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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition)
Autoren: Eva-Ruth Landys
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nur teilnahmslos vor sich hin. Er hätte früher eingreifen sollen! Wycliff hatte seine älteste Tochter wirklich fast totgeschlagen. Er würde ihm deshalb später noch einmal ins Gewissen reden. »Cathy?«, sagte er freundlich, »so heißt du doch, nicht wahr? Dein Vater hat es nicht so gemeint. Er ist ganz verzweifelt, weil Billie von den Felsen im Wald gestürzt ist. Ich glaube, sein Arm ist gebrochen. Das ist sehr schlimm! Dein Vater hat sich so schreckliche Sorgen gemacht. Du hättest nicht fortlaufen dürfen.« Statt einer Antwort beugte sich das Mädchen mit einem Mal nach vorne und erbrach sich, heftige Krämpfe schüttelten es. Dann begann es zu zittern wie Espenlaub.
    »Ich wollte nicht …«, stammelte es. »Es tut mir alles so leid! Ich wollte Billie nicht im Stich lassen. Ich wollte doch nur das schöne Mädchen anschauen.«
    »Isobel de Burgh«, sekundierte der Wildhüter.
    Cathy nickte stumm und brach dann in Tränen aus: »Und dann hat sie mich gesehen und wollte unbedingt, dass ich mit ihr gehe …«, die Worte, die vorher nicht hatten kommen wollen, würgte sie nun heraus, als müsste sie sich ein weiteres Mal übergeben, »und ich musste dann mit ins Haus … und alle waren böse auf mich … aber Miss Isobel wollte unbedingt, dass ich ein Kleid von ihr anziehe und mit ihr spiele … und dann kam Miss Hunter und hat mich so sehr an den Haaren gezogen … und jetzt will sie dafür sorgen, dass wir hinausgeworfen werden.« Ihr Weinen ging in ein atemloses, panisches Schluchzen über.
    »Ah!« Der Wildhüter kannte die junge Miss de Burgh und ihren eisenharten Willen nur zu gut. Wenn er auf Whitefell mit dem Herrn sprach, hatte er es oft genug erlebt, wie das junge Mädchen dem vernarrten Vater auf der Nase herumgetanzt war. Dass sich ein Kind wie Cathy einer Isobel de Burgh nicht widersetzen konnte, war ihm nur zu verständlich. Und Miss Hunter, das alte Reptil, war wirklich eine Hexe. Statt ihre Erziehungskünste dort anzubringen, wo sie bitter notwendig waren, hatte sie stattdessen das schuldlose Kind gequält und zu Tode geängstigt. Sicher hätte das Mädchen seinen Pflichten nachkommen sollen, aber das hatte es wirklich nicht verdient. Er würde in dieser Sache versuchen, mit Mr de Burgh zu sprechen, der ihm sehr vertraute. Begütigend strich er Cathy über das nasse, schlamm- und blutverschmierte Haar. »Du musst dich deswegen nicht sorgen, Cathy! Das wird schon nicht passieren. So viel Macht hat Miss Hunter nicht, auch wenn sie sie gerne hätte. Du stehst jetzt besser auf und legst dich in den Stall ins Stroh zu den Schafen. Da wirst du es warm genug haben heute Nacht. Ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn du deinem Vater heute noch einmal unter die Augen kommst.«
    Er half dem Mädchen, wieder auf die Füße zu kommen und sah ihm kopfschüttelnd nach, als das Kind in Richtung Stall taumelte. Er verspürte großes Mitleid mit dem armen, misshandelten Ding. Ohnehin sollte er sich jetzt auf den Weg ins Dorf machen und Martha Pole, die Kräuterfrau und Hebamme, wegen Billie holen. Da würde er sie gleich bitten, auch nach dem geschundenen Mädchen zu sehen.
    Martha Pole war die einzige Helferin, die bei Unfällen und Krankheiten von der einfachen Bevölkerung zu Rate gezogen werden konnte. Die Dienste eines Arztes konnten sich die ärmeren Schichten einfach nicht leisten. So war man auf das weitgehend überlieferte Wissen der Frau über Kräuter, Tinkturen und erste Hilfe bei Unfällen angewiesen. Außerdem war sie auch zuständig für Geburten. Aber Martha Pole war eine verständige und sehr heilkundige Frau, fast besser als der studierte, feine Arzt, der sich vor Jahren in der Nähe von Wilton niedergelassen hatte. Sicherlich würde sie Rat bei Billies Verletzungen wissen, obwohl der Wildhüter befürchtete, dass das Kind einen bleibenden Schaden zurückbehalten würde.
    Der besorgte Vater war ihm auf der Suche nach seinem Sohn begegnet. Thomson hatte ihm berichtet, dass sich Billie von seinem Strick losgemacht und unbemerkt – wohl in dem Wunsch Cathy nachzulaufen – verschwunden war. Schließlich hatten sie ihn gemeinsam nach mehrstündiger Suche bewusstlos am Fuße der gefährlichen Felsen im Wald gefunden und so schnell es ging nach Hause geschafft. Es sah wirklich schlecht aus für den kleinen Billie. Sein Vater würde sich eine teure, langwierige Behandlung nicht leisten können und was sollte dann aus dem Jungen werden? John Finley seufzte tief. Das Schicksal war manchmal hart. Aber
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