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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Tatsache, dass ihn in so einem Augenblick irgendetwas mehr zu beschäftigen vermochte, höchst interessant. Den Grund für seine Nervosität sollte ich bald schon erfahren: Es war sein Alibi, es stand auf ziemlich wackligen Beinen. Er behauptete, er hätte zur Tatzeit in einem Labor im Leighfield-Chemietrakt gearbeitet. Allein.
    »Nummer achtzehn«, sagte er. »Das ist im ersten Stock.«
    »Und es hat Sie dort niemand gesehen?«, fragte Gareth Alan Pitchford mit einer unüberhörbaren Portion Skepsis in der Stimme.
    »Es war abends Viertel vor elf. Außer mir führt dort zurzeit niemand Langzeitversuche durch. Ich war allein.«
    »Um wie viel Uhr sind Sie wieder in Ihrer Unterkunft eingetroffen?«
    »So gegen Mitternacht. Die College-Hausmeister können Ihnen das bestätigen.«
    »Das können sie bestimmt. Wie sind Sie von dem Labor zurück zum College gekommen?«
    »Ich bin gelaufen. Wie immer, wenn nicht gerade echtes Dreckswetter ist. Ich kann dabei gut nachdenken.«
    »Und unterwegs ist Ihnen niemand begegnet?«
    »Natürlich waren da Menschen auf der Straße, aber niemand, den ich kannte. Irgendwelche Leute halt, auf dem Weg nach Hause ins Bett. Hören Sie, Sie können sich gerne bei meinem Professor erkundigen. Er dürfte Ihnen wahrscheinlich bescheinigen können, dass ich zu der angegebenen Zeit dort gewesen bin.«
    »Wie das?«
    »Wir lassen dort eine Reihe Kohlenstoffakkumulatoren laufen. Sie müssen auf ganz besondere Weise reguliert werden, und wir haben die Apparatur selbst zusammengebaut. Es gibtauf der ganzen Welt nur fünf Personen, die wissen, wie das geht. Wenn er morgen früh nachguckt, wird er die vorgenommenen Anpassungen sehen.«
    »Dann sollte ich mit ihm wohl mal reden, was?«, erwiderte der Detective. Er kritzelte sich eine kurze Notiz auf seinen Block. »Ich habe das alle Ihre Freunde gefragt und jedes Mal dieselbe Antwort erhalten: Wissen Sie, ob Justin irgendwelche Feinde hatte?«
    »Nein, hatte er nicht. Nicht einen.«
    Nachdem Alexander Stephan Maloney gegangen war, herrschte in dem Verhörraum eine Zeitlang Schweigen. Wir alle dachten über seine blank liegenden Nerven und sein nicht vorhandenes Alibi nach. Ich für meinen Teil war nach wie vor der Ansicht, dass das alles viel zu offensichtlich war, als dass er es wirklich getan haben konnte. Natürlich war davon auszugehen gewesen, dass nicht alle Verdächtigen ein Alibi hatten: Wenn sie damit gerechnet hätten, dass sie eins brauchen würden, hätten sie sich nach ihrem gemeinsamen Abendessen nicht getrennt. Fragen Sie mich, was ich in der letzten Woche jeden Abend unternommen habe, und ich geriete hinsichtlich der Benennung von Zeugen dafür ganz schön ins Schleudern.
    Schließlich kam Christine Jayne Lockett in den Verhörraum geschwirrt. Ich sage geschwirrt, weil ihren Bewegungen eine Aufgeregtheit anhaftete, die mich spontan an das Klischee von einer achtunggebietenden altjüngferlichen Tante denken ließ. Wenn Christine Jayne Lockett einen Raum betrat, bekamen alle es mit. Wenn sie etwas sagte, dann in einem Ton und mit einer Lautstärke, die jeden zum Zuhören zwangen. Gleichwohl war sie mit ihrem hochfrisierten langen Haar eine recht attraktive Erscheinung. Etwas älter als die anderen, etwa Mitte zwanzig, was ihr ein gewisses Fluidum verlieh. Ihre Lippen kamen stets in einem freundlichen Lächeln zur Ruhe. Sogar jetzt, unter den gegebenen Umständen, hatte sie ihre Bonhomie nicht gänzlich verloren.
    »Und dabei fing der Tag so wunderbar an«, sagte sie wehmutsvoll, während sie auf dem Stuhl Platz nahm. Mehrere Halsketten klimperten und klapperten bei der Bewegung, und goldene heidnische Amulette und Kreuze klackerten gegeneinander. Sie legte ein kleines Gedichtbändchen auf den Tisch. »Haben Sie schon irgendeine Ahnung, wer es getan hat?«
    »Nicht direkt«, erwiderte Gareth Alan Pitchford.
    »Und jetzt möchten Sie von mir wissen, ob ich eventuell eine habe. Nun, ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Wer um alles in der Welt könnte den armen Justin umbringen wollen? Er war so ein wunderbarer Mann, einfach wunderbar. Das sind alle meine Freunde. Und darum liebe ich sie auch so, trotz ihrer Fehler. Oder vielleicht gerade deswegen.«
    »Fehler?«
    »Sie sind jung. Sie sind oberflächlich. Haben zu viele Meinungen. Sind schnell beleidigt. Wer könnte solchen Engeln widerstehen?«
    »Erzählen Sie mir etwas über Justin. Welche Fehler hatte er?«
    »Überheblichkeit natürlich. Er meinte, immer recht zu haben. Ich
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