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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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sie weiter. Die Stille zwischen ihnen war angenehm und freundschaftlich und erinnerte sie an alte Zeiten.
    »Walt«, sagte Will schließlich, »kann ich dich etwas fragen?«
    »Ich denke, das hast du gerade«, erwiderte Walt mit dem Anflug eines Lächelns. Gerade dieser Wortwechsel zeugte von der Vertrautheit zwischen ihnen. Will grinste, dann seufzte er und wurde ernst.
    »Wird das Leben immer schwieriger, je älter man wird?«
    »Du bist ja noch nicht unbedingt ein alter Mann«, sagte Walt. »Aber die Dinge entwickeln sich manchmal ganz von selbst, weißt du. Du musst ihnen einfach Zeit lassen.«
    Will machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich weiß … es ist nur, ich meine … ach, ich weiß auch nicht, was ich meine!«
    Sein ehemaliger Lehrmeister betrachtete ihn nachdenklich. »Pauline hat mir übrigens ausgerichtet, dass ich dir für die Rettung ihres Kuriers danken soll«, sagte er. Diesmal meinte er, eine Regung bei Will festzustellen. Das ist es also, dachte Walt.
    »Das habe ich sehr gern getan«, erwiderte Will ausdruckslos. »Ich denke, ich lege mich schlafen. Gute Nacht, Walt.«
    »Gute Nacht, mein Sohn«, sagte Walt und wählte die vertraute Anrede zum Schluss absichtlich. Er sah Will hinterher, als er zum Feuer zurückkehrte, und bemerkte, wie seine Schultern sich strafften. Manchmal bringt das Leben Schwierigkeiten mit sich, die auch der weiseste und wohlmeinendste Ratgeber nicht lösen
kann, dachte er. Das war der schmerzvolle Teil des Erwachsenwerdens.
    Und dabeistehen und es mit ansehen zu müssen, war der schmerzvolle Teil für den Ratgeber.



D ie Ankunft im Lehen Seacliff hatte etwas von einem Déjà-vu an sich. Sehr wenig schien sich während Wills Abwesenheit geändert zu haben. Auch diesmal war es später Nachmittag. Die Bäume, die ihre Blätter während der Wintermonate verloren hatten, ließen ein erstes Grün sehen. Es lag eine Stimmung von Frieden und Sicherheit über der sanften Landschaft von Wäldern und Feldern, das so ganz das Gegenteil dessen war, was er in den letzten Monaten erlebt hatte.
    Die Fähre hatte diesmal an der Insel angelegt, und nachdem Will die Glocke geschlagen hatte, wartete er geduldig, bis der Fährmann das Floß zurück über den Fluss brachte.
    »Keine Gebühr für den Waldläufer. Ihr habt freie Fahrt«, sagte der Mann, als Will Reißer auf das Floß führte. Will gestattete sich ein wehmütiges Lächeln. Selbst das hatte sich nicht geändert. Er holte eine Krone heraus und reichte sie dem Mann.
    »Eine Person, ein Tier. Das wäre dann eine halbe Krone.«
    Der Fährmann sah sich interessiert um. »Kein Hund, dieses Mal?«, fragte er.
    »Richtig«, sagte Will und sein Ton verriet, dass er darüber nicht reden wollte.
    Der Fährmann zuckte mit den Schultern. Er war froh, nicht mit einem Waldläufer reden zu müssen  – besonders nicht mit diesem, der überhaupt nicht einzuschätzen war. Übertriebene Geschichten von dem Bankett auf Burg Seacliff, wo Piraten Ehrengäste gewesen waren, hatten in Wills Abwesenheit die Runde gemacht.
    Will lehnte sich gegen die aus Seilen gemachte Reling am Bug der Fähre, während sie das kurze Stück zur Insel hinüberglitt. Die Bemerkung des Fährmanns hatte Wills Gefühl von Einsamkeit noch verstärkt. Nach all den Wochen, die er in der Gesellschaft von Horace, Alyss, Gundar und Malcolm verbracht hatte, spürte er das Alleinsein noch stärker. Selbst der Trost durch die Gesellschaft der Hündin war ihm jetzt verwehrt.
    Ein zottiger Kopf stieß ihn an und Will blickte in Reißers Augen. Ich bin immer noch hier.
    Will lächelte und kraulte das Pferd zwischen den Ohren.
    »Du hast ja recht, mein Junge«, sagte er. »Ich habe immer noch dich und dafür bin ich auch sehr dankbar.«
    Reißer schüttelte die Mähne wie zur Bestätigung. Will blickte sich um und sah, dass der Fährmann ihn
misstrauisch beobachtete. Er hatte leise gesprochen, der Mann konnte also unmöglich gehört haben, was er gesagt hatte. Und das war auch gut so. Das fehlte noch, dass bekannt wurde, wie ein wortkarger Waldläufer vor Einsamkeit herumgejammert hatte. Doch allein die Tatsache, dass er mit dem Pferd sprach, bestätigte den Aberglauben des Fährmanns, wonach Waldläufer es mit der Schwarzen Magie zu tun hatten. Er drehte sich weg und machte schnell das Zeichen gegen Zauberei zu seinem Schutz. Je früher der Kerl von der Fähre war, desto besser.
    Der Bug stieß am anderen Ufer an und der Fährmann warf den Anker und sicherte das Boot mit
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