstadt schluckte. Aber er wich ihrem Blick nicht aus. Er bewahrte Haltung. Er war nicht irgendwer!
    Und er war nicht allein .
    Lautlos rief er nach dem, was in ihm hauste, Geist und Leib mit ihm teilte und sich beider bediente, wenn es seinen Zielen zuträglich war.
    Aber erhielt keine Antwort.
    Nur etwas wie eine ... Regung verspürte er. Als erwache etwas in ihm, einem schlafenden Tier gleich, das träge ein Auge öffnete, weil es in seiner Ruhe gestört worden war.
    Doch allein aus diesem Gefühl zog Beaderstadt Kraft. Ein wenig jedenfalls. Und genug, um vor Irina nicht im Staub zu kriechen.
    »Du mißverstehst die Situation«, wandte er ein. »Gib mir nur etwas Zeit, und ich werde diese Chimäre finden und töten! Ich -«
    »Du verstehst nicht« gab Irina kalt zurück. »Diese Chimäre, wie du sie nennst, ist womöglich wertvoller für uns, als du es dir vorstellen kannst. Dein Versagen liegt daran, sie entkommen zu lassen.«
    »Aber ...«, begann Beaderstadt - und verstummte, als er sich darüber klar wurde, daß nicht einordnen konnte, auf was Irina hinauswollte. Der einzige Fakt, dessen er sicher sein konnte, war sein Scheitern - und die Strafe, die Irina Versagern zuteil werden ließ.
    Hilf mir! flehte er stumm in die Tiefe seines Ichs hinab, hoffend, daß Irina die Zweigleisigkeit seines Denkens nicht bemerkte.
    »Dieses Wesen ist keine Laune der Natur, keine abnorme Hybridin«, fuhr Irina fort. »Sie ist eine Vampirin!«
    »Eine ... Vampirin?« echote Beaderstadt. »Aber es gibt keine -«
    »Du ahnst nicht, wie recht du hast«, fiel Irina ihm ins Wort. »Aber aus anderem Grund.
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