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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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mehr gefällt. So drängt denn auch die einmal in das Weben der Elben Eingeweihten eine unwiderstehliche Sehnsucht immer wieder dazu hin, um so mehr, wenn sie in Liebesbündnisse mit den Elbenjünglingen eingetreten sind. Andere Zeugnisse für die Verwandtschaft der Hexen mit den Elben sind folgende. Bei dem Tanze schweben alle so leicht über die Erde hin, dass sie nur den Thau vom Gras streifen; an solchen thaulosen Ringen im Gras erkennt man die Stellen, wo die Elben in der Nacht tanzten; eben solche Ringe heissen heute Hexenringe und an den Orten sollen die Hexen in der Nacht ihre Reigen geführt haben. Wir sahen, wie die Elbin, zürnend dass ein Ritter ihre Liebe verschmäht, ihn aufs Herz stosst, dass er nach drei Tagen stirbt; gerade so wird den Hexen nachgesagt, dass sie Männern den Leib aufschneiden und das Herz herausholen, worauf dieselben abzehren und sterben. Wie die Elben und Zwerge kein Glockengeläute leiden können, so auch die Hexen; wie jene, so vermögen auch diese durch die engsten Ritzen zu schlüpfen u. s. w.
    Später erst wurde auf die Hexen das Hagelmachen und Saatverderben übertragen, früher gab man dies mehr den Zauberern schuld. Aber nicht immer suchte man die Saat zu vernichten, sehr oft will man sich nur ihren Ertrag zuwenden, so wie die Hexen auch des Nachbars Milch stehlen sollen, indem sie unter Aussprechung einer Zauberformel einen Stock oder ein Handtuch melken, ein Zug, der an die milchliebenden Hausgeister erinnert, die auch ihren Lieblingen Getreide zutragen. Die Erregung des Sturms wird gleichfalls den Hexen zugeschrieben; sie scheinen dabei bösartige Zauberweiber des Alterthums zu vertreten.
    Allen Zauberern gemein ist, wie gesagt, das Vermögen Thiergestalt anzunehmen, die des Wolfs, des heiligen Thiers Wuotans. Dies erfolgt auf ähnliche Weise wie bei den Schwanjungfrauen, nämlich durch Ueberwerfen eines Wolfshemdes, Wolfsgürtels oder Wolfsrings; sie werden dann zu Werwölfen und verharren in dieser Gestalt neun Tage; erst am zehnten kehren sie in menschliche Gestalt zurück. Mit der Gestalt nehmen sie zugleich die Natur des Wolfs an, sie heulen, durchstreifen die Wälder und stürzen sich auf Alles, was ihnen vorkommt. Will man dem Zauberer dies Treiben legen, dann muss man das Wolfshemd, oder den Wolfsgürtel zu bekommen suchen und es verbrennen, was jedoch nur unter furchtbaren Schmerzen für dessen Besitzer möglich ist.
    Die Zauberweiber verwandeln sich besonders in Katzen und suchen unter dieser Gestalt Unheil jeder Art zu stiften. Die Verwandlung erfolgt bei ihnen nicht durch äussere Mittel, sondern wohl durch einen blossen Zauberspruch.
    Durch das Auge schaut die Seele und wie sie durch das gesprochene Wort Zauber zu üben vermag, so auch durch den blossen Blick; bösen Zauber dieser Art (und von anderm ist nie die Rede) übt das böse Auge. Dagegen hat der lachende Mund einnehmende Gewalt, besonders der rosenlachende , noch mehr der küssende ; ein Kuss bringt dem, der ihn empfängt, Vergessen alles Vorhergegangenen oder gibt ihm die Erinnerung daran zurück.
    Aber nicht wehrlos ist der Mensch der Gewalt des Zaubers anheimgegeben. Man kann sich vor ihr schützen und die andringende abwehren; Schutzmittel sind Brod, das altheilige Salz und die Kohlen des dem Alterthum heiligen Heerdes, zur Abwehr dient das Ausspeien, wodurch man gleichsam seinen Abscheu vor aller Gemeinschaft mit dem Zauber zu erkennen gibt, und dadurch ihm die Gewalt raubt.

Aberglaube. 110
    Unter Aberglauben ist nicht der gesammte Inhalt des heidnischen Glaubens zu verstehn, sondern die Beibehaltung einzelner heidnischen Gebräuche und Meinungen. Es gibt zwei Arten des Aberglaubens, einen thätigen und leidenden; entweder wird dem Menschen von höherer Hand ein Zeichen gegeben, woraus er Heil oder Unheil folgert, oder er lockt das Zeichen erst durch seine Verrichtung hervor. Dieser, der thätige, konnte als mit heidnischen Bräuchen vermischt, eher von dem Christenthum ausgetilgt werden, als jener leidende schuldlosere, der wie Gespensterfurcht auf das menschliche Gemüth wirkte.
    Ein Hauptstück des Aberglaubens sind die Weissagungen . Der Mensch möchte den Schleier lüften, den Zeit und Raum über seine wichtigsten Angelegenheiten geworfen haben und glaubt, durch Anwendung geheimer Mittel Auskunft zu erlangen. Erlaubte und unerlaubte Weissagungen waren von jeher ein Geschäft des Priesters oder Hausvaters und Zauberers; jene gehören zur Religion, diese zum Aberglauben. Entweder ist nun
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