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Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Titel: Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Autoren: Karin Koenicke
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Polizei-Auto vor der Filiale?
    Schnell sperrte sie auf. Mehrere Augenpaare starrten sie an. „Herr Kommissar, das ist Frau Pia Eisenreich“, hörte sie Filialleiter Lasky sagen. „Am besten, Sie nehmen sie gleich fest.“
    „Wie bitte?“ Vor Überraschung fiel ihr die Tasche aus der Hand. Ein Mann in Uniform kam auf sie zu. „Die Bank wurde heute Nacht ausgeraubt. Haben Sie den Tresorschlüssel?“
    Zitternd zog sie ihren Schlüsselbund hervor. Lasky grinste breit. „Nur sie hat auch die Kombination“, erklärte er.
    „Aber was ist mit dem Alarm?“, fragte Pia.
    „ Wurde über die Zentrale aufgehoben“, sagt Lasky. „Mit Ihrem Codewort.“
    Der Kommissar sah sie an. „Haben Sie das weitergegeben? Oder Schlüssel und Kombi?“
    Sie schüttelte stumm den Kopf. Als sie einen Blick von Lasky auffing, sah sie den Triumph in seinen Augen. Der Mann hasste sie, das war ihr schon lange klar. Schob der ihr einen Bankraub in die Schuhe?
    Ihre Beine gaben nach. Irgendjemand verfrachtete sie auf einen Stuhl. Langsam kam sie wieder zu sich. Denk nach, Pia!, schärfte sie sich ein. Was ist in den letzten Tagen passiert? An den Mittwoch erinnerte sie sich sehr lebhaft:
    Am Schalter war die Hölle los gewesen. Pia hatte eine Heidenangst, dass die Kasse wieder nicht stimmte und Lasky sie zusammenstauchen würde. Er hatte sie nicht immer auf dem Kieker gehabt, oh nein! Anfangs war er ständig um sie herumgetanzt und hatte sie begrapscht. Irgendwann hatte sie es nicht mehr ausgehalten und mit dem Betriebsrat gedroht, seither stand sie auf seiner Abschussliste.
    Kurz vor Schalterschluss war ein Anzugträger mit akkuratem Scheitel die Filiale gekommen, direkt zur Kasse. „Meine Name ist Krott, Revisionsabteilung, ich prüfe die Filiale.“
    Den hatte ihr Lasky auf den Hals gehetzt, um sie loszuwerden!
    Mit zittrigen Fingern zählte sie vor den strengen Augen des Revisors das Bargeld.
    Von da an ging alles schief. Die Kasse stimmte nicht und sie fand den Buchungsfehler erst nach zwanzig Minuten. Als sie das Geld einsperren wollte, war sie so nervös, dass sie den Tresorschlüssel kaum ins Schloss brachte.
    Dieser Krott stand wie ein unheilvoller Schatten herum und machte sich eifrig Notizen. Er stellte fest, dass sie zu viel Hartgeld vorrätig hatte und dass die beiden Kameras im Schalterraum falsch eingestellt waren. Völlig fertig schlich sie abends heim.
    Den nächsten Vormittag brachte Pia halbwegs gut rum, doch um drei reichte die Schlange an der Kasse schon wieder fast bis Afrika. Genau zu diesem Zeitpunkt hatte ihre Kollegin Doris auch noch einen Kunden, der ins Schließfach musste. Pia stürmte zum Tresorraum, gab die Kombi ein und drückte Doris ihren Schlüsselbund in die Hand. „Sperr den Nebenraum selbst auf, ich muss zurück in meinen Käfig!“
    Kurz darauf kam Lasky grinsend bei ihr an, den Schlüsselbund am Finger balancierend. „Den hab ich im Aufenthaltsraum gefunden.“
    Sie fluchte. Diese verdammte Doris! Die hätte ihr doch den Schlüssel zurückbringen sollen und ihn nicht irgendwo liegen lassen!
    Kleinlaut kam Doris nach Schalterschluss an und lud sie als Entschuldigung auf ein Bier ein. Pia war am Ende. „Lasky wartet doch nur auf so einen Fehler, damit er mich feuern kann.“
    „Unsinn“, sagte Doris. „Außerdem hat der Revisor bei Laskys Krediten auch Ungereimtheiten gefunden. Der Chef kam ganz schön ins Schwitzen.“ Sie lachte. „Und wenn rauskommt, dass der gerne ins Kasino geht, ist er dran. Das ist für Bänker verboten.“
    Pia beruhigte sich ein wenig. Vielleicht hatte sie noch eine Chance? Sie würde ab sofort alles richtig machen, jawoll!
    „Frau Eisenreich, wo waren sie heute Nacht?“ Die Stimme des Kommissars riss Pia aus ihren Erinnerungen.
    „ In einer Kneipe, dann allein zu Hause“, gab sie zu.
    „ Sie ist die Einzige, die kein Alibi hat!“, verkündete Lasky.
    Pia wurde es zu bunt. „Hier will mich jemand reinlegen“, sagte sie dem Kommissar. „Vielleicht jemand, der viel Geld braucht?“ Sie sah Lasky an. „Weil er gerne ins Spielkasino geht?“ Ihr Chef wurde blass.
    Allmählich kehrte Pias Verstand zurück. „Die Überwachungskameras!“ Sie deutete auf den Platz über die Eingangstür. „Die haben alles aufgezeichnet!“
    „ Lassen Sie das Theater“, fuhr Lasky sie an. „Sie wissen selbst, dass die Linsen mit Farbe besprüht wurden.“
    Dieser Typ trieb sie in den Wahnsinn. Pia sprang auf. „Sie Mistkerl! Das haben doch Sie alles eingefädelt“, rief sie.
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