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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Autoren: Thomas Finn
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Tür.
    Quiiiitsss. Kai ballte die Faust und in ihm stieg der brennende Wunsch auf, es dem Poltergeist heimzuzahlen. Heute hatte dieser Quälgeist den Bogen eindeutig überspannt.
    »Aha, du hältst es vor lauter Neugier nicht aus, wie? Musst dich an meinem Unglück weiden, ja? Jetzt wirst du eine andere Seite von mir kennenlernen. Eine dunkle Seite, eine böse Seite. Denn jetzt werde ich dir beibringen, dass ...« Kai fuhr zornig herum und ihm blieben die restlichen Worte im Halse stecken.
    Im Türrahmen stand Fi. Sie trug eine Pelzjacke und hielt ihr langes Haar unter einer dicken Fellmütze verborgen.
    Entgeistert starrte die Elfe Kai an. »Was ist denn hier passiert? Geht's dir gut, Kai?« »Ja, äh, alles in ... Ordnung«, stammelte er und wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Hastig bückte er sich und steckte den hässlichen Feenglasklumpen ein, der von seinem geplanten Geschenk übrig geblieben war. Der Brocken war noch immer warm und fühlte sich glatt wie Vulkanglas an.
    »Bist du dir sicher? Du machst einem ja richtig Angst«, meinte die hübsche Elfe besorgt und ließ ihren Blick bestürzt durch den Raum schweifen. Glücklicherweise verlor sie über das, was sie sah, kein weiteres Wort. »Bitte zieh dich an und komm mit mir mit. Koggs hat etwas Besorgniserregendes in der Elbmündung entdeckt. Er hält es für ratsam, dass du dir das mit uns zusammen ansiehst.« »Und was soll das sein?«
    »Ich weiß es selbst nicht«, antwortete Fi. »Aber Koggs bat darum, dass wir uns beeilen.«
    Kai atmete tief ein und schleppte sich hinter Fi in die Eingangshalle des Hauses, ohne das Chaos im Studierzimmer eines weiteren Blickes zu würdigen. Was auch immer Koggs entdeckt hatte, der Tag hatte bereits mies begonnen. Sehr viel schlimmer konnte es ja kaum noch werden.

Verweht!
    Eine kalte Böe strich über die Takelage des Schmugglerschiffes hinweg und ließ das große Segel im Wind knattern, während die Elbe am Kiel des stolzen Seglers vorbeirauschte. Kai fröstelte. Die Sonne war am Himmel nur als blasser Schemen auszumachen und die Luft roch nach Tang und vereistem Brackwasser. »Bei den Knochen des legendären Seeschlangenfriedhofs«, bellte die erzürnte Stimme von Koggs Windjammer über das Deck, »muss ich euch erst Beine machen oder wird das heute noch was mit dem Focksegel?« Der Klabauterkapitän mit seinem unvermeidlichen Dreispitz und der unverkennbaren roten Knollennase stand auf dem flachen Heckkastell, umklammerte die Ruderpinne und stampfte wütend mit seinem Holzbein auf. Umgehend kam Bewegung in die Mannschaft.
    »Und wo, zum Krakenkönig, ist der zweite Mann am Bugspriet? Luwen!« Einer der Seeleute sah betreten auf. »Nimm gefälligst eine lange Stange mit, oder wollt ihr, dass sich unsere schmucke Deern von so einem elenden Eisbrocken den hölzernen Wanst aufreißen lässt? Hopp, hopp, hopp!«
    Der Angesprochene schnappte sich eine lange Hakenstange, um damit die in Massen auf der Elbe treibenden Eisschollen vom Schiffsrumpf fernzuhalten, und eilte zum Bug des Seglers. Seine Kameraden, die in den Tauen herumturnten, warfen ihm mitleidige Blicke zu.
    Inzwischen war fast eine Stunde verstrichen, seit Fi und Kai mit Koggs den Hammaburger Hafen verlassen und die Elbmündung angesteuert hatten. Dennoch hatte ihnen der Klabauter immer noch nicht verraten, um was es ging. Dies und die Erinnerung an den in jeder Hinsicht verpatzten Tagesbeginn trugen nicht gerade dazu bei, Kais Laune zu verbessern. Hinzu kam, dass die Kälte an Bord schlimmer war, als er es sich aus Fis Berichten zusammengereimt hatte. Missmutig trat er von einem Fuß auf den anderen und starrte zu der Elfe hinüber, die gemeinsam mit einem Matrosen die Ankerwinde von Schnee und Eiszapfen befreite.
    Sie blickte kurz auf und winkte ihm zu. Kai lächelte zurück und zog sich seinen Schal über das Gesicht. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass es Fi sicher nicht gerade männlich fand, wenn er sich so dick einmummelte, während alle anderen so tapfer Eis und Kälte trotzten. Egal. Wenigstens konnte er so seine Pickel verbergen. Verstimmt wandte sich Kai wieder in Fahrtrichtung und presste den Bernsteinbeutel enger gegen den Bauch, in dem sich der hässliche Klumpen aus Feenkristall befand. Zu seiner Überraschung strahlte er noch immer eine angenehme Wärme aus. Offenbar war sein unglückliches Experiment doch nicht vollständig fehlgeschlagen.
    Warum verriet Koggs ihnen nicht endlich, welches Ziel sie ansteuerten? Die Warterei
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