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Die drei Hellwang-Kinder

Die drei Hellwang-Kinder

Titel: Die drei Hellwang-Kinder
Autoren: Horst Biernath
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sagte sie mit einem kleinen Zögern in der Stimme, »den dritten Brief innerhalb von acht Tagen...«
    »Wird er schon ungeduldig, daß du so lange fortbleibst?«
    »Er spricht es nicht direkt aus, aber ich spüre es aus jedem Wort, daß er mich zurückwünscht und daß ihm die gewohnte Ordnung fehlt. Er klagt über Appetitlosigkeit — nun, du weißt ja, wie verwöhnt er ist...«
    Hellwang nickte, er kämmte sich die Schläfenhaare mit den Fingern zurück: »Ja, ja, Mutter, ich verstehe — du kannst natürlich nicht ewig hier bei uns bleiben. Vater ist schließlich nicht mehr der Jüngste...«
    »Auch Trix hat mir geschrieben...«
    »So?« fragte Hellwang nicht übermäßig interessiert.
    »Sie läßt dich natürlich herzlich grüßen. Augenblicklich ist sie mit ihrem Chef auf einem Röntgenologen-Kongreß in Wien. Sie will versuchen, auf dem Rückweg für ein paar Stunden bei euch Station zu machen...«
    »Nett von ihr«, murmelte er, »jedenfalls werden die Kinder sich freuen. Erzähl ihnen aber nichts von dem Besuch, damit es keine enttäuschten Gesichter gibt, wenn Trix etwas dazwischenkommt.«
    Die alte Dame nickte ihm zu, sie schob die Nadeln tiefer in die Maschen, legte die Brille ab und verwahrte sie mit dem Strickzeug zusammen in Luisas Handarbeitskorb.
    »Und wie soll das hier bei euch weitergehen, Konrad, wenn ich fort bin?« fragte sie schließlich mit einem blanken Vorstoß in alle jene Fragen, die seit Wochen wie unerlöste Gestalten zwischen ihnen standen und nur auf das Stichwort warteten, um sie zu bedrängen und Antwort zu fordern.
    »Irgendwie wird es schon weitergehen«, murmelte er und ließ die Schultern resigniert hängen.
    »Hast du denn keine bestimmten Pläne?«
    »Eigentlich nicht, oder wenn ich mir Gedanken gemacht habe, so habe ich höchstens daran gedacht, die Dinge wenigstens vorläufig laufen zu lassen. Geht es weiter, dann ist es gut, und geht es nicht, nun, dann muß man sich halt um eine neue Lösung bemühen...«
    »Du willst die Kinder also hierbehalten?«
    »Was hast du denn gedacht?« fragte er fast bestürzt.
    »Ich habe mit Vater und auch mit Trix darüber gesprochen. Wir dachten an ein Landschulheim — natürlich nur für Britta und Lydia. Marquartstein und Stein an der Traun haben einen ausgezeichneten Ruf...« Die alte Dame schien schon sehr eingehende Erkundigungen eingezogen zu haben. »Die Kinder werden dort mit netten Kameraden von sehr guten Lehrern erzogen...«
    »Nein, nein«, fiel er ein, »das kommt nicht in Frage! Auf gar keinen Fall! Ich trenne mich von den Kindern nicht. Und überhaupt habe ich etwas gegen diese Landschulheime.«
    »Ich dachte ja auch nur an eine Trennung für ein halbes oder für ein Jahr.« Sie wollte fortfahren: >bis sich hier eine neue Ordnung ergeben hat<, aber sie ließ den Satz unausgesprochen, da er ihr zu viele Andeutungen zu enthalten schien, die Konrad Hellwang mißverstehen und falsch deuten konnte. Er ließ sie jedoch gar nicht weitersprechen.
    »Kathi ist tüchtig und zuverlässig, ich bin davon überzeugt, daß sie den Haushalt und die Kinder in Ordnung halten wird.«
    »Gewiß, gewiß«, meinte die alte Dame hüstelnd, »Kathi ist in ihrer Art recht tüchtig. Aber die Kinder brauchen mehr als ein paar Mahlzeiten täglich und saubere Sachen und gestopfte Strümpfe. Sie brauchen Erziehung...«
    »Schließlich bin ich ja auch noch da!« rief er mit einer kleinen Verbeugung.
    Die alte Dame drehte den dünn gewetzten Goldreif an ihrem Ringfinger. Sie sah nicht sehr überzeugt aus.
    »Du hast natürlich die besten Absichten, Konrad«, sagte sie nach einer kleinen Weile, »daran zweifle ich nicht eine Sekunde. Aber nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich trotzdem mißtrauisch bin. — Kinder brauchen ein gleichmäßiges Klima, nicht zu viel Sonnenschein und nicht zu viel Regen und Gewitter. Sie brauchen eine Frauenhand. — Männer toben mit ihnen herum, und wenn sie dann müde sind — und sie werden immer schneller müde als die Kinder —, dann reißen sie die Türen oder Fenster auf und brüllen um Ruhe. So war mein Vater, Gott hab ihn selig, so war mein Robert — und so bist du auch. So sind eben nun einmal alle Männer... «
    Hellwang lächelte flüchtig: »Was soll ich also deiner Meinung nach tun? Wozu rätst du mir, Mutter? Ich sehe dir doch an, daß du dir über diese Fragen schon seit langer Zeit Gedanken gemacht hast. Also bitte, ich warte auf deine Vorschläge.«
    »Nun — ich würde mir an deiner Stelle einen Menschen
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