Die drei 42 Das Geheimnis der alten Villa drei Ausrufezeichen
du die Kartenhälfte aus Maries Zimmer gestohlen?«, wollte sie wissen. »Das warst du doch, oder?«
Antoine nickte. »Darauf bin ich wirklich nicht stolz, das müsst ihr mir glauben! Aber ich wusste mir keinen anderen Rat mehr. Marie hat mich leider nicht gleich zu sich nach Hause eingeladen und ich war zu ungeduldig, um noch länger zu warten. Darum bin ich letzten Freitag in die Villa geschlichen, kurz nachdem Marie und ich uns in der Chocolaterie zum ersten Mal begegnet waren. Ich hatte sie mit dem Bus wegfahren sehen und wusste deshalb, dass sie nicht zu Hause war.«
»Wie bist du in die Villa gekommen?«, fragte Franzi.
»Da waren ein paar Handwerker, die gerade ihre Sachen gepackt haben«, erzählte Antoine. »Die Tür stand offen undich bin in einem unbeobachteten Moment einfach ins Haus geschlüpft. Ich habe in mehreren Zimmern nach Hinweisen auf den Schatz gesucht, aber nichts gefunden.«
»Also hast du in meinem Zimmer herumgewühlt!«, rief Marie. »Dann hab ich die arme Lina ja ausnahmsweise ganz umsonst verdächtigt.«
»Ich war frustriert, weil ich keinen Erfolg gehabt hatte«, erzählte Antoine weiter. »Bei unserem Date in der Chocolaterie wollte ich herausfinden, wie viel du weißt. Aber du hast mir nichts verraten.«
»Tja, so leicht lasse ich mich eben nicht aushorchen«, stellte Marie fest. »Und dann kam Holger und hat unser nettes, kleines Gespräch unterbrochen.«
Antoine nickte. »Erst als ich euch abends beim Graben im Garten überrascht habe, wusste ich, dass ihr den zweiten Teil der Schatzkarte besitzt.«
»Du hast die Karte in meiner Hand gesehen, stimmt’s?«, fragte Kim.
Antoine nickte wieder.
»Und in derselben Nacht bist du bei uns eingebrochen«, folgerte Marie. »Du hast unsere Kartenhälfte gestohlen, weil du den Schatz selbst heben wolltest.«
»Das war ein großer Fehler«, gab Antoine sofort zu. »Normalerweise steige ich nicht in fremde Häuser ein. Ich weiß auch nicht, wie es so weit kommen konnte.«
»Aber ich weiß es«, sagte Marie. »Du warst völlig auf die Schatzsuche fixiert, um nur ja nicht an deinen Vater denken zu müssen. Wenn man um einen geliebten Menschen trauert, macht man manchmal merkwürdige Dinge …«
Antoines Augen schimmerten feucht. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Es tut mir so leid, Marie. Kannst du mir verzeihen?«
Marie musste nicht lange nachdenken. »Das habe ich längst getan«, sagte sie großzügig. »Auch wenn du mich fast zu Tode erschreckt hast, als du nachts plötzlich durch unser Haus gegeistert bist. Du hattest übrigens riesiges Glück, dass die Alarmanlage nicht aktiviert war.«
Antoine wischte sich mit einer schnellen Handbewegung über die Augen. »Sie war aktiviert«, widersprach er.
»Und wie bist du dann ins Haus gekommen, ohne den Alarm auszulösen?«, wollte Kim wissen.
»Ich hab da so meine Tricks«, behauptete Antoine.
Marie runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
»Mein Vater hat in Paris eine Firma für Alarmanlagen und Sicherheitstechnik aufgebaut«, erklärte Antoine. »Nach meinem Studium werde ich sie übernehmen. Deshalb kenne ich mich ziemlich gut in diesem Bereich aus und weiß, wie man eine Alarmanlage austrickst.«
Franzi pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht! Damit könntest du deinem Großvater glatt als Meisterdieb Konkurrenz machen.«
Ein wehmütiges Lächeln spielte um Antoines Lippen. »Ja, vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als mir lieb ist …«
Marie trank ihren Kakao aus. Es war kurz vor eins, aber sie verspürte nicht die geringste Müdigkeit. Im Gegenteil, sie hatte sich selten so wach und unternehmungslustig gefühlt. »Jetzt bringen wir die Sache gemeinsam zu Ende«, verkündete sie. »Wir werden den Schatz heben – hier und jetzt.«
»Und wie?«, fragte Franzi.
»Ganz einfach!« Marie streckte die Hand aus. »Die Karte bitte, Antoine.«
Nach kurzem Zögern griff Antoine in seine Hosentasche und zog etwas hervor. Dann legte er die seit Jahrzehnten verschollene Schatzkarte auf den Esstisch.
D as Geheimnis des lächelnden Engels
Ehrfürchtig betrachteten die drei !!! das alte Dokument. Antoine hatte die beiden Teile mit Tesafilm zusammengeklebt.
»Endlich ist die Karte wieder komplett«, stellte Kim fest.
Auch Marie war beinahe etwas feierlich zumute. So viele Jahre hatten die zwei Hälften in ihren Verstecken geschlummert und jetzt lagen sie glücklich vereint auf Maries Esstisch. Ob Anton von Stein geahnt hatte, dass es über vierzig Jahre dauern würde, bis
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