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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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sie ihm ins Ohr. »Wir kommen mit dem Küssen in Rückstand.«
    Keine Reaktion, nicht einmal ein leises Lidflattern. Das Beatmungsgerät blies weiterhin Luft in seine Lungen, und der Herzmonitor piepte, aber niemand war zu Hause. Sogar Riley erkannte das.
    »Du kannst nicht einfach so daliegen«, sagte sie. »Du darfst mich nicht allein lassen. Es ist mir egal, welchen Preis es kostet, aber du musst wieder gesund werden, Simon Adler. Ich würde alles dafür tun, hörst du? Jetzt gib bloß nicht den Geist auf!«
    Nichts. Ihre schwache Hoffnung zerschlug sich in tausend kleine Scherben.
    Simon hatte ihr erzählt, dass sein Glaube niemals wirklich auf die Probe gestellt worden war.
    Jetzt diente er als Probe für diejenigen, die ihn liebten.
    Ihn werde ich nicht einfach gehen lassen.
    *
    Als sie weinend am Fahrstuhl stand, erblickte Riley den Engel im Flur. Niemand sonst schien ihn zu bemerken, trotz der weißen Robe und den gefiederten Schwingen, die ordentlich hinter den Schultern angezogen waren. Eine Krankenschwester ging sogar direkt an ihm vorbei und verschwand in einem Patientenzimmer, ganz auf ihre Aufgabe konzentriert.
    Der himmlische Bote winkte Riley zu, und deutete dann auf die Kapelle am Ende des Korridors. Riley schlug erneut kräftig auf den Abwärtsknopf.
    »Du bist ein ziemlich dickköpfiges Mädchen, was?«, sagte der Engel. Die Stimme klang vertraut. Nach Martha.
    Die stricksüchtige Freiwillige vom Friedhof war ein Engel?
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen«, sagte Riley. »Warum habe ich Sie vorher noch nie so gesehen?«
    »Ich wollte es nicht«, antwortete Martha. Erneut deutete sie auf die Kapelle.
    »Was wollen Sie?«, fragte Riley, nicht willens, sich von der Stelle zu rühren.
    Der Engel überlegte und kratzte sich nachdenklich am Flügel. »Für den Anfang wäre ein feines handgefärbtes Alpakagarn nicht schlecht. Ach ja, und ich hätte zu gerne ein Paar Rosenholznadeln.«
    Riley versuchte es erneut, ihre Frustration wuchs. »Was wollen Sie
von mir

    »Eine kleine Plauderei, meine Liebe, ehe alles zur Hölle geht.«
    Riley kam sich ziemlich blöd dabei vor, sich mit jemandem zu unterhalten, den niemand sonst zu bemerken schien, also gab sie nach und schlurfte in Richtung Kapelle. Als sie die Tür aufstieß, entdeckte sie Martha in der ersten Bankreihe, doch jetzt war sie wieder gekleidet wie eine alte Frau, samt orthopädischen Schuhen und allem.
    »Woher weiß ich, dass Sie nicht eine von
denen
sind?«, fragte Riley.
    Martha breitete die Hände aus. »Wir befinden uns auf heiligem Boden.«
    »Das hat letzte Nacht auch nichts genützt«, gab Riley zurück. »Wir waren in einem Schutzkreis und im Inneren eines Gebäudes, das einmal als Kirche gedient hatte.«
    Das brachte ihr ein nachdenkliches Stirnrunzeln ein. »Die Flasche mit Weihwasser in deiner Tasche – hol sie heraus.« Der Engel formte eine Schale mit den Händen. »Gieß mir etwas davon ein.«
    Woher weiß sie, dass ich Weihwasser dabei habe?
    Rileys Hände zitterten, als sie tat, wie geheißen. Sie wartete auf den Aufschrei, das Sprießen von Hörnern, das Schlagen eines mit Stacheln versehenen Schwanzes. Doch stattdessen sammelte sich die Flüssigkeit in Marthas Händen und begann, grünlich-golden zu leuchten. Dann verdampfte sie zu Nebel und verteilte sich im Raum.
    »Wow«, sagte Riley und beobachtete, wie der Dampf auf unsichtbaren Luftströmungen davonschwebte.
    »Ich liebe es«, gab Martha zu. »Jetzt hol tief Luft und sag mir, woran es dich erinnert.«
    Riley atmete ein. »Sommer, Strand. Ich kann das Salzwasser und die frischen Wassermelonen riechen.«
    Martha seufzte. »Ich kann überhaupt nichts riechen. Ihr Sterblichen habt so ein Glück.«
    Riley schraubte den Deckel auf die Weihwasserflasche und ließ sie wieder in ihrer Tasche verschwinden. Das war also Gottes Stellvertreter. Wenn sie sich schon nicht bei ihm persönlich beschweren konnte, musste sie eben mit dem Engel vorlieb nehmen.
    Sie holte tief Luft. »Wer hat meinen Dad geholt?«
    Kopfschütteln. »Nächste Frage.«
    »Wie haben die Dämonen es geschafft, den Schutzkreis zu durchbrechen?«
    »Weihwasser wird durch Böses neutralisiert. Zu viel davon, und …« Der Engel spreizte die Hände.
    Das machte Riley nur noch wütender. »Warum hat Ihr Boss all die Leute sterben lassen? Wir sind auf eurer Seite, oder habt ihr das noch nicht mitbekommen?«
    »Für alles gibt es einen Grund. Du musst Seinem göttlichen Willen vertrauen.«
    »Vertrauen?«,
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