Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben
Autoren: Monika Peetz
Vom Netzwerk:
Designwelt zurückkehren, anstatt
sich in Mecklenburg-Vorpommern abzustrampeln.
    Max fiel nicht auf,
dass Kiki ihren eigenen Gedanken nachhing. Er schwelgte in seiner Quallenidee:
»In Asien ist der Handel mit Quallen für den Verzehr bereits ein
Riesengeschäft. Wir müssen nur noch ein paar Fragen klären: Wie züchtet man
Quallen? Wie muss man sie verarbeiten? Frittieren? Kochen? Roh essen?«
    »Vielleicht hat dein
Vater recht«, unterbrach Kiki. »Vielleicht ist es besser, wir gehen in die
Stadt zurück.«
    Max sah sie fassungslos
an. »Nach Köln? Wo willst du da Quallen finden?«
    Max versuchte, sie auf
andere Gedanken zu bringen. Doch Kiki war es ernst. »Ich könnte wieder
arbeiten.«
    »Wir brauchen einfach
ein bisschen mehr Zeit«, meinte Max. »Das wird schon.«
    Kiki drehte sich zu den
Freundinnen um, die mit Greta zurückgeblieben waren. Ihre Kleine hatte die
Jeans hochgekrempelt und sprang gemeinsam mit den Dienstagsfrauen in die Kuhle.
Der Wind zerzauste ihre Haare, sie strahlte. Das war das Bild, das sie vor
Augen gehabt hatte, bevor sie herkamen. Sie hätte schon viel früher einmal ans
Meer fahren sollen. Greta war glücklich, kein Zweifel.
    »Wir sind sturmerprobt.
Wir überleben auch eine Sabine«, machte Max ihr Mut. »Und zur Sicherheit
bestellen wir schon einmal ein Buch über Quallen.«
    Kiki ließ sich in seine
Arme sinken. Vielleicht war es das, was sie an Max liebte. Er war einfach davon
überzeugt, dass das Glück ihn nicht verlassen würde. Kiki hoffte, dass er auch
in diesem Fall recht behalten würde.

63
    »Geht’s?«, fragte Caroline
besorgt.
    »Ich habe mich noch nie
besser gefühlt«, sagte Estelle kampflustig.
    Sie war bereit, sich
mit allen Mitteln für den Fortbestand ihrer Stiftung einzusetzen: »Für ein
Leben zwischen Geranien, Kreuzworträtseln und Seniorenstammtisch bin ich
eindeutig zu jung.«
    Von draußen verkündete
Elvis mit schriller Stimme, dass die entscheidende Runde eingeläutet war. Sie
waren zu zweit gekommen. Sabine hatte ihren Ehemann als Verstärkung
mitgebracht. Arthurs Sohn Alexander sah trotz jugendlichen Alters so aus, als
würde er jede Frau am liebsten mit »Küss die Hand, Madame« begrüßen, Sabine
trug ihr Businesskostüm wie eine Rüstung. In der ländlichen Umgebung wirkten
die beiden reichlich deplatziert.
    Einen winzigen Moment
hatte Estelle noch gehofft, ihr Mann wäre mitgekommen. Arthur machte Ernst mit
seiner Ankündigung, den jungen Leuten keine Vorschriften zu machen, wie sie in
ihren Aufgabengebieten zu agieren hatten. Konsequente Unternehmensführung
nannte er das. Die Begrüßung fiel ausgesprochen unterkühlt aus. Estelle war
klar, dass es um eine einzige Frage ging: Hatte die Stiftung im Weltbild ihrer
Nachfolger Platz und Wertigkeit, oder suchten sie einen bequemen Grund zu
beweisen, dass man besser ausstieg?
    »Wir sind hier, um uns
einen Überblick zu verschaffen«, sagte Sabine.
    Alexander, der ganz
nach seinem konfliktscheuen Vater geriet, hielt sich in der Auseinandersetzung
mit seiner Stiefmutter vornehm zurück. Die Rollenverteilung war klar. Sabine
war für die Fakten zuständig, Alexander als designierter Firmenerbe für die
Entscheidungen.
    Die Freundinnen
beobachteten aus der Ferne, wie sich das Duell entwickelte. Den halben Morgen
hatten sie am Ostseestrand debattiert, wie man den Besuch am besten gestaltete.
Nach all den Streitigkeiten hatte es ihnen gutgetan, sich auf einen gemeinsamen
Feind zu konzentrieren. Das Thema Thomas Steiner vermieden sie tunlichst.
Allein schon wegen Eva.
    Estelle war
vorbereitet. Sie hatte für ihre Besucher zwei Overalls organisiert, zwei Paar
Gummistiefel und Arbeitshandschuhe.
    »Aus Papieren lernt man
nichts«, erklärte Estelle. »Man lernt nur mit den eigenen Händen.«
    »Ich glaube, du
verstehst nicht, worum es geht«, fiel Sabine Estelle ins Wort. »Wir müssen
Arthur vor sich selber beschützen. Die Zeiten sind anders geworden. Die Umsätze
sinken, aber die Stiftung verursacht von Jahr zu Jahr mehr Kosten. Ehe er es
sich versieht, hat Arthur sein ganzes Geld für Wohltätigkeit ausgegeben.«
    » Sein Geld, ja«, erwiderte Estelle.
    Alexander beobachtete
konzentriert, inwiefern sich die Wolkenbildung in Mecklenburg-Vorpommern von
der in Köln unterschied.
    Sabine kämpfte weiter:
»Man will seiner Familie doch was hinterlassen«, zischte sie. »Was glaubst du,
warum Alexander Pharmazie studiert hat? Um dann von vorne anzufangen?«
    Ihre flackernden Augen
bewiesen, dass sie genauso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher