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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Autoren: Tobias O. Meissner
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Hilflosigkeit. Dann schwang er sich aus dem Fenster. Überall brodelte es. Die Mauern kochten über vor Dämonen. Selbst die rauchige Regenluft wurde von Fledermausgeiern und aussätzigen Flügelmenschen durcheilt. An den glatten Mauern des Turmes schleimten sich riesigeSchneckenwesen aufwärts, die aussahen, als würden in ihrem Inneren Kinder verdaut. Vereinzelt kämpften Menschen mit Säbeln, Schürhaken und Fackeln um ihr Leben und unterlagen. Eine Frau schoss mit einer Armbrust auf ein Vieh, dessen vier Beine doppelt mannshoch waren. Ein Knecht stürzte sich brennend in den Brunnen. Kunn Berbes konnte gar nicht auf den Mauerumlauf gelangen: Von dort strömten unablässig Feinde nach. Also kletterte er an seinem quietschenden und ächzenden Möbelsammelsurium so weit wie möglich nach unten, schlug dort mit dem Knauf seines Säbels ein Fenster ein und zwängte sich nach drinnen. Er war nun ein Stockwerk tiefer als die Sesselträger und hatte den Mordtrupp, der den Turm hinaufstieg, derart umgangen. Dennoch konnten jederzeit neue Dämonen von unten nachdrängen, das war ihm klar. Es blieb ihm aber nichts weiter übrig: Er eilte ihnen entgegen, und als sich ihm tatsächlich zwei verzerrte Albtraumgestalten in den Weg zu stellen versuchten, sprang er einfach über beide hinweg und suchte sein Heil in der Flucht. Eines der beiden erhob sich in die Luft und stieß von der Zimmerdecke auf ihn herab, aber es gelang Kunn Berbes, dem Wesen einen Stuhl entgegenzuschleudern und es so abzuwehren.
    Er erreichte die Tür zum Innenhof. Sie stand weit offen, ihr Rahmen war mit den Überresten dreier Wachtposten verkleidet.
    Kurz dachte Kunn Berbes an Selbstmord, als er das Gewimmel im Hof erblickte, doch dann überlagerte in seinem Kopf das vor Furcht und Schmerz verzerrte Gesicht seines Barons alles andere.
    Er ergriff die einzige Chance, die sich ihm bot: EinPferd galoppierte wiehernd vorüber und versuchte dabei, einen pulsierenden, katzengroßen Seeigel, der sich wie eine Distel auf seinem Rücken festhielt, abzuwerfen. Kunn Berbes sprang von der Seite auf das Pferd und stieß das Seeigelding hinunter. Eine der Stacheln drang ihm dabei seitlich ins Bauchfett, aber das spürte er kaum.
    Vor dem durchgehenden Gaul bildete sich eine schmale Gasse. Selbst das Dämonengezücht schien Respekt zu empfinden vor einem anstürmenden Ross. Ohne Sattel und Zügel konnte Kunn Berbes weder lenken noch einen sicheren Halt finden. Er musste sich dem Pferd anvertrauen, das den Weg zum Schlosstor von vielen Ausritten kannte und diesen Weg nun auch instinktiv einschlug. Klauen und Tentakel versuchten, Kunn Berbes vom Rücken zu fegen, aber er duckte sich, bis er beinahe seitlich am Pferd hing.
    Das Schlosstor war immer noch verriegelt. Die Dämonen hatten sämtliche Mauern erklommen, das Tor war ihnen nicht weiter wichtig gewesen. Es gab kein Entkommen für den Soldaten und das Pferd, aber immerhin war hier am Tor weniger Kampfgeschehen als anderswo. Kunn Berbes sprang vom wiehernden und auskeilenden Ross und machte sich – selbst winselnd und sich wie rasend gebärdend – am Tor zu schaffen, aber es war zu schwer für einen einzelnen Mann. Hinter ihm wurden zwei Mägde gefressen und schrien dabei um Hilfe und Vergebung.
    Kunn Berbes kletterte innen an der Torverriegelung hinauf, riss sich dabei zwei Fingernägel ein, ließ sich aber nicht aufhalten. Ein Fledermausgeier erblickte ihn und schoss kreischend auf ihn zu. Kunn Berbes zog seinenSäbel und hieb damit einhändig nach dem Angreifer, der geköpft gegen ihn klatschte und ihm beinahe das Rückgrat brach. Dann stürzte der Fledermausgeier in den Hof. »Sie können sterben!«, triumphierte Kunn Berbes mit Tränen in den Augen, und dieser Sieg gab ihm neue Kraft. Er klomm sich auf die obere Toreinfassung hinauf.
    Tausende, wenn nicht gar Zehntausende von Dämonen wimmelten auf der Ebene vor dem Schloss umher. Es sah aus, als würden sie sich vor lauter Übermut gegenseitig bekriegen und auffressen.
    Kunn Berbes sah nirgendwo ein Durchkommen, nirgendwo Hoffnung. Schon gar nicht ohne Pferd.
    Er sank oben auf der Torbrüstung in die Knie, neben dem Leichnam des von einem geworfenen Arm durchbohrten Wachtpostens. Es war nicht nur Verzweiflung, die ihn niederzwang. Das Gift des Seeigels begann zu wirken und ihn am ganzen Körper mit Kälte zu lähmen.
    Kurze Zeit später wurde der starre, aber immer noch lebendige und gellendes Entsetzen empfindende Kunn Berbes von einem achtflügeligen
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