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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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Beck sich auf sein gesundes Bein und humpelte den Flur entlang. Eine Tür wurde zugeknallt. Dann hörte Riley einen dumpfen Schlag, als würde jemand mit der Faust gegen die Wand hämmern.
    Kauf so viele Bustickets, wie du willst. Ich fahre auf gar keinen Fall.

39. Kapitel

    Der Krankenpfleger auf der Intensivstation in der blauen OP -Kleidung sah Riley an und machte große Augen. »Sind Sie okay, Miss?«, fragte er und erhob sich von seinem Stuhl.
    Riley konnte sich nur ausmalen, wie sie aussah. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, die Klamotten zu wechseln, hatte nicht einmal daran gedacht. Dann entdeckte sie ihr Spiegelbild im Fenster zum Wartezimmer. Ihre Jacke war mit Brandflecken übersät, und ein Ärmel war aufgeschlitzt. Ihr Haar hing schlaff herunter, die Spitzen von der Hitze gekräuselt. Sowohl ihr Pullover als auch die Jacke waren mit einer dicken Schicht eingetrockneten Bluts bedeckt.
    »Äh, ja, mir fehlt nichts«, sagte Riley. »Ich wollte zu Simon Adler.«
    Sagen Sie mir nicht, dass er tot ist. Bitte nicht …
    »Sind Sie eine Angehörige?«, fragte der Pfleger skeptisch.
    »Äh …«
    »Sie gehört zur Familie«, rief jemand mit lauter Stimme. Eine junge Frau war in der Tür zum Wartezimmer aufgetaucht.
    Der Pfleger blieb skeptisch. »Okay, aber nur fünf Minuten«, mahnte er.
    Die junge Frau ergriff Rileys Hand und führte sie den Flur entlang. Sie war blond, hatte blaue Augen und war etwa so groß wie Riley. Um die Hüfte war sie leicht geschwollen. Die Andeutung eines Babybauchs.
    »Du bist doch Riley, oder?«, flüsterte sie. »Ich bin Amy, Simons Schwester. Er hat mir von dir erzählt.«
    »Du hast letzten Sommer geheiratet«, sagte Riley.
    Das Mädchen nickte. Schützend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. »Ich bekomme ein Kind«, sagte sie.
    Schweigend gingen sie weiter, bis Amy vor einem Zimmer stehen blieb.
    »Wie schlimm ist …«, begann Riley, doch dann verließ sie der Mut, die Frage zu beenden.
    »Sie sagen, er habe eine Menge Blut verloren, und dass sein Gehirn verletzt wurde. Sie sagen, dass er nicht mehr da ist. Dass wir uns entscheiden müssen, ob wir ihn an der Maschine lassen oder …« Amys Augen füllten sich mit Tränen.
    O Gott.
    Sie umarmten sich und weinten zusammen.
    »Er ist der großartigste Bruder, den es je gab«, sagte Amy zwischen zwei Schluchzern, den Kopf an Rileys Schulter gelehnt. »Warum musste ihm das zustoßen?«
    Die Bilder von zerfleischten Leichen, wilden Dämonen und dem vielen Blut rollten einer Dampfwalze gleich durch Rileys Kopf.
    Sie konnte wieder die Schreie hören, das Fauchen, das Knistern und Knacken der Flammen, als stünde sie wieder in dem Gebäude.
    »Alles in Ordnung? Du zitterst ja!«, sagte Amy und löste sich von ihr.
    »Mir geht es gut«, sagte Riley, doch das war eine Lüge.
    Amy ergriff ihren Arm. »Mein Bruder hat mir erzählt, wie sehr er dich mag. Er sagte, du seist etwas ganz Besonderes. Ich dachte, das solltest du wissen.«
    »Danke, ich … für mich ist er auch etwas ganz Besonderes.«
    Nachdem sie Rileys Hand gedrückt hatte, ging Amy zurück ins Wartezimmer.
    Er ist nicht mehr da.
    Zaghaft stieß Riley die Tür zu Simons Zimmer auf. Eine Krankenschwester blickte auf, nickte ihr zu und beschäftigte sich wieder mit dem Infusionsbeutel. Er enthielt Blut. Die Frau ging, ohne ihr ein Wort der Ermutigung zu bieten.
    Das bedeutet, dass es keine Hoffnung gibt.
Das hatte Riley gelernt, als ihre Mutter im Sterben lag.
    Simon war so blass, dass man ihn bereits für eine Leiche halten konnte, und zwischen den medizinischen Apparaten wirkte er wie ein Zwerg. Ein Beatmungsgerät atmete für ihn. Luft ein, Luft aus. Eine lange grüne Linie lief über einen Monitor und registrierte jeden Herzschlag. Überall waren Schläuche. Einer kam unter der Decke heraus und mündete in einem Beutel, in dem sein Urin gesammelt wurde.
    Riley schluckte hart und ging langsam an die Seite des Betts. Erst gestern Abend noch hatten sie sich geküsst, hatten einander in den Armen gehalten und über die Zukunft geredet.
    Sie schob ihre Hand durch die kalten Metallstäbe. Simons Haut fühlte sich an wie lauwarmer Marmor. Er rührte sich nicht, als sie ihn anfasste, und zuckte auch nicht zusammen. Sie erinnerte sich an den weichen Ausdruck in seinen Augen. Dass er sie behandelt hatte, als sei sie das einzige Mädchen auf der Welt. Sie beugte sich vor, schob ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und küsste ihn.
    »Werd schnell wieder gesund«, flüsterte
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