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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Autoren: Maja Winter
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behauptete Lireck. » Wetten, dass die Götter dich bald holen?«
    » Warum er?«, wollte Borlin wissen, während Kasidov es bei einem Knurren bewenden ließ. » So hübsch ist er nicht, dass irgendein Gott ihn unbedingt in seinem Reich bräuchte. Dieser Bauchansatz, diese spärlichen Haare! Sie sehen aus wie ein Nest, in dessen Mitte ein riesiges Ei liegt. Eine richtige Glatze wie meine ist mir tausendmal lieber und den Göttern wohl auch, sonst hätten sie nicht entschieden, dass reife Männer ihre weisen Schädel unverhüllt präsentieren dürfen. Warum sollten sie nicht mich nehmen?«
    » Weil du nie zufrieden bist«, meinte Lireck. » Wetten, dass du sogar am himmlischen Reich etwas auszusetzen hättest?«
    » Ich doch nicht!« Borlin wies diese Anschuldigung weit von sich. » Dort wird alles vollkommen sein. Wann bequemen die Götter sich, mich endlich mal reinzulassen?«
    » Vermutlich fürchten sie deine spitze Zunge. Ich sag’s doch, sie nehmen zuerst Kasidov, der wird ihnen weit weniger Ärger machen als du.«
    Aus Kasidovs Kehle kam ein tiefes Grollen.
    » Siehst du?«
    » Ach ja, und warum lebt er dann noch? Er ist älter als ich.«
    » Gar nicht«, ließ Kasidov sich herab zu sagen.
    » Und ob! Ich bin sechsundneunzig, und du warst immer ein Jahr älter als ich, oder hat sich das mittlerweile geändert?«
    » Freunde«, mischte Mora sich ein. » Wir sollten uns der Würde des Augenblicks angemessen verhalten.«
    Der Einwand brachte die Alten dazu, in ein meckerndes Lachen auszubrechen. Nur Agga spielte weiterhin die Untröstliche und ließ sich von Yaro, dem hilfsbereiten Schmiedesohn aus Brina, stützen. Verlegen tätschelte er ihren Arm.
    Mora schloss die Tür auf und ließ die drei Greise, das Dienstmädchen und ihren schönen Begleiter und als Letztes Rinek ein, der ein paar Schritte zurückgefallen war. Der Stumpf juckte wieder einmal unerträglich. Die vielen Gänge über das harte Pflaster der Stadt taten ihm nicht gut, aber Rinek hatte nicht vor, sich das anmerken zu lassen.
    » Geht es?«, fragte Mora leise.
    Ihm fielen ihre besorgten Augen auf, die Müdigkeit in ihrer Stimme. Nein, die Zauberin wirkte nicht wie eine Frau, die den Streich ihres Lebens vorbereitete.
    » Natürlich«, sagte er und fragte sich, ob sie sich von seiner gespielten Munterkeit täuschen ließ.
    » War hier nicht irgendwo noch ein Fläschchen?« Hoffnungsvoll erklang Lirecks Stimme aus der Küche.
    Mit letzter Kraft kämpfte er sich die Stufen zum Haus hinauf. Nivals Haus. Nein, solange Moras Neffe nicht zurück war, würde sie sich nicht über einen Sieg freuen, der noch viel zu unsicher war, um jetzt schon gefeiert zu werden. Rinek blieb vor der Zauberin stehen und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Sie war so klein, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzublicken.
    » Nival wird es schaffen«, versprach er.
    Mora seufzte. » Ein riskantes Spiel wie dieses kann man auch leicht verlieren. Vielleicht ist es bereits verloren, und wir wissen es nur nicht.«
    » Aber«, wandte er ein, » bisher ist doch alles nach Plan gelaufen. Euer Neffe hat den König vergiftet, mit Eurem Zaubermittel, damit man ihn für tot hält. Das hat funktioniert, wie wir gesehen haben. Nun sitzt Nival als Mörder unten im Verlies und kann von dort aus leicht an die Gruft der Könige herankommen, sobald der Sarg dort hingebracht wird. Bald sind sie beide hier, und Chamija hat das Nachsehen.«
    Die ganze Geschichte war Nivals Idee gewesen. Nival, Moras Neffe und der außergewöhnlichste Mensch, den Rinek je getroffen hatte. Er war perfekt in seiner Rolle als Jikesch, als Narr des Königs – und dabei war er von seiner Gauklerfamilie zum Kämpfen ausgebildet worden. Kämpfen konnte Nival, das hatte Rinek selbst erlebt. Ein äußerst gefährlicher junger Mann, wenn man sich gegen ihn stellte, und ausgerechnet ihn hatte die Zauberin Chamija, die sich im Schloss breitgemacht hatte, mit einem Bann dazu zwingen wollen, den König zu töten, um selbst an die Macht zu gelangen. Stattdessen hatte Nival sie höchst geschickt ausgetrickst und seinen Herrn nur zum Schein umgebracht. Immer, wenn Rinek an seinen Freund dachte, spielte ein kleines Lächeln um seine Lippen. Ja, Nival war stets für Überraschungen gut. Kein Wunder, dass Yaro und er ihn zuerst für einen Gauner gehalten hatten.
    Er stützte sich wieder schwer auf seinen Krückstock, lange würde er nicht mehr stehen können. Besser, er setzte sich hin, bevor es gar nicht
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