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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Autoren: Linda Lael Miller
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Tag in Giffords Villa vorgefallen war. Während sie sprach, durchlebte sie die Vorfälle noch einmal.
    Gifford Welsh hatte sie gereizt – wen wohl nicht? –, aber er war verheiratet. Und das war von großer Bedeutung für Carolyn, wenn auch nicht für ihn.
    Sie war in Panik geflüchtet – ähnlich wie Brody in der Nacht, als Lisa anrief und ihm sagte, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Sie hatte Storm zurückgelassen, ohne ihr erklären zu können, warum sie so überstürzt das Weite suchte, und das bereute sie bis heute.
    Carolyn schmerzte es, ein kleines Mädchen im Stich gelassen zu haben, und sie machte sich auch aus anderen Gründen Vorwürfe. Hatte sie Gifford vielleicht unbewusst ermutigt?
    War das alles ihre Schuld?
    Rückblickend erschien es ihr merkwürdig, dass sie jemals so etwas gedacht hatte. Carolyn war das Kindermädchen seiner Tochter gewesen, seine Frau war außer Haus, und er hatte sich an Carolyn herangemacht.
    Gifford war wie jeder andere Mensch auf der Welt selbst verantwortlich für sein Handeln.
    „Ich hätte Storm nicht einfach so zurücklassen dürfen“, sagte sie am Ende ihres Berichts wie betäubt. „Aber ich war jung, und ich war aufgewühlt, und ich wusste nicht, was ich anderes hätte tun sollen als schnellstens abzuhauen.“
    „Du hast getan, was du in diesem Moment für richtig befunden hast“, sagte Brody. Irgendwann hatte er ihre Hand genommen.
    „Du auch. Ich meine, als Lisa in jener Nacht angerufen hat.“
    „Stimmt, und ich habe beschlossen, mich dafür endlich aus der Verantwortung zu entlassen. Ich kann die beiden nicht zurückholen oder dafür sorgen, dass für sie alles wieder gut wird, und es ist Zeit, dass ich aufhöre, es zu versuchen.“ Er unterbrach sich, setzte neu an. „Ich bin zurück nach Lonesome Bend gekommen, um sesshaft zu werden, eine Familie zu gründen und etwas Bleibendes zu schaffen, und das werde ich tun.“
    Carolyn sah ihn an und dachte, wie sehr sie Brody Creed liebte, wie sehr sie ihn schon immer geliebt hatte, obwohl diese Liebe sich weiterentwickelt hatte – genau wie sie selbst und Brody ebenfalls.
    Er war ein Junge gewesen, als sie sich kennenlernten, und sie ein kleines Mädchen.
    Jetzt war er ein Mann und sie eine Frau.
    Eine völlig andere Situation.
    Wir stehen am Scheideweg, wurde Carolyn klar. Sie konnten ihrer eigenen Wege gehen, trauriger, aber klüger, oder sie konnten einander aus der Erwachsenenperspektive neu kennenlernen.
    Carolyn wusste, was sie wollte, war sich jedoch keineswegs sicher, ob Brody das ebenso sah, und darum behielt sie die Worte, die sie am dringlichsten sagen wollte, für sich.
    Behutsam hob Brody Winston von seinem Schoß und setzte ihn auf den Boden.
    Nur um sich zu beschäftigen, trank Carolyn einen großen Schluck von ihrem Tee und wäre beinahe daran erstickt.
    Brody neigte sich zu ihr und strich ihr das Haar von der rechten Schulter.
    „Eines muss ich noch wissen“, sagte er. „Die Pflegefamilien, in denen du gelebt hast – waren sie gut zu dir?“
    Eine Weile dachte sie über die Frage nach. Schließlich seufzte sie: „Das Engagement war unterschiedlich, aber ich glaube, im Grunde haben alle ihr Möglichstes getan“, sagtesie und fand zu einem weiteren, streng persönlichen Schluss. „Meine Eltern eingeschlossen, schätze ich.“
    Brody zog sie von ihrem Stuhl auf seinen Schoß.
    Es erschien ihr ganz natürlich, die Arme um seinen Nacken zu legen und ihre Stirn an seine zu lehnen.
    „Ich habe meinen Vater nie gekannt“, vertraute sie ihm leise an und wartete dann auf die nötige Kraft, um auch den Rest aussprechen zu können.
    „Ich auch nicht“, sagte Brody. „Aber wir hatten Davis, und er hat seine Sache gut gemacht.“
    Carolyn nickte. „Ihr könnt euch glücklich schätzen – weil ihr Davis und Kim hattet, meine ich.“
    „Ja“, pflichtete Brody ihr bei. Er hatte locker die Arme um sie gelegt, kraftvoll, aber nicht fordernd. „Glücklich in jeder Hinsicht, was Verwandtschaft betrifft.“ Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es an und wich selbst gerade so weit zurück, um ihr direkt in die Augen sehen zu können. „Und was dich betrifft, Carolyn.“
    Sie blinzelte.
    „Ich liebe dich“, sagte er. Einfach so.
    So viel zu Dingen, die zu schön waren, um wahr zu sein.
    „Wirklich?“
    Brody schmunzelte, dann ließ er sein gefährliches Grinsen aufblitzen. „Ich habe es doch gerade gesagt, oder?“, witzelte er. „Aber ich wiederhole es gern noch einmal. Ich liebe dich,
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