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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Autoren: Linda Lael Miller
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konnte ihn in die Knie zwingen, wenn Tricia und sein ungeborenes Kind ihn brauchten.
    Valentino fing hysterisch an zu bellen, als die Sirene der Ambulanz sich ohrenbetäubend laut näherte und rotes Licht wie Feuer vorm Küchenfenster flackerte.
    „Schsch“, machte Carolyn. Der Hund tat ihr leid. Valentino war Tricias Hund und ihr restlos ergeben. Das Tier war, ähnlich wie Conner, völlig außer sich.
    In den nächsten Minuten ging alles sehr schnell. Tricia wurde auf eine Transportliege gebettet und in den Rettungswagen verfrachtet. Ein Sanitäter prüfte ihre Vitalparameter und legte einen Tropf, während Conner auf der anderen Seite neben der Liege hockte, Tricias Hand hielt und leise auf sie einredete.
    Brody stand neben Carolyn ganz in der Nähe. Die Not seines Bruders spiegelte sich in seiner Miene. Das Rotlicht des Rettungswagens huschte mit seinem grellen Schein im immer gleichen Rhythmus über seine Gestalt. Carolyn wusste, dass er aufgrund dieser seltsamen Zwillingsverbundenheit ziemlich genau empfand, was Conner durchmachte. Doch er würde sich genauso wenig unterkriegen lassen wie sein Bruder.
    In Lonesome Bend und Umgebung war allgemein bekannt, dass die Creeds ein harter Menschenschlag waren. Carolyn legte den Arm um Brodys Taille und fragte sich, ob irgendwer auch nur eine Ahnung hatte, wie hart sie waren.
    Als der Rettungswagen mit heulender Sirene die Zufahrt hinunterraste und die Abzweigung auf die Landstraße praktisch auf zwei Rädern nahm, liefen Carolyn und Brody zurück zum Pick-up und fuhren hinterher.
    Brody saß mit finsterem Gesicht hinterm Steuer, und Carolyn wusste, dass er jetzt nicht nur Conners Not teilte, sondern auch seine eigene noch einmal durchlebte, als hätte die Tragödie sich gerade erst ereignet.
    In diesem Moment wurde Carolyn mit grausamer Deutlichkeit bewusst, dass der Unfall nicht nur eine Erinnerung war, sondern buchstäblich Teil von Brodys Persönlichkeit, etwas, dem er sich im Laufe seines Lebens immer und immer wieder stellen musste.
    Die Vorstellung war mehr als ernüchternd. Etwas in Carolyns Innerem schrumpfte und fiel in sich zusammen, eine Hoffnung, die sie zu nähren begonnen hatte – wieder einmal. Doch sie holte tief Luft und weigerte sich, aufzugeben. Wenn Brody und Conner durchhalten konnten, dann konnte sie es auch, um ihretwillen, um Tricias und des Babys willen, und sogar um ihrer selbst willen.
    Mut war, wie so vieles andere, nicht etwas, das man besaß oder nicht besaß. Er entstand aus einer Entscheidung, einer Wahl.
    Brody reichte ihr sein Handy. „Davis und Kim wollen sicher wissen, was hier los ist. Du erreichst sie per Kurzwahl – null-acht.“
    Zitternd griff Carolyn nach dem Gerät, klappte es auf, musterte kurz die fremde Tastatur und stellte die Verbindung her.
    Davis meldete sich nach zweimaligem Klingeln. Seine Stimme klang unwirsch, verschlafen, wie er war, und erschrocken über einen Anruf mitten in der Nacht. „Brody?“, sagte er. „Bist du das?“
    Carolyn fand ihre Sprache wieder, meldete sich und erklärte das wenige, was sie von den Vorgängen wusste.
    „Wir kommen so schnell wie möglich“, antwortete Davis. Dann hörte Carolyn ihn sagen: „Kim, wach auf! Es geht um Tricia – da stimmt etwas nicht …“
    Kim hatte ihrem Mann offenbar das Telefon aus der Hand genommen, denn im nächsten Moment hörte Carolyn ihre Stimme. „Carolyn? In welches Krankenhaus wird Tricia eingeliefert? Mercy General?“
    Carolyn gab die Frage an Brody weiter, der nickte und sagte: „Vermutlich. Sag ihnen, dass wir uns wieder melden, sobald wir Näheres wissen.“ Er unterbrach sich, sein Profil wurde kurz von einem entgegenkommenden Fahrzeug angestrahlt, während sie dem Rettungswagen in hohem Tempo folgten. „Und sag ihnen, sie sollen vorsichtig fahren, denn wir wollen sie nicht verlieren.“
    Carolyn richtete Kim Brodys Worte aus und beendete das Gespräch.
    Die Fahrt zum Mercy General, einem kleinen, aber mit modernster Technik ausgerüsteten Krankenhaus, das nicht nur für Lonesome Bend, sondern auch für vier oder fünf Kleinstädte in der Umgebung zuständig war, dauerte eine halbe Stunde.
    Es waren die bisher längsten dreißig Minuten in Carolyns Leben.
    Als der Rettungswagen in die Bucht vor der Notaufnahme einbog, rief Carolyn noch einmal Davis an und bestätigte, dass Tricia tatsächlich ins Mercy General eingeliefert wurde.
    Nachdem sie den Pick-up eingeparkt hatten, hasteten Carolyn und Brody in das Gebäude, doch Tricia war
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