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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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alter Knabe«, sagte er mit breitem Lächeln.
    »Die Männer, die du ausgeschickt hast, sind alle tot«, erwiderte Waylander kalt. »Jetzt bist nur noch du übrig.«
    Karnak nickte. »Ich habe versucht, meinen Sohn zu schützen. Keine Entschuldigung. Er ist … tot. Du lebst. Laß es damit zu Ende sein.«
    »Ich wähle das Ende selbst«, sagte Waylander und ging an dem großen Drenai vorbei zum Kaiser, der noch immer angekettet an der Wand stand. »Es hieß immer, du wärst ein Mann von Ehre«, sagte Waylander zu ihm.
    »Darauf war ich immer stolz«, antwortete der Kaiser.
    »Gut. Wie du siehst, habe ich zwei Möglichkeiten, Majestät. Ich kann dich töten, oder ich kann dich gehen lassen. Aber dann mußt du einen Preis bezahlen.«
    »Nenne ihn, und wenn es in meiner Macht steht, soll er dir gehören.«
    »Ich will, daß der Angriff auf die Nadirwölfe eingestellt wird, daß die Armee zurückbeordert wird.«
    »Was bedeuten die Nadir dir?«
    »Weniger als nichts. Aber meine Tochter ist bei ihnen.«
    Der Kaiser nickte. »Es wird geschehen, wie du wünschst, Waylander. Und für dich selbst willst du nichts?«
    Der Attentäter lächelte müde. »Das kann mir niemand geben«, sagte er.
     
    Angel schob den Tisch zur Treppe, wo er ihn auf die Seite kippte, so daß die feindlichen Bogenschützen auf dem Absatz oben keine Sicht mehr hatten. Dann sank er in die Hocke und blickte sich in der Halle um.
    Die Gothir hatten am elften Tag der Belagerung das Fallgittertor bezwungen, und die Verteidiger hatten sich in die trügerische Sicherheit der Inneren Festung zurückgezogen. Die älteren Frauen und Kinder verbargen sich in den unteren Ebenen der Festung, während – wie Angel es vorhergesagt hatte – die jüngeren Frauen nun mit den Männern die Verteidigung der Zitadelle übernommen hatten.
    Es waren nur noch fünfundachtzig Männer übrig, und diese waren müde bis zur Verzweiflung, als die Belagerung in den dreizehnten Tag ging. Die Barrikaden am Eingangstor zum Burgfried hielten, doch die Gothir hatten die äußeren Mauern erstiegen und waren durch unbewachte Fenster hineingeklettert. Jetzt kontrollierten sie alle oberen Ebenen und unternahmen gelegentlich einen Angriff auf die schmalen Treppenabgänge. Noch öfter aber schickten sie einfach Pfeile in die dichtbevölkerte Halle hinunter.
    Ein Pfeil traf mit einem dumpfen Laut den umgedrehten Tisch. »Ich weiß, daß du da bist, Arschgesicht!« brüllte Angel.
    Miriel kam zu ihm. Sie hatte abgenommen. Die Haut ihres Gesichts spannte sich, und ihre Augen glänzten unnatürlich. Seit Sentas Tod hatte sie gekämpft, als wäre sie von einem Todeswunsch besessen. Angel hatte es schwer gehabt, sie zu schützen, und hatte zwei kleinere Verletzungen davongetragen, eine an der Schulter, die andere am Unterarm, als er sich den Kriegern, die Miriel umringten, in den Weg warf.
    »Wir sind am Ende«, sagte sie. »Die Barrikade wird sie nicht mehr lange aufhalten.«
    Angel zuckte die Achseln. Eine Antwort war nicht nötig. Miriel hatte offensichtlich recht, und Angel spürte, wie sich unter den Nadir eine düstere Resignation ausbreitete. Miriel setzte sich neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. Er legte den Arm um sie. »Ich habe ihn geliebt, Angel«, sagte sie kaum hörbar. »Ich hätte es ihm sagen sollen, aber ich wußte es nicht, bis er nicht mehr da war.«
    »Und deswegen fühlst du dich schuldig? Daß du die Worte nicht ausgesprochen hast?«
    »Ja. Er hat mehr verdient. Und es ist so schwer hinzunehmen, daß er …« Sie schluckte, unfähig, das Wort auszusprechen. Mit einem gezwungenen Lächeln hob sich ihre Stimmung für einen Augenblick. »Er hatte eine solche Lebensfreude, nicht wahr? Und er war immer so geistreich. Senta war ein ganzer Kerl, oder?«
    »Ja, ein ganzer Kerl«, stimmte Angel ihr zu. »Er hat sein Leben in vollen Zügen gelebt. Er kämpfte, liebte …«
    »… und starb.« Sie sagte es rasch und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
    »Ja. Aber – bei Shemak! – wir alle sterben.« Angel seufzte; dann lächelte er. »Um mich selbst tut es mir nicht leid. Ich hatte ein erfülltes Leben. Aber es macht mich traurig zu wissen, daß … du jetzt hier bei mir bist. Alles liegt noch vor dir – oder sollte es zumindest.«
    Sie nahm seine Hand. »Wir werden in der Leere zusammen sein. Wer weiß, welche Abenteuer auf uns warten. Und vielleicht ist er da … und wartet!«
    Ein weiterer Pfeil krachte in den Tisch; dann hörte Angel Stiefelgetrappel auf der
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