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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben
Autoren: Monika Peetz
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alleine gekommen. Im Schlepptau hatte sie die
Akkordeonband und eine ganze Reihe von neugierigen Dorfbewohnern. Ein paar der
Lidl-Damen, zwei Schachspieler, die alte Frau Möller. Peggy setzte das um, was
gestern Abend gemeinschaftlich beschlossen worden war. Da konnte John Wayne
noch so sehr auf Regeln pochen.
    »Das Geld steht schon
seit Jahren da«, erklärte Peggy verlegen. »Es wird Zeit, dass etwas Sinnvolles
damit getan wird.«
    Kiki konnte ihr Glück
kaum fassen. Wenn es positive Schicksalsschläge gab, dann fiel die unerwartete
Wendung deutlich unter diese Kategorie.
    »Rico hat mir erzählt,
was Sie hier alles geschafft haben. Wir wollen den Preis für den guten Zweck
spenden.«
    »Und Ihr Mann?«,
erkundigte sich Kiki.
    »Er wird damit
einverstanden sein. Wenn er es erfährt«, sagte Peggy in einem Ton, der Kiki
erschaudern ließ.
    Schwarzer hatte sich
noch nie getraut, seiner Frau zu widersprechen. Er würde es auch dieses Mal
nicht wagen.
    Die Umstehenden
applaudierten. Ole Olsen von der Ostseezeitung fotografierte. Die Dienstagsfrauen standen gerührt herum.
    »Wenn Sie das Haus besichtigen
wollen, Sie sind herzlich eingeladen«, lud Max alle Neugierigen ein.
    Mit Begeisterung führte
er die Altbirkower durch das Gebäude. Viele Dorfbewohner waren hier zur Schule
gegangen und füllten die frisch renovierten Räume mit Geschichte und Geschichten.
Sie erzählten von Lehrern, die noch mit Rohrstock argumentierten, von der
Möllerhochzeit, die in einem Brand mündete, von Festen und Feiern. Lange hatte
man nicht daran glauben mögen, dass das unkonventionelle Paar aus der Großstadt
der Sandkrugschule neues Leben einhauchen konnte. Jetzt klang überall die
Bewunderung durch für das, was Kiki und Max bereits verwirklicht hatten. Die
Dorfbewohner hatten Antennen für das kleine Wunder, das Sabine bislang
entgangen war. Während um sie herum die Erfolge beklatscht wurden, registrierte
sie nur die Defizite.
    »Das nächste Mal musst
du mit, Sabine«, rief Alexander beseelt zu seiner Frau. Er kam von einer
ausgedehnten Runde Traktorfahren zurück.
    »Es wird kein nächstes
Mal geben«, sagte Sabine beleidigt.
    »Du musst noch viel
lernen über das Glück«, antwortete Estelle.
    Alexander nickte. Die
Dienstagsfrauen ahnten, dass es in Heiligendamm eine lange Nacht voller
Diskussionen werden würde.

65
    Caroline war glücklich.
Der letzte Abend wurde ein einziges großes Fest. Caroline und die
Dienstagsfrauen improvisierten, wie sie das in den letzten Tagen häufig getan
hatten. In Windeseile wurden die Tische aus der Aula in den Garten geschleppt,
Windlichter und Lampions an einer Schnur befestigt, ein Podium für die Band
geschaffen und die Minol-Tankstelle geplündert. Man musste die Feste feiern,
wie sie fielen.
    Im Garten der
Sandkrugschule wurde getrunken, geplauscht, gelacht, geduzt, es wurde erzählt
und Verbrüderung gefeiert. Und die Dienstagsfrauen mittendrin. Eva und Kiki
sorgten für das Catering, Caroline gab den Bowling-Gewinnerinnen Tipps, wie sie
mit ihrem übergriffigen Chef bei Lidl umgehen konnten, Judith vergab neue
Wahrsage-Termine und Estelle rührte die Werbetrommel für »Ein Sommertag für
alle«. Ein paar der Bowlingbrüder, die nach Turnier und Alkoholgenuss in Birkow
hängen geblieben waren und nun zwischen Kühen zelteten, reservierten bei Max
Zimmer für den Birkow-Cup im nächsten Jahr. Angelockt von dem ausgelassenen
Treiben trafen ständig neue Dorfbewohner und Bowlingliebhaber ein. So wie in
früheren Jahrzehnten war die Sandkrugschule an diesem Abend wieder das Zentrum
des dörflichen Lebens.
    Caroline begriff, dass
ihre Mission trotz aller Rückschläge erfolgreich gewesen war. Es war vollkommen
egal, was Alexander und Sabine entscheiden würden. Die Woche mit den
Dienstagsfrauen hatte etwas gebracht, was mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen
war. Kiki und Max hatten die Unterstützung der Birkower gewonnen. Sie wurden
von einer Welle der Sympathie getragen. Hier wuchs zusammen, was gemeinsam
stärker war. Die ersten freiwilligen Helfer meldeten sich zur Stelle und zum
Einsatz.
    Ein Tusch riss Caroline
aus ihren Gedanken. Die Akkordeonband spielte auf. Das Repertoire der flotten
Rentnertruppe war seit Jahrzehnten unverändert: melancholische russische
Volkslieder, Klezmermusik, viel Balaleika und Kalinka mit einer guten Prise
Mitsingschlager. Die Klänge wehten weit über den Birkowsee. Caroline konnte
nicht umhin, sich zu fragen, wie Steiner diesen Angriff auf die
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