Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
muss gestehen, dass ich nicht weiß woher. “, antwortete ich. „ Wie die Schlupfwespe ihrem Instinkt folgt, weiß auch ich, was ich wissen muss, um Euch sicher nach Hornhus zu bringen scheint es. Nicht mehr und nicht weniger. “
    „ Und in Hornhus … sind da alle so wie ich?“
    „ Die Hürnin kommen aus allen Völkern der Welt dort hin zurück. Und alle haben ihren Dämonen gerufen. “
    „ Aber fällt das nicht auf? Ich meine wenn ständig … ?“ Er verstummte und steckte sich eine Nuss in den Mund, auf der er eine Weile herumkaute, bevor er die bittere innere Haut ausspuckte.
    „ Die Hürnin wählen die Orte an denen sie ihre Kinder aussetzen weise, sonst würden sie nicht lange überleben. Und ich glaube nicht, dass es oft vorkommt, dass ein ganzes Dorf ausgelöscht wird. “
    Erich erwiderte nichts darauf. Ich hätte ihn nicht an sein Dorf erinnern sollen.
    „Die Welt um das Horntal herum ist kein Ort für Menschen, denen viel an ihrem Leben liegt, jeder weiß das. Vielen von ihnen blieb nur die Wahl hierher in die Verbannung zu gehen oder den sicheren Tod zu wählen. Früher war das anders. Da lebte in weitem Umkreis niemand und jahrzehntelang schwand die Zahl der Hürnin, weil die Kinder weit weg gebracht werden mussten und nur die stärksten von ihnen zurückkehren konnten.“
    „ Was ist wenn mehrere Kinder in das gleiche Dorf gebracht werden?“
    „ Die Hürnin wissen wohin sie ihre Kinder bringen.“ , antwortete ich und Erichs Neugier war damit für diesen Abend wieder gestillt. Nicht aber sein Hunger.
    Unsere Reise durch die Wälder, die sich an den Flanken der Berge erstreckten, war nicht ungefährlich, aber wir hatten Glück. Der Herbst war nicht mehr weit und die meisten größeren Tiere hatten sich bereits ihren Winterspeck angefressen und in ihre Behausungen zurückgezogen. Was noch unterwegs war, machte einen großen Bogen um uns oder floh vor Erichs Schleuder, die er sich aus einem flexiblen Rindenstück gefertigt hatte. Nur den Mücken konnte er nicht entkommen. Sie schienen ihn schneller auszusaugen, als er essen und trinken konnte.
    Aber ein viel größeres Problem als wilde Tiere war der Zustand oder besser die Abwesenheit der Wege. In diese Gegend verirrte sich nie jemand, noch nicht einmal Jäger, denn sie lag am Randbereich der zivilisierten Welt zwischen dem Einflussbereich der Menschen und den unwegsamen Sümpfen, die sich zwischen und hinter den Bergen ausbreiteten. Außerdem war das hier altes Zwergengebiet, und selbst die Hürnin hatten nie gewagt es anzutasten. Die unterirdischen Festungen der Zwerge erstreckten sich angeblich ein gutes Stück weiter östlich entlang der Berge, aber ihre Erbauer hatten schon vor langer Zeit das größte Interesse an diesem, erzarmen Landstrich verloren. Aber was die Zwerge und ihre Nachfahren einmal besaßen, gaben sie so schnell nicht mehr her, besonders wenn jemand versuchte es ihnen wegzunehmen. Egal ob sie sich ansonsten dafür interessierten oder nicht. Und sie mochten keine ungebetenen Gäste. Davon waren die Menschen hier überzeugt und ich wolle es nicht darauf ankommen lassen, ob sie damit recht hatten oder nicht.
    Erich verbrachte Tag für Tag damit über umgestürzte Baumstämme hinwegzuklettern, unzugänglichem Unterholz auszuweichen oder sich einen Weg durch dorniges Gestrüpp zu bahnen. Die Kratzer und Schürfwunden, die er sich dabei zuzog, heilten schnell wieder, aber bei seiner Kleidung war das etwas anderes. Es begann mit seinem Hemd, das sich von den Ärmelaufschlägen an aufwärts langsam aufzulösen begann. Dann die Schuhe, deren Nähte sich in der dauernden Feuchtigkeit zersetzten. Er versuchte sie mit zähen Gräsern zusammenzubinden, aber bald riss das Leder der Sohlen an den Seiten ein und Erich zog sie einfach aus. Er hatte anfangs Probleme damit barfuß zu gehen, aber wie an alles, das er nicht ändern konnte gewöhnte er sich irgendwann daran.
    „Ich hoffe ich komme nicht nackt in Hornhus an.“, meinte er kurz nach dem er sich seiner Schuhe entledigt hatte bei einer kurzen Rast auf einer mit borstigem Gras bewachsenen Lichtung. Vor langer Zeit hatte ein Blitzeinschlag hier eine Eiche gespalten und seither hatte kein anderer Baum hier Wurzeln schlagen können. „Ich will nicht aussehen wie ein Wilder, wenn ich meine Eltern treffe. Schlimm genug, dass ich so ohne alles in Hornhus ankommen werden.“
    „ Was meint Ihr damit, Herr?“
    „ Ich musste an Mamre denken. Er hat zwar alle Waffen, die es im Dorf gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher