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Die drei 48 Die Maske der Koenigin drei Ausrufezeichen

Die drei 48 Die Maske der Koenigin drei Ausrufezeichen

Titel: Die drei 48 Die Maske der Koenigin drei Ausrufezeichen
Autoren: Mira Sol
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Hosentasche. »Ich hab selbst irgendwo eins.«
    Sie schnäuzte sich und steckte das Taschentuch wieder ein. »Wo sind die anderen?«
    »In der Küche.« Chrissie nahm Franzis Hand. »Stefan ist gleich nach Hause gekommen und Papa auch. Komm.«
    Franzis älterer Bruder wohnte seit ein paar Monaten nicht mehr zu Hause. Er war in eine WG gezogen und Franzi hatte dafür sein Zimmer bekommen. Ihres hatte sie an Oma Lotti abgetreten. Oma Lotti . Sofort schossen Franzi wieder die Tränen in die Augen.
    Als sie in die Küche kamen, saß ihr Bruder auf der Eckbank und schenkte Tee ein. Ihr Vater belegte gerade Käse- und Wurstbrote und ihre Mutter schnitt Tomaten und Gurken auf der Anrichte vor dem Fenster.
    Herr Winkler wischte sich die Finger an einem Geschirrtuch ab. Er ging auf Franzi zu. »Hallo, meine Große.« Er drückte sie fest an sich. »Meine tapfere Kleine.«
    »Was nun, groß oder klein?«, nuschelte Franzi. Sie spürte, wie ihr Vater leise auflachte. Er strich ihr durchs Haar. »Wohl beides«, murmelte er.
    Franzi löste sich aus der Umarmung und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Dann setzte sie sich neben ihren Bruder.
    Stefan schob eine dampfende Tasse über den Tisch. »Hier, für dich.«
    Franzi nahm die Tasse und pustete. »Danke.« Sie trank einen Schluck des immer noch viel zu heißen Tees. Aber irgendetwas musste sie schließlich tun.
    »Wann …«, fing Franzi an, »wann ist Omi gestorben?«
    Ihre Mutter stellte den Teller mit Tomatenvierteln und Gurkenscheiben auf den Tisch. Sie setzte sich. »Ich habe Oma heute Morgen um neun Uhr im Garten gefunden.«
    Herr Winkler brachte die Platte mit den belegten Broten. Er stellte sie ab und blieb hinter Frau Winkler stehen. Er legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Ich habe mich gewundert, dass sie nicht zum Frühstück kommt, und bin rauf in ihr Zimmer. Aber da war sie nicht. Also habe ich im Garten nachgesehen. Da habe ich sie dann gefunden. Sie saß auf der Bank und war nur ein kleines bisschen zur Seite gesunken. Ich dachte, sie schläft … bis ich dann gemerkt habe«, Frau Winkler schluckte, »dass sie nicht mehr atmet.« Sie nahm ihre Tasse. »Omi hatte die Augen geschlossen und ein kleines Lächeln im Gesicht. Der Arztsagt, dass sie eingeschlafen und dann einfach nicht mehr aufgewacht ist.«
    Franzi biss sich auf die Lippe. Sie erinnerte sich an den Morgen. Oma Lotti mit ihrer Wollstola auf der Gartenbank, die blühenden Krokusse. Und ihre Worte. Franzi presste die Hände ineinander. »Aber sie hat gesagt, dass jetzt alles gut wird.« Ihre Augen brannten. »Sie hat es doch gesagt!«
    Frau Winkler legte den Arm um Franzi und wiegte sie stumm.
    Nach einer Weile sah Franzi auf. »Ich habe mich so darauf gefreut, dass Oma endlich gesund wird, wenn die Krokusse blühen.«
    Ihre Mutter lächelte. Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Mein Goldschatz.«
    »Das hat sie auch immer zu mir gesagt.« Franzi vergrub ihr Gesicht in der Armbeuge ihrer Mutter. Sie spürte, wie eine warme Hand ihr über den Kopf strich.
    »Sie hat ein paar der weißen Krokusblüten gepflückt«, sagte Frau Winkler schließlich. »Sie hat sie ganz fest in der Hand gehalten.«
    Franzi seufzte.
    Herr Winkler holte eine Kerze aus der Schublade in der Anrichte, steckte sie auf den schmiedeeisernen Ständer und zündete sie an. »Ein Licht für Lotta«, sagte er leise.
    Frau Winkler nahm seine Hand und drückte sie.
    Schweigend begannen sie zu essen.
    Nach dem Abendessen räumten sie gemeinsam den Tisch ab. Franzis Eltern erwarteten noch die Dame vom Bestattungsunternehmen, die die Beerdigung mit ihnen besprechen wollte. Oma Lotti war bereits am Mittag, nachdem der Arzt den Totenschein ausgestellt hatte, abgeholt worden und in das Haus des Bestatters gebracht worden.
    »Ich werde morgen in aller Ruhe Abschied von Oma nehmen«, sagte Herr Winkler. »Ich möchte noch einmal ihre Hand halten. Wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen. Es gibt bei dem Bestatter einen sehr schönen Raum, in dem der Sarg stehen wird.«
    »Aber, wie …«, Chrissie schluckte, »wird Oma, ich meine, also …«
    »Wie sie aussehen wird?«, fragte Frau Winkler. »Ganz bestimmt sehr hübsch. Dafür ist das Bestattungsunternehmen nämlich auch da.«
    »Ich komme mit«, sagte Franzi. »Ich will Omi frische Krokusblüten mitbringen. Die von heute sind bestimmt schon verwelkt.«
    Der Kloß in Franzis Hals wurde immer größer und größer.
    »Ich möchte lieber in ihrem Zimmer Abschied nehmen«, sagte Chrissie
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