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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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Weihnachtsschmuck oder alte Schuhe, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hatten. Beck bewahrte in dem Schrank seine Fängerutensilien auf. Alles war methodisch sortiert, Regalbrett für Regalbrett. Es gab mehrere Halbliterflaschen Weihwasser, Stahlnetze, zusammengerollte Seile, Glaskugeln – alles Mögliche. Sogar ein Ersatzstahlrohr.
    Riley fand die frischesten Flaschen, prüfte die Etiketten mit nassem Finger und kehrte in die Küche zurück. Eine Flasche steckte sie in ihre Tasche. Beck starrte immer noch auf einen Punkt im Nichts, dreißig Zentimeter vor sich.
    »Wird Zeit, dass es mal wieder ein bisschen wehtut«, sagte sie.
    »Ist das das gute Zeug?«
    »O ja.«
    Langsam zog er seine Jacke aus, dann das Hemd. Er nahm ihr die Flasche ab. »Ich mache das.«
    Soll mir recht sein.
    Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatte, wühlte Riley im Kühlschrank herum und fand Eier und ein paar Würstchenketten. Weitere Nachforschungen förderten eine Bratpfanne zu Tage, die sie auf den Gasherd stellte. Ein schriller Aufschrei kam aus dem Badezimmer, dann eine Flut Schimpfwörter, von denen die meisten mit
f
begannen. Ein weiterer Schrei. Dann begann die Dusche zu plätschern.
    Es ist das gute Zeug.
Riley drehte die Flamme unter den Würstchen kleiner, weil sie befürchtete, es könnte eine Weile dauern, bis Beck wieder auftauchte. Während er duschte, benutzte sie sein Festnetztelefon, um Peter auf seinem Handy anzurufen.
    »Hallo?«, fragte eine argwöhnische Stimme.
    »Peter, hier ist Riley.«
    »Riley! Wo hast du gesteckt? O mein Gott, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt«, sagte er. Seine Stimme klang vor lauter Sorge ganz belegt.
    »Es tut mir leid, dass ich mich nicht eher gemeldet habe. Mein Telefon ist durchgeschmort, und ich habe die Nacht auf dem Friedhof verbracht.«
    »Sie haben die ganze Zeit im Fernsehen darüber berichtet. Ich dachte, ich würde dich vielleicht auf einem der Bilder sehen und wissen, dass dir nichts passiert ist. Aber als ich dich nirgends gesehen habe …« Seine Stimme erstarb.
    »Es tut mir so leid, Peter.«
    »Du kanntest die ganzen Leute, die gestorben sind, oder?«
    »Die meisten von ihnen.«
    »Was ist mit Beck? Ist er okay?« Sie erzählte ihm ein paar Einzelheiten, ließ jedoch das Schlimmste aus. Peter brauchte ihre Albträume nicht.
    »Das war’s dann ja wohl, oder? Jetzt müssen sie die Zunft dichtmachen.« Er klang fast hoffnungsvoll.
    »Nein. Aus anderen Städten werden sie Fänger schicken. Wir werden ganz von vorn anfangen.«
    »Oh.«
    »Peter, ich werde deswegen nicht aufhören. Ich will ein Fänger werden. Jetzt mehr denn je!«
    »Ich weiß«, sagte er leise. »Es ist, als würdest du mit ausgehungerten Wölfen Fangen spielen. Ein falscher Schritt, und sie fallen über dich her. Und ich kann nichts dagegen tun. Ich weiß nicht, ob ich das noch länger aushalte.«
    Peter war sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber er hatte eine klare Linie gezogen. Auf der einen Seite war ihrer beider Leben, wie es immer gewesen war – in dem sie über die Schule quatschten, sich über die Eltern beschwerten und all das. Auf der anderen Seite war Rileys neues Leben. Dasjenige, in dem sie jederzeit in Stücke gerissen werden konnte.
    »Wir können später darüber reden, Peter.« Auf gar keinen Fall konnte sie sich zusätzlich zu allem anderen auch noch damit auseinandersetzen.
    Schweigen.
    »Peter?«
    »Der Punkt ist, dass wir es niemals wirklich ausdiskutieren. Aber so funktioniert eine Freundschaft nicht. Ich halte es nicht länger aus. Ich meine es ernst.«
    Dann legte er auf.
    Riley war ganz elend zumute. Als sie den Hörer zurück auf die Gabel legte, stellte sie fest, dass Beck sie vom Flur aus beobachtete.
    »Er hat einfach aufgelegt. Er kommt nicht damit klar, dass ich bei den Fängern bin.«
    »Es ist schwer für sie«, sagte er mit rauer Stimme. »Sie verstehen nicht, was wir tun, oder warum wir es tun.« Voller Bedauern schüttelte er den Kopf. »Sie werden wahnsinnig aus Sorge um uns.«
    »So muss es nicht sein. Meine Mom hatte keine Probleme mit Dads Arbeit«, protestierte sie.
    Beck hob eine Braue. »Bist du dir sicher?«
    Riley wollte ihm widersprechen, aber dann dachte sie an die geflüsterten Unterhaltungen ihrer Eltern, die sie belauscht hatte. Ihre Mutter hatte jeden Augenblick, in dem sich ihr Mann außer Sichtweite befand, in Sorge verbracht, aus Furcht, dass Paul eines Tages nicht mehr nach Hause käme.
    Beck lehnte sich gegen den Türbogen.
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