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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Autoren: Maja Winter
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und Müllergehilfe kein Kämpfer. Was, wenn er angegriffen wurde? Trotzdem musste er aufbrechen. Woher kam dieses Gefühl drohenden Unheils? War es dasselbe, das auch Mora umhertrieb, eine Ahnung, die jeden befiel, der sich seinem magischen Erbe geöffnet hatte?
    Irgendwie wusste Rinek, dass die Zeit knapp wurde.
    » Diese Drachenschuppe nimmst du mit, um dich notfalls zu verteidigen.«
    » Aber …«
    » Komm heil nach Hause, Yaro. Kümmere du dich um die Mühle. Einer muss es tun, und wir haben nur dich.«
    Yaro nickte langsam. » Ja«, sagte er, » einer muss es tun.«
    Rinek hätte sich erleichtert fühlen müssen, als Yaro aus dem Stadttor ritt. Doch die böse Ahnung lag wie ein schwerer Stein auf seiner Brust. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund – als könnte er die unguten Gefühle aus seinem Herzen wie Wassertropfen aus seinem Haar herausschleudern.
    » Ist er weg?«, fragte Lireck.
    Der Karren stand an der Straße, zugedeckt mit einer Plane aus dickem Sacktuch. An die Deichsel war ein riesiges, borstiges Schwein gespannt.
    » Wo habt ihr denn das her?«, wollte Rinek wissen. » Ich dachte, ihr hättet ein Pony gekauft?«
    Agga trat aus der Haustür und schlang ihr Wolltuch enger um die Schultern. Der Wind, der um die Ecken fuhr, trug schon den Geruch des Herbstes mit sich.
    » Sie haben das billigste Pferd gekauft, das es auf dem Markt gab«, sagte sie und kraulte dem Schwein den Rücken. » Es hat uns einen Haufen Pferdeäpfel hinterlassen und ist danach tot zusammengebrochen.«
    Das Gefühl drohenden Unheils konnte sich doch wohl nicht auf solche Kleinigkeiten bezogen haben?
    » Wir haben kein Geld mehr«, sagte sie. » Pferde sind teuer wie nie; eine Menge Leute fliehen aus der Stadt.«
    » Das habe ich gemerkt, als ich für Yaro eines kaufen wollte.« Rinek betrachtete das Schwein. » Vielleicht ist das hier bald mehr wert als jedes Pferd, wenn der Krieg erst begonnen hat.«
    » Krieg?«, schnaubte Lireck. » Unser Prinz wird diesem dahergelaufenen Betrüger schon zeigen, wie ein echter Nachkomme Brahans aussieht! Wie ein geprügelter Hund wird Scharech-Par nach Tijoa zurückschleichen. Es gibt keinen Krieg!«
    » Wir müssen aufbrechen, es wird dunkel«, zischte Borlin. » Wenn ihr weiter so trödelt, kommen wir noch zu spät zum Treffpunkt!«
    Nur Mora und Kasidov, der mit einem Gichtanfall im Bett lag, blieben zu Hause. Die übrigen vier begleiteten den Karren durch die Straßen; sie durchquerten das Stadttor, gerade bevor es geschlossen wurde. Draußen in den Hügeln wurde der Wind schärfer.
    » Ist es noch weit?« Lireck blieb keuchend stehen.
    » Ihr hättet ja nicht mitkommen müssen«, schimpfte Agga.
    Auch das Schwein versuchte zwischendurch, sein Unbehagen kundzutun. Der Versuch, mitsamt dem Karren davonzurennen, misslang jedoch, sodass das Borstentier sich in sein Schicksal fügen musste. Das Mädchen tröstete es und zog es danach unerbittlich weiter.
    » Dort, um den Hügel herum, am Waldrand. Da soll der Zugang sein.«
    Rinek sagte nichts. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich mit Hilfe der Krücke vorwärtszubewegen. Die Schmerzen wurden fast unerträglich, doch um nichts in der Welt hätte er diesen Augenblick verpassen wollen. Außerdem würde der König möglicherweise übellaunig sein und sich wehren, und in dem Fall brauchten die Verschwörer jemanden, der dem entthronten Herrscher einen kleinen Dämpfer verpassen konnte.
    » Hier«, sagte Agga.
    » Es ist absolut nichts zu sehen. Wo ist hier denn bitte schön ein Eingang?«
    Es war inzwischen so dunkel, dass ihre an die Nacht gewöhnten Augen zwar die Umgebung und die Umrisse ihrer Freunde, aber keine Einzelheiten wahrnehmen konnten. Sie waren allein in der hügeligen Landschaft, weder das Schloss noch die Stadt war von hier aus zu sehen.
    » Keine Ahnung«, bekannte Agga. » Aber wenn Nival nicht gelogen hat, müsste einer der unterirdischen Gänge ganz in der Nähe enden. Wir müssen einfach warten, bis die beiden auftauchen.«
    Sie warteten. Über ihnen zog der Mond seine Bahn. Das Schwein, abgeschirrt und an einem kleinen Pflock angebunden, schnarchte friedlich, doch keiner der Verschwörer tat ein Auge zu.
    Nebel senkte sich über die Wiesen.
    Als die Dämmerung langsam über den Himmel kroch, warteten sie immer noch.

2

    Moras kleine Gestalt erschien auf der Schwelle. Aufmerksam, ja nahezu gierig, wanderte ihr Blick über die kleine Gruppe. Rinek. Agga. Lireck und Borlin. Das Schwein und der Karren.
    Die Zauberin
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