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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben
Autoren: Monika Peetz
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Wieso war ihr das
eigentlich noch nie aufgefallen?
    »Wo sollen wir
hingehen?«, fragte Frido.
    Eva bestand darauf,
dass sie bereits da waren: »Es gibt Falafel«, erklärte Eva. »Sie haben drinnen
Tische und Stühle.«
    Frido schien zu
überlegen, ob es in Birkow eine Hühnerkrankheit gab, die sich negativ auf den
menschlichen Verstand auswirkte. Oder schlimmer noch: Vielleicht schlugen hier
die Gene von Schwiegermutter Regine durch. Die war ein verrücktes Huhn und
immer für eine Überraschung gut.
    »Zwei Falafel und Ayran
zum Trinken«, bestellte Eva. Das Getränk sah aus wie Bier, dem man alle Farbe
entzogen hatte.
    »Das ist Joghurt mit
Wasser«, erklärte Eva, nachdem sie Fridos zweifelnden Blick bemerkt hatte. »Mit
etwas Salz schaumig gerührt.«
    »Und das schmeckt?«,
wunderte sich Frido.
    »Keine Ahnung, ich habe
es noch nie getrunken. Deswegen habe ich es bestellt.«
    Was hatte Caroline
gesagt? Solange es Dinge gab, die man zum ersten Mal im Leben tat, hatte das
Leben einen Sinn.
    Frido schien wenig
versessen darauf zu sein, neuerdings in einem Imbiss zu essen und Salzjoghurt
zu trinken. »Ich hatte einen anstrengenden Tag«, beschwerte er sich.
    »Wir können doch mal
was anderes ausprobieren«, meinte Eva.
    »Es gibt genug
Premieren in meinem Leben«, wandte Frido ein. »Lene hat einen neuen Freund.«
    Doch so meinte Eva das
nicht: »Und was wird aus uns?«, fragte sie. »Wenn die Kinder aus dem Haus sind
und Lene längst mit dem siebten Nachfolger ihres Freundes in die Welt zieht?«
    Frido fügte sich in
sein Schicksal. Schweigend biss er in sein Falafelbrot. Die Unterhaltung wollte
nicht recht in Gang kommen.
    »Warum fragst du nicht
nach dem anderen?«, lenkte Eva vorsichtig das Gespräch in die entscheidende
Richtung.
    »Du bist
zurückgekommen«, konstatierte Frido nüchtern.
    Knoblauchsauce tropfte
auf sein Hemd. Frido ließ sich davon ebenso wenig irritieren wie von Evas
Eröffnungen. Beziehungsprobleme diskutierte Eva besser mit den Freundinnen als
mit ihrem eigenen Mann. Besonders gesprächig war Frido in dieser Hinsicht noch
nie gewesen.
    »Hast du jemals eine
andere gehabt?«, fragte Eva neugierig.
    Fridos Antwort kam klar
und deutlich: »Eine Affäre? Nie. Wozu auch?«
    »Ich auch nicht«, gab
Eva zu. »Aber das war nicht mein Verdienst.«
    Frido sah sie
schockiert an. Eva war so deutlich, dass Frido zu einer Reaktion gezwungen war.
Er stand auf.
    »Kann man den Joghurt
auch mit was anderem auffüllen?«, fragte er an der Theke. Konnte man nicht.
Dafür gab es Dosenbier. Das brauchte er jetzt.
    »Ich war damals auch
nur zweite Wahl«, erinnerte er sich.
    Eva wusste, dass er
recht hatte. Frido hatte eine ganze Weile um sie geworben, bevor sie ihn
überhaupt wahrgenommen hatte.
    »Ich hätte dich am
liebsten betrogen«, gab Eva ehrlich zu. »Und es war mir beinahe egal, mit wem.«
    Frido schien auf
Geständnisse keinerlei Wert zu legen. Er aß stur weiter. Oder war er einfach
überfordert? Wenn er gewütet hätte, wenn er sie beschimpft hätte, vielleicht
wäre es einfacher gewesen. So war Eva ganz auf sich gestellt.
    »Das ist die Wahrheit«,
wiederholte sie noch einmal.
    »Ich bin mir nicht
sicher, ob ich nicht lieber angelogen werden will«, sagte Frido. Er klang
verzweifelt.
    Ein Mann der großen
Worte war Frido noch nie gewesen. Zu einer Trennung gehörten immer noch zwei.
Frido schien im Moment nicht geneigt, daran mitzuarbeiten. Im Gegenteil. Er
hatte nachgedacht: »Du wolltest schon lange mal zum Amazonas. Willst du das
noch immer?«, fragte er fast schon schüchtern.
    Es war seine Art zu
sagen, dass er die Botschaft verstanden hatte. Eva lehnte sich zurück. Das war
doch schon mal ein Anfang.

67
    »Ich glaube, Eva und Frido
schaffen das«, sagte Caroline.
    Estelle nickte nur. Sie
war außer Atem. Es war wieder mal Schleppen angesagt. Estelle hatte nach der
Rückkehr Nägel mit Köpfen gemacht und bezog vorübergehend ein Büro in Carolines
Kanzlei. Sie hatte nicht die geringste Lust, ihre Energie in einen Machtkampf
mit Sabine zu investieren, den sie am Ende verlieren würde. Noch weniger Lust
hatte sie, von den Entscheidungen des Apothekenimperiums abhängig zu sein.
    Estelle sah sich stolz
auf ihren acht Quadratmetern um: »Prima Geschäftsräume für eine
Estelle-Heinemann-Stiftung.«
    Sie würde nicht
abwarten, ob und wie andere über ihre Arbeit urteilten. Ab jetzt würde sie in
kleinerem Stil operieren und mit noch kleinerem Eigenkapital. Sie konnte selbst
vielleicht nicht
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