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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Autoren: Thomas Finn
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Schiffswrack. Der Wind hatte die Takelage und die Aufbauten derart mit Pulverschnee bedeckt, dass das hölzerne Ungetüm mit dem weißen Hintergrund der Uferböschung förmlich verschmolz. Kai musste sich schon anstrengen, um Details ausmachen zu können. Bei dem gestrandeten Schiff handelte es sich um eine Galeere mit drachenköpfiger Bugspitze, unter der ein spitzer Rammdorn angebracht war. Der Mast war gebrochen und hing auf halber Höhe wie ein gebrochener Flügel ins Wasser. Die Takelage des Schiffes hatte sich wie weiße Spinnweben über die Aufbauten gelegt, während aus der Reling ein halbes Dutzend schneebedeckter Ruder stachen, die dem Wrack das Aussehen eines toten weißen Hummers verliehen. So gespenstisch der Anblick auch war, irgendwie kam Kai das Schiff bekannt vor. »Ich habe sie erst heute Morgen entdeckt. Sieht alles andere als gut aus.« Koggs warf einen bitteren Blick auf das Wrack.
    »Dann ist es also wahr. Kapitän Asmus ist gescheitert?«, stellte Ratsherr Hansen bestürzt fest.
    Kapitän Asmus? Bei allen Moorgeistern, natürlich. Kai erinnerte sich noch gut an den tapferen Seeschlangenjäger, der Koggs und seinen Leuten vor sieben Monaten während der Schlacht an der Elbmündung beigestanden hatte.
    »Was soll das heißen?«, kam Fi dem Zauberlehrling mit ihrer Frage zuvor. Ratsherr Hansen drehte sich argwöhnisch zu Koggs' Leuten um, die mit starren Mienen hinüber zum Elbufer blickten. Ihnen war anzusehen, dass sie an ihre Kameraden dachten, denen an Bord der Galeere sicher ein schreckliches Schicksal zuteil geworden war.
    »Wir haben Kapitän Asmus vor zwei Monaten auf eine geheime Mission entsandt«, presste der schmächtige Stadtkämmerer hervor. »Von der Unternehmung wussten nur Magister Eulertin, drei vertrauenswürdige Windmacher, Magistra Wogendamm, Doktorius Gischterweh und Magister Chrysopras, außerdem Koggs Windjammer und ich selbst natürlich.«
    Kai kannte die drei Zauberer. Sie waren regelmäßig bei Magister Eulertin zu Gast. »Tut mir leid«, wehrte Koggs den vorwurfsvollen Blick Fis ab. »Ich durfte niemandem etwas davon erzählen. Auch dir nicht. Ich meine, fast hätte ich ja selbst den Auftrag angenommen. Nur war Thadäus dagegen.«
    »Warum diese Geheimniskrämerei?«, fragte Kai. »Sind Fi und ich etwa nicht vertrauenswürdig genug?«
    »Natürlich seid ihr das«, wiegelte Hansen ab. »Nur wollten wir den Kreis der Eingeweihten so klein wie möglich halten. Je weniger davon wussten, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass einem von uns ein unbedachtes Wort herausrutscht. Unser Oberster Ratsherr Schinnerkroog hat überall in der Stadt seine Spitzel und Zuträger. Wenn er wirklich in den Diensten der Nebelkönigin steht, müssen wir überaus vorsichtig sein. Auf gar keinen Fall wollten wir riskieren, dass die Mission von Kapitän Asmus scheitert.«
    Kai wurde langsam wütend. »Selbst die Feenkönigin vertraut mir mehr, Ratsherr Hansen. Berchtis hat mich heute im Zunfthaus aufgesucht. Und sie hat mich bereits davor gewarnt, dass Morgoya neue Ränke spinnt.«
    »Die Feenkönigin?«, stieß Hansen ungläubig hervor. Auch Fi und Koggs sahen ihn überrascht an. »Du machst Scherze!«
    »Wirke ich so?«, antwortete Kai spitz. »Die Feenkönigin hat ein Konzil einberufen. Es beginnt zum nächsten Mondfest -allerdings weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wann dieses Fest beginnt.«
    »Das Mondfest? « Fi sah ihn ernst an. »Man feiert es in der Nacht der Tagundnachtgleiche, also morgen. Es markiert den Wechsel der Jahreszeiten von Winter auf Frühling.«
    »Schon morgen?«, entfuhr es Kai und er seufzte. »Ich müsste mich schon sehr wundern, wenn all das hier nicht irgendwie in einem Zusammenhang steht. Wollt Ihr uns nicht endlich sagen, was das für eine Mission war, auf die Ihr Asmus entsandt habt?«
    Hansen atmete tief durch und rieb seine klammen Finger. »Kapitän Asmus hatte sich bereit erklärt, in unserem Auftrag das Reich der Nordmänner anzusteuern. Er war als Gesandter unterwegs, natürlich ohne Wissen von Ratsherr Schinnerkroog.« »Ihr habt ihn zu König Hraudung geschickt?« Vor dem geistigen Auge des Zauberlehrlings fuhren wieder all die Drachenschiffe auf, mit denen sie es während der Schlacht um Berchtis' Leuchtfeuer zu tun bekommen hatten. »Fi, hast du mir damals nicht erzählt, dass König Hraudung längst auf Morgoyas Seite steht?«
    »Nein«, erwiderte Fi. »Dass Morgoya Hraudungs Reich inzwischen ebenfalls unterworfen haben könnte, war nur eine
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