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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin
Autoren: Linda Howard
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nichts verraten müssen. Zwei Polizisten haben beobachtet, wie er mich entführt hat.«
    »Entführt?« Ihre Augen wurden groß wie Murmeln.
    »Er wollte mich ebenfalls umbringen«, erklärte ich ihr. »Damit du nicht erwischt wirst. Siehst du, er liebt dich sehr wohl, denn ich würde das für niemanden tun.«
    Sie sah ihn kurz an. »Stimmt das?«, fragte sie unsicher.
    »Ich habe ihre Bremsleitungen durchgeschnitten«, bestätigte er.
    Eine Sekunde stand sie wie versteinert da, dann traten ihr Tränen in die Augen. »Du liebst mich also doch«, sagte sie schließlich. »Du liebst mich wirklich.«
    »Natürlich liebe ich dich. Ich bin verrückt nach dir«, versicherte er ihr.
    Verrückt war unter diesen Umständen ein treffendes Wort, oder?
    Ich atmete erleichtert aus. »Gut, damit wäre das geklärt«, sagte ich. »Ich wünsche euch beiden viel Glück und werde dann am besten gehen …«
    Ich trat einen halben Schritt zurück, und in diesem Augenblick geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Sobald ich mich bewegte, reagierte Debra und zielte wieder auf mich. Hinter ihr war ein Splittern zu hören, mit dem die Terrassentüren eingetreten wurden, und ich sah sie wie in Zeitlupe erschrocken zusammenzucken. Als sie das Gewehr wieder auf mich richtete, reagierte mein Körper wie von selbst und ohne auf ein Kommando meines Gehirns zu warten. Das Muskelgedächtnis, klar? Sie zielte, ich erschrak, und mein jahrelanges Training verselbstständigte sich. Ich ging mit dem Oberkörper immer weiter zurück, bis ich ein Hohlkreuz machte, spannte gleichzeitig die Beine an, um sie nach oben zu ziehen, und streckte dabei die Arme über den Kopf, um mich abzustützen. Plötzlich stand der Raum Kopf; dann übernahmen meine Bein- und Rückenmuskeln das Kommando und lieferten den nötigen Schwung und Sprung.
    Als Rückwärts-Flickflack war es eine Katastrophe. Ich ging mit beiden Beinen gleichzeitig hoch, und Debra war mir viel zu nahe; mein linker Fuß landete unter ihrem Kinn, während der andere gegen das Gewehr in ihrer Hand schlug. Leider hatte sie immer noch den Finger am Abzug und drückte unwillkürlich ab; der Knall war ohrenbetäubend. Weil sie im Weg war, brachte ich die Beine nicht bis über den Kopf und knallte mit voller Wucht auf den Rücken. Der Tritt ans Kinn ließ sie rückwärts taumeln, mit wild wirbelnden Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Schließlich verlor sie den Kampf um ihre Balance und landete auf ihrem Hintern, auf dem sie über das polierte Parkett schlitterte.
    »Autsch!«, schrie ich auf und umklammerte meinen linken großen Zeh. Ich hatte Sandalen an, was für einen Kick gegen das Kinn wahrlich nicht das optimale Schuhwerk ist.
    »Blair!« Plötzlich war das Haus voller Polizisten, die durch alle Öffnungen hereinströmten. Polizisten in Uniform, Polizisten in Zivil – und Wyatt. Er war derjenige, der im wahrsten Sinn des Wortes durch die Terrassentür hereingeplatzt war, als er geglaubt hatte, sie würde mich erschießen, und er war es auch, der mir vom Boden aufhalf und mich so fest an seine Brust drückte, dass ich kaum noch Luft bekam. »Ist dir was passiert? Hat sie dich getroffen? Ich sehe kein Blut …«
    »Es geht mir gut«, presste ich heraus. »Wenn du mich nicht zu Tode quetschst.« Das Eisenband seiner Arme lockerte sich ein wenig, und ich ergänzte: »Ich hab mir den Zeh angestoßen.«
    Er wich ein paar Zentimeter zurück und starrte mich an, als könnte er nicht glauben, dass ich noch in einem Stück war und ohne jeden Kratzer aus dieser Sache herausgekommen war. Nach den Ereignissen der letzten Woche hatte er bestimmt erwartet, dass ich aus einem Dutzend Schusswunden bluten würde.
    »Du hast dir den Zeh angestoßen?«, fragte er. »Ach du meine Güte. Da sind aber ein paar Kekse fällig.«
    Hab ich’s nicht gesagt? Ich wusste doch, dass er lernfähig ist.

Epilog
    Und wer wurde angeschossen? Jason. Wenn es jemand verdient hatte, dann wohl er, oder? Debras Fehlschuss streifte seinen Schädel, weil der Lauf beim Abdrücken nach oben gerissen wurde, und er war wie vom Blitz gefällt umgekippt. Ich weiß natürlich nicht, ob man wirklich so umkippt, wenn man vom Blitz getroffen wird, aber so heißt es eben. Ehrlich gesagt glaube ich, dass man eher verkokelt statt wie ein gefällter Baum umzukippen, aber ich habe noch niemanden getroffen, der vom Blitz getroffen wurde, und ich möchte es auch nicht ausprobieren.
    Sie tötete ihn nicht, aber er blutete wie ein abgestochenes Schwein, weil
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