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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin
Autoren: Linda Howard
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durch.
    »Jason, ich sage es dir nur ungern, aber du hast eine echte Knalltüte geheiratet. Andererseits ist das nur fair«, ergänzte ich mit Bedacht.
    Er sah mich kurz an. »Wieso?«
    »Sie hat es nicht besser getroffen.«
    Daraufhin schmollte er ein paar Minuten, aber schließlich stöhnte er auf und sagte: »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich will dich nicht umbringen, aber wenn ich es nicht tue, dann wird Debra es immer weiter versuchen und mir damit die Karriere versauen.«
    »Ich habe eine Idee. Warum bringst du sie nicht in eine Nervenheilanstalt?«, schlug ich sarkastisch vor. Dabei war es mir ernst. Sie war eine Gefahr für ihre Mitmenschen – vor allem mich – und erfüllte damit alle Kriteria. Oder Kriterien. Wie auch immer.
    »Das kann ich nicht! Ich liebe sie doch!«
    »Hör zu. So wie ich es sehe, hast du durchaus die Wahl: wenn sie mich umbringt, könnte das deine Karriere beenden; aber wenn du mich umbringst, wird das viel schlimmere Konsequenzen haben, weil du schon einmal den Versuch dazu unternommen hast, was auf einen Vorsatz schließen lässt und dich noch viel tiefer in die Scheiße reitet. Und obendrein bin ich mit einem Bullen verlobt, der dich umbringen wird.« Ich nahm die linke Hand vom Lenkrad und streckte sie ihm hin, damit er den Ring sah.
    »Mann, das ist vielleicht ein Stein«, meinte er bewundernd. »Ich hätte nicht gedacht, dass Polizisten so viel verdienen. Wie heißt er?«
    »Wyatt Bloodsworth. Er hat dich neulich vernommen, erinnerst du dich?«
    »Deshalb war er so ekelhaft. Jetzt wird mir manches klar. Er war früher Footballspieler, nicht wahr? Ich gehe davon aus, dass er viel Geld hat.«
    »Er kann sich nicht beklagen«, bestätigte ich. »Aber falls mir etwas zustoßen sollte, wird er dich nicht nur umbringen – und die anderen Bullen werden ihn decken, weil sie mich nämlich mögen –, sondern auch deine Stadt niederbrennen und deine Felder mit Salz bestreuen.« Ich dachte, diese Drohung mit altrömischen Vergeltungsmaßnahmen würde ihn vielleicht mehr beeindrucken.
    »Ich habe keine Felder«, sagte er. »Und keine Stadt.«
    Manchmal konnte Jason geradezu verblüffend schwer von Begriff sein. »Das weiß ich selbst«, sagte ich geduldig. »Es war eine Metapher. Ich meinte damit, dass er dich total vernichten wird.«
    Er nickte bedächtig. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Du siehst übrigens echt gut aus.« Er ließ den Kopf gegen die Nackenstütze kippen und stöhnte schon wieder. »Und was soll ich jetzt machen? Ich bin am Ende. Ich hatte diesen Mord/Selbstmord gemeldet, um die Polizisten aus dem Revier zu treiben, aber natürlich sind nicht alle hingefahren. Du hast Recht; es gibt Zeugen. Wenn ich dich umbringe, muss ich auch sie umbringen, und das würde wahrscheinlich nicht funktionieren, weil die anderen Polizisten inzwischen bestimmt gemerkt haben, dass mein Anruf ein falscher Alarm war, und schon wieder auf dem Revier sind.«
    Wie auf Kommando begann mein Handy zu läuten. Jason sprang vor Schreck fast aus seinem Sitz. Ich begann in meiner Tasche nach dem Handy zu kramen, aber Jason sagte: »Geh nicht dran!«, und ich zog die Hand wieder heraus.
    »Das ist bestimmt Wyatt«, sagte ich. »Er wird zum Berserker, wenn er rausfindet, dass ich mit dir weggefahren bin.« Das war zwar nicht altrömisch, aber akkurat.
    Schweißperlen traten auf Jasons Stirn. »Du kannst ihm doch erzählen, dass wir nur ein wenig geplaudert haben, oder?«
    »Jason. Werd’ erwachsen. Du hast versucht, mich umzubringen. Wir müssen diese Sache klären, sonst erzähle ich Wyatt, dass du mich anbaggern wolltest, und dann reißt er dich bis aufs letzte Molekül in Fetzen.«
    »Ich weiß.« Er stöhnte schon wieder. »Am besten fahren wir zu mir nach Hause, wo wir ungestört reden und einen Plan schmieden können.«
    »Ist Debra auch da?«
    »Nein, sie beschattet das Haus deiner Eltern, weil sie überzeugt ist, dass du dort früher oder später auftauchen wirst.«
    Sie spionierte meine Eltern aus? Dafür würde ich diese dreiste Schlampe skalpieren. Heißer Zorn durchpeitschte mich, aber ich beherrschte mich, weil ich einen klaren Kopf behalten musste. Ich hatte Jason bequatschen können, aber ich kannte ihn auch und hatte kein bisschen Angst vor ihm. Seine Frau hingegen war offenbar völlig von Sinnen, und ich wusste beim besten Willen nicht, wie wir mit ihr umgehen sollten.
    Ich fuhr zu Jasons Haus, das früher mal unser Haus war, da wir es zusammen gekauft hatten. Ich hatte es
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