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Die Damen vom Planeten 5

Die Damen vom Planeten 5

Titel: Die Damen vom Planeten 5
Autoren: Richard Wilson
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ganze Gebäude besagte »Greenhorns sind unsere Spezialität«. Der Barkeeper hatte recht gehabt. Daves Chefredakteur hatte ihm eine Woche Einarbeitungszeit für seinen neuen Job beim Texaner gelassen und hatte ihn dann losgeschickt, sich erst mal richtig auszustatten.
    »Sie brauchen keinen Wagen«, hatte er gesagt. »Aber Sie brauchen einen Gaul und andere Klamotten. Wenn Sie für eine texanische Zeitung arbeiten, sollten Sie aussehen wie ein Texaner, nicht wie ein lausiger Tourist«, Frank Hammond, der Lokalredakteur, hatte ihm das bestätigt. »Vor Jahren«, hatte er Dave erzählt, »als ich noch das Küken bei einer Zeitung war, wagte ich es, ohne Hut zu einem Interview bei einem Fabrikanten zu erscheinen. Ich hab’ noch nie jemanden so schnell verschwinden sehen. Hier geht’s genauso zu. Ich selbst bin aus Pennsylvania. Aber nach meinem ersten Monat hier war ich texanischer als ein Texaner. Bis auf den Dialekt. Ich konnte nie so sprechen, daß es nicht so klang, als mache ich mich über sie lustig. Also gab ich es auf.«
    Jims Tauschgeschäft hatte an beiden Seiten des Gebäudes zwei riesige Tore. Auf dem einen stand »Hier reinfahren«. Auf der anderen Seite hieß es »Hier rausreiten«.
    Dave fuhr sein Coupé über eine Rampe in einen großen Raum. Ein Mann in Reithosen, einem rotwollenen Hemd und einem Zehn- oder Fünfzehn-Gallonen-Hut kam grinsend nähen Er hielt einen Auftragsblock in der Hand.
    »Verkaufen oder tauschen, Partner?« fragte er.
    Dave sah an seinen Kleidern aus dem Osten hinun ter. »Tauschen, glaub’ ich. Ich muß mich neu ausstaffieren.«
    »Recht so«, sagte der Mann und machte Notizen auf seinem Block.
    »Neunundsiebziger Kettering Coupé. Ist das der richtige Kilometerstand?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich glaube, er wird alle Kosten einschließlich Pferd decken, vielleicht kommt sogar noch was dabei raus.«
    »Ich hätte gerne etwas Friedlicheres als ein Wildpferd, wenn ich schon ein Pferd brauche«, sagte Dave. »Ich bin neu hier.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der Mann. »Wir werden das schon machen. Wenn Sie jetzt aussteigen, laß’ ich den Wagen schon wegfahren, und wir fangen an, Sie auszustatten. In ein paar Sekunden haben wir Ihre Maße.« Dave wurde an eine Art Fließband geführt, wo man sein Maß nahm und ihm einen Kurzlehrgang im Reiten und Schießen erteilte. Die Ergebnisse waren mäßig, und so empfahl man ihm den Grundkurs für Greenhorns.
    Der Lassokurs ging extra und strengte ihn an, obwohl die Vorführungen ihn faszinierten. Das Lasso schien aus geknoteter Seide gemacht zu sein. Es war leicht und geschmeidig und flog durch die Luft wie eine meisterhaft ausgeworfene Angel. Sein Lehrer, ein tabakkauender Cowboy, stellte Dinge mit dem Lasso an, daß es zeitweilig aussah, als handele es sich um ein lebendiges Wesen. Dave hätte zum Beispiel nie geglaubt, daß man mit dem Lasso einem Mann aus einer Entfernung von hundertfünfzig Schritt eine Zigarette aus dem Mund holen oder damit so genau zu zielen vermochte, daß man eine bestimmte Taste der Registrierkasse auf der anderen Seite des Raumes bedienen konnte.
    Dave beglückwünschte seinen Lehrmeister.
    Der Cowboy spuckte lässig in einen entfernt stehenden Spucknapf und sagte: »Das war noch gar nix. Sie sollten Sam Buckskin am Lasso sehen. Von ihm hab ich’s gelernt.«
    Dave Hull gelang es ganz ordentlich, mit der automatischen Pistole umzugehen, mit dem Gewehr sogar noch besser. Er fand den Bogenkurs ziemlich sinnlos, bemühte sich aber pflichtschuldig, seine Pfeile ins Ziel zu kriegen. Dann bewunderte er einen Bogenschützen, der wie Robin Hood einen Pfeil ins Ziel schoß und ihn mit dem nächsten teilte.
    »Sam Buckskin macht das ’n paar Dutzend mal hintereinander«, erzählte der Schütze, »teilt jeden Pfeil mit dem nächsten. So sagt man.«
    »Wer ist dieser Sam Buckskin?« fragte Dave.
    Der Bogenschütze lachte, »’n kolossales Greenhorn, wie? Sie werden von ihm hören. Oder über ihn schreiben, wenn Sie ’n Zeitungsmann sind.«
    In seinen neuen, hochhackigen Schuhen stolperte Dave zu einem Corral im Innenhof des Gebäudes.
    Das Kennenlernen seines Pferdes entpuppte sich als die längste Lektion. Drei Stunden lang lernte er den Sattel, das Zaumzeug und zuletzt das Tier selbst kennen. Endlich hielt man ihn für kompetent genug, ihm eine sanfte, ältere Stute anzuvertrauen.
    Am Ausgang unterschrieb er die Verträge und bekam den Rest ausbezahlt. Jede Banknote, obwohl sie identisch mit der amerikanischen
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