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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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unbenutztes Gästezimmer handelte. Er verbarg seine Armbrust in den Falten des schwarzen Umhangs des Toten und trat hinaus in den Gang. Die Treppe war rechts von ihm, und er eilte darauf zu. Auf den Stufen hörte er Schritte, ging jedoch weiter. Zwei Ritter kamen um eine Biegung und stiegen zu ihm hinunter.
    »Wer hat den Attentäter getötet?« fragte der erste.
    Waylander zuckte die Achseln. »Ich nicht, leider«, sagte er und setzte seinen Weg fort.
    »Wer ist denn sonst noch da oben?« fragte der erste Mann und faßte Waylander an der Schulter. Der Attentäter fuhr herum, die Armbrust im Anschlag.
    »Niemand«, sagte er – und schoß einen Bolzen ab, der dem Mann in den offenen Mund und weiter ins Hirn drang. Der zweite Ritter versuchte davonzulaufen, doch Waylander schoß noch einmal und traf den Mann im Nacken. Er fiel auf die Stufen und regte sich nicht mehr.
    Der Attentäter lud die Armbrust mit seinen letzten beiden Bolzen; dann ging er weiter.
     
    Als seine Ketten gelöst wurden, spannte Karnak sich, doch eine Messerspitze berührte seine Kehle, und er wußte, daß ein Kampf sinnlos wäre. Der große Drenaigeneral starrte die Männer, die seine Arme hielten, finster an. »Bei allen Göttern, ich werde mir eure Gesichter merken«, erklärte er.
    Einer von ihnen lachte. »Dann mußt du dich nicht mehr lange erinnern.«
    Sie zerrten ihn aus dem Verlies in den fackelerhellten Korridor. Er sah Zhu Chao bei einer Tür stehen. »Die Pest auf dich, du gelber Hund!« rief er.
    Der Kiatze antwortete nicht, sondern trat beiseite, als Karnak in das Innere Heiligtum geführt wurde. Auf dem Steinboden war mit Kreide ein Pentagramm gezeichnet, und man hatte Golddrähte so zwischen Kerzenhalter aus rostigem Eisen gespannt, daß sie einen sechszackigen Stern über der Kreidezeichnung bildeten. Karnak wurde zu einer Wand gezerrt, wo er wieder an den Handgelenken angekettet wurde. Er sah, daß schon ein anderer Gefangener da war, ein großer schlanker Mann, der trotz der Schrammen und Blutergüsse im Gesicht königlich wirkte.
    »Ich kenne dich«, flüsterte Karnak.
    Der Mann nickte. »Ich bin der Narr, der Zhu Chao vertraute.«
    »Du bist der Kaiser.«
    »Ich war«, erwiderte der Mann verdrießlich. Er seufzte. »Die Schlange tritt ein …«
    Karnak drehte den Kopf und sah die purpurgewandete Gestalt Zhu Chaos näher kommen.
    »Heute abend, meine Herren, werdet ihr das höchste Geschenk der Macht miterleben.« Seine schrägstehenden Augen glänzten, als er sprach, und der Hauch eines Lächelns umspielte seinen dünnlippigen Mund. »Ich schätze, daß ihr mein Vergnügen nicht teilt, obwohl ihr wesentlich dazu beitragen werdet.« Er beugte sich vor und legte eine Hand auf Karnaks massige Brust. »Ihr müßt wissen, ich beginne damit, dir das Herz herauszuschneiden und es auf den goldenen Altar zu legen. Diese Gabe wird den Diener unseres Gottes Shemak herbeirufen.« Er wandte sich an den Kaiser. »Und dann kommst du an die Reihe. Du wirst als Ganzes geopfert, und der Dämon wird dich verschlingen.«
    »Mach, was du willst, Zauberer«, fauchte der Kaiser, »aber langweile mich nicht länger.«
    »Ich versichere, Eure Hoheit wird sich nicht mehr lange langweilen.« Drei Männer betraten den Raum, die einen blutüberströmten Körper trugen. Zhu Chao drehte sich um. »Ah«, sagte er. »Meine angebliche Nemesis! Bringt ihn her!«
    Die Ritter legten den Toten auf den Fußboden. Zhu Chao lächelte. »Seht nur, wie kümmerlich er im Tod aussieht, das Gesicht vom scharfen Schwert eines tapferen Ritters wegrasiert? Seht ihr, wie …« Er brach ab. Seine Augen starrten die rechte Hand des Toten an. Der Mittelfinger fehlte; es war eine alte Wunde, bedeckt von einer weißen Narbe. Zhu Chao kniete nieder und hob die rechte Hand des Mannes hoch. Am Ringfinger steckte ein rotgoldener Ring, geformt wie eine zusammengerollte Schlange. »Ihr Idioten!« zischte Zhu Chao. »Das ist Onfel! Seht doch nur den Ring!« Zhu Chao kam ungeschickt auf die Füße. Wütend und fassungslos brüllte er: »Waylander lebt! Er ist im Palast. Raus! Ihr alle! Findet ihn!«
    Die Ritter stürmten aus dem Raum. Zhu Chao knallte die Tür zu und ließ einen schweren Riegel zufallen.
    Karnak lachte dröhnend. »Er wird dich umbringen, Zauberer. Du bist schon so gut wie tot!«
    »Halt dein stinkendes Maul!« kreischte Zhu Chao.
    »Wie willst du mich dazu bringen? Womit willst du mir drohen?« fragte der riesige Drenai. »Mit dem Tod? Das glaube ich nicht. Ich kenne
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