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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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einem Geheimversteck unter einem Eichenschreibpult holte er das Fünfte Buch der Beschwörungen und studierte das neunte Kapitel. Er schloß die Augen, sprach die Worte der Macht und schwebte über den Mauern von Kar-Barzac. Doch es gab keinen Weg an der pulsierenden Macht vorbei, die von unterhalb der Festung ausstrahlte. Dann, so plötzlich wie Sonne auf Sturm folgt, verblaßte die Macht und erstarb. Zhu Chao war verblüfft. Rasch schickte er seinen Geist auf die Suche in das Labyrinth unter der Zitadelle und fand den Priester Ekodas, der den Kristall an sich drückte. Er spürte das Aufwallen seiner Gabe, seinen wachsenden Ehrgeiz, seine keimenden Begehren.
    Er sprach mit dem Priester und spürte einen verwandten Geist. Als Ekodas sagte, er würde den Kristall nach Gulgothir bringen, wußte Zhu Chao, daß der Priester die reine Wahrheit sagte. Er hatte Mühe, seinen Triumph vor Ekodas zu verbergen, und kehrte in seinen Palast zurück.
    Waylander war tot. Der Kristall war sein. Und in wenigen, kurzen Augenblicken würden die Seelen der Könige Shemak geopfert.
    Und der Sohn eines Schuhmachers würde Herrscher der Erde sein!
     
    Wieder hatte sich die Armee der Gothir zurückgezogen, doch die Verteidiger auf den Mauern waren jetzt dezimiert und erschöpft bis zur Verzweiflung. Dardalion ging von einem zum anderen der Dreißig und blieb nur beim Leichnam des dicken Merlon stehen. Er war an dem zerstörten Tor gestorben, als er sich in die Masse der Krieger geworfen hatte, die durch das zerbrochene Fallgitter gestürmt waren. Orsa Khan und eine Schar von Nadirkriegern waren zu ihm geeilt, und gemeinsam hatten sie die Angreifer zurückgeschlagen. Doch gerade als die Gothir sich in ihr Lager zurückzogen, war Merlon zu Boden gesunken, aus zahlreichen Wunden blutend.
    Er starb binnen weniger Augenblicke. Dardalion kniete neben dem Toten nieder. »Du warst ein guter Mann, mein Freund«, sagte er leise. »Möge die QUELLE dich willkommen heißen.«
    Aus dem Augenwinkel sah er Angel aus der Halle kommen, den Leichnam des Schwertkämpfers Senta in den Armen. Dardalion seufzte und stand auf. Miriel kam als nächste; an ihrer Seite war ein kleiner Junge. Der Abt ging zu ihnen und wartete schweigend, als Angel seinen toten Freund hinlegte. Vor dem silbergerüsteten Abt wich der kleine Junge zurück und verschwand in die Halle.
    »Wo ist Ekodas?« fragte Dardalion schließlich.
    »Er lebt«, sagte Angel. »Und der Kristall ist zerstört.«
    »Die QUELLE sei gelobt! Ich war nicht sicher, ob selbst Ekodas die Kraft haben würde.«
    Er sah, daß Miriel etwas sagen wollte, doch Angel kam ihr rasch zuvor. »Es war eine Schöpfung des Bösen«, sagte er.
    Ekodas erschien in der Tür und blinzelte im nachlassenden Tageslicht. Dardalion lief zu ihm. »Du hast es geschafft, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich.« Er wollte den Priester umarmen, doch Ekodas stieß ihn weg.
    »Ich habe gar nichts getan – nur einen Mann sterben lassen«, flüsterte er. »Laß mich, Dardalion.« Der Priester taumelte davon.
    Der Abt wandte sich wieder an Miriel. »Erzählt mir alles«, sagte er. Miriel seufzte und berichtete von dem Kampf mit dem Ungeheuer, von Sentas Tod. Ihre Stimme war leise und tonlos, ihr Blick leer. Dardalion spürte ihren Schmerz und ihren Kummer.
    »Es tut mir leid, mein Kind. So schrecklich leid.«
    »In allen Kriegen sterben Menschen«, sagte Miriel tonlos. Wie im Traum ging sie davon zu den Wehrgängen.
    Angel deckte Senta mit seinem Mantel zu; dann stand er auf. »Ich würde Kesa Khan am liebsten umbringen«, zischte er.
    »Damit erreichst du nichts«, erwiderte Dardalion. »Geh mit Miriel. Sie ist gefährdet und könnte zu Schaden kommen.«
    »Nicht, solange ich lebe«, sagte Angel. »Aber sag mir, Abt, wozu? Warum mußte Senta dort unten sterben? Bitte sag mir, daß es einen Sinn hatte. Und ich will nichts von Stammeseinern hören.«
    »Ich kann nicht alle deine Fragen beantworten. Ich wünschte, ich könnte es. Aber kein Mensch weiß, wohin ihn seine Schritte letzten Endes lenken, oder zu welchen Ergebnissen seine Taten führen. Aber eins kann ich dir sagen, und ich bitte dich, es in deinem Herzen zu bewahren und zu keiner lebenden Seele ein Wort davon zu sagen. Dort ist sie, da auf dem Wehrgang. Was siehst du?«
    Angel blickte auf und sah Miriel, gebadet in das feurige Licht des Sonnenuntergangs. »Ich sehe eine schöne Frau, zäh und doch sanft, stark und doch liebevoll. Was sollte ich deiner Ansicht nach sehen?«
    »Was ich
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