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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Autoren: Konstantin Josuttis
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hin summte. Vor dem Tisch stand ein junges, schmächtiges Mädchen, das dabei war, vier Teller und Krüge aufzudecken. Über dem Kamin brodelte ein Kessel, aus dem ein leckerer, fleischiger Geruch aufstieg.
    „Macht doch bitte die Tür zu, ihr hohen Herren, sonst zieht die Kälte hinein.“ Erst jetzt schlossen die Männer ihre Mü nder und Eirik stemmte seinen Körper gegen die besagte Holztür.

6. Wiedersehen

    eit seinem ersten Treffen mit Cathyll war Gareth nicht mehr so nervös gewesen. Er wusste, dass nicht er es sein sollte, der nervös war, sondern Meliandra. Denn er war jetzt gekrönter Hochkönig von Sath, Held der Schlacht um Mal Kallin, Gewinner eines neuen Königreiches und somit Herrscher über den Großteil der Insel Ankil.
    Aber Meliandra war nun einmal Meliandra. Sie hatte eine Ausstrahlung, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, kalt und bestimmend - was, zu Gareth‘ Verwirrung, auch noch dazu geführt hatte, dass er sich in sehnsüchtigen Träumen nach ihr verzehrt hatte, obwohl sie schon über fünfzig Jahre alt gewesen war, als er sie im Frühjahr gesehen hatte.
    Er musste sich selb st eingestehen, dass er sich seine besten Kleider angezogen hatte, um Eindruck zu schinden - seinen tiefroten Umhang - weißes Hemd und weiße Hosen. Seine Haare hatte er nach hinten gekämmt und er trug das Königsmedallion auffällig breit über dem Hemd. Ein Kaminfeuer war entzündet worden und zusätzlich waren Kerzen auf den Fenstersimsen aufgestellt worden, die den Raum in ein sanftes Licht tauchten. Gareth runzelte die Stirn und ärgerte sich über den offensichtlichen Aufwand, den er betrieben hatte, um die Legatin des Mondzirkels zu beeindrucken. Natürlich würde sie seine Absicht sofort durchschauen und innerlich über ihn lachen. Er hastete zum ersten Fenster und drückte mit seinem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand auf den Docht, um die Flamme zu ersticken. Diese ging nicht sofort aus, was ihm solche Schmerzen bereitete, dass er kurz aufschrie und dann fluchte. Als er die versengte Hand ausschüttelte, sah er hinter sich eine leichte Bewegung und hörte ein für die Priesterin untypisch zartes Räuspern. Ertappt drehte er sich um.
    Da stand sie. Meliandra.
    Sie war älter geworden. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass sie Gareth anlächelte, was sie sonst nur äußerst selten getan hatte. Vielleicht wirkte sie aber auch nur älter, weil sich einige Grautöne in ihr Haar geschlichen hatten und sie dunkle Ränder unter den Augen zu haben schien. Ihr schwarzes Gewand und ihre aufrechte Haltung ließen jedenfalls keine Rückschlüsse über ihr Befinden zu.
    Sie machte einen Knicks. „Majestät.“
    Gareth verspürte den Impuls zu ihr hinzugehen und sie aufzurichten. Ihre dargestellte Demut verwirrte ihn und machte ihn unsicher. Er räusperte sich nur, bis es ihm gelang „Erhebt Euch“ zu stottern, was er im gleichen Moment wegen der übertriebenen Förmlichkeit innerlich verfluchte. Meliandra tat wie ihr geheißen wurde und beäugte Gareth intensiv. Dieser konnte ihre Gedanken nicht lesen und so versuchte er einen Einstieg in ein entspannteres Gespräch zu finden.
    „Ich habe Euch vermisst, Meliandra, also, ich meine… als Beraterin.“ Wieder biss er sich auf die Zunge.
    „Wie ich gehört habe, seid Ihr gut ohne mich ausgekommen, Majestät.“
    „Nun, ja, das schon. Aber… ich habe das Leben im Konvent vermisst.“
    „Wer hätte das gedacht. Mir schien es zuweilen, dass Ihr es gar nicht erwarten konntet, den Konvent zu verlassen.“
    Gareth lachte. „Ja, das schon. Aber Ihr wisst ja wie das ist: Der Ochse des Nachbarn ist immer größer als der eigene. Ich vermisse die Tage, an denen ich nicht planen und verwalten musste, sondern das getan habe, was mir gesagt wurde. Nun ist es umgekehrt und ich wünschte ich wäre ein einfacher Akolyt.“
    Meliandra zog ihre Brauen zusammen und Gareth wusste, dass sie nachdachte.
    „Ihr könnt zurückkehren, wenn Ihr wollt.“
    „Tatsächlich habe ich darüber nachgedacht. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Ich bin nun König und Ehemann. Ich habe tausende Verpflichtungen. Ich werde meine ohnehin zu früh abg ebrochene Ausbildung bei der Kirche des Mondes beenden müssen.“
    „Nun, wie Ihr sagtet, die Ausbildung zum Begleiter des Mondes ist noch nicht beendet. Es fehlen noch sechs Monate.“
    „Ich kann keine sechs Monate fortbleiben und das wisst Ihr.“
    „Ich war in Eurer Abwesenheit auf dem 3. Kirchenkonzil in Fhoi‘ndu.
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