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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
Autoren: Sebastian Keller
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Sie haben Euch aus Hornhus in das Dorf gebracht, damit Ihr dort heranreifen könnt.“
    „ Dann bin ich kein Waisenkind?“
    „ Nein. Eure Eltern warten auf Euch. In Hornhus, Eurer Heimat.“
    Ein scheues Lächeln huschte über Erichs Lippen. „Meine Heimat ...“ Dann lachte er plötzlich auf und rief: „Dann müssen wir da hin!“
    „ Ja, Herr. Dorthin führt uns unser Weg. “
    Erich schloss die Augen und machte ein Geräusch, das ich zuerst nicht zuordnen konnte. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, dass er leise in sich hinein lachte. Nach einer Weile fragte er: "Hast du einen Namen, Horndämon?"
    " Ich trage den Namen, den Ihr mir geben wollt, mein Gebieter. Es wäre eine Ehre, wenn Ihr mir einen Namen geben könntet, der etwas mit Eurem eigenen zu tun hat. "
    Erich lächelte. "Gut. Dann sollst du ab jetzt Icher heißen." Ich stutzte kurz, aber dann verstand ich und lächelte.
    „ Danke, Herr. Dies ist mein Schwur bei meiner Welt und bei Eurer: Ich werde Euch dienen mit meiner ganzen Kraft, so lange ich mein Dasein auf dieser Welt mit dem Euren teile. “
     
    ***
     
    Dieses Gespräch war der Wendepunkt im Verhältnis zwischen meinem Herrn und mir. Auch wenn es immer wieder Zeiten gab, in denen er von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln geplagt wurde, akzeptierte er von nun an sein Dasein als Hürnin und mich als seinen Diener. Wir hatten einen gemeinsamen Anfang gefunden.
    Wir blieben einen weiteren Tag auf der Lichtung beim Wasserfall, bis Erich sich völlig ausgeruht und mir alle Fragen gestellt hatte, die ich ihm beantworten konnte. Ich erzählte ihm vom stolzen und einst mächtigen Volk der Hürnin, das nun ein Dasein im Verborgenen führte. Obwohl ihr Versuch die ganze Welt unter ihrem Banner zu vereinen schon vor Jahrhunderten gescheitert war, hatten die anderen Reiche sie nicht völlig vergessen und die Hürnin wurden gejagt und ausgelöscht, wo man sich ihrer noch erinnerte und ihrer habhaft werden konnte. Die Hürnin trieben ein gefährliches Spiel um weiterhin ihr Überleben zu sichern. Denn um von den anderen Völkern zu lernen und ihnen somit immer einen Schritt voraus zu sein, setzten sie nun ihre Kinder in Dörfern und Höfen rund um das Horntal herum aus. Diese Sitte hatte ihren Ursprung darin, dass einzelne Familien schon vor dem Krieg damit begonnen hatten ihre Kinder untereinander austauschten, sobald sie ein bestimmtes Alter erreichten. Als später der Aufstieg der Hürnin begann, die Lebensverhältnisse besser wurden und die meisten Kinder nicht mehr an Krankheiten starben, bevor sie ihren ersten Geburtstag erlebten, gingen die Hürnin dazu über, ihre Kinder anderen Familien zu übergeben, die ihre Versorgung sicherstellen konnten, vor allem wenn diese wohlhabend waren. Man gab die Kinder bald nicht nur an Familien von Hürnin, unter denen es kaum mehr eine gab die weniger als ein Dutzend Kinder hatte, sondern auch Familien außerhalb. Es war ein Brauch, den ich trotz der vordergründigen Argumente nicht ganz verstand, aber er erwies sich auf lange Sicht als äußerst nützlich. Denn es gab bald noch einen weiteren Grund dafür, wichtiger als alle anderen: Nachdem der Pakt zwischen Hürnin und Horndämonen geschlossen war, konnte niemand exakt vorhersagen, wann ein junger Hürnin zum Erwachsenen wurde und damit der Zeitpunkt für das Blutritual gekommen war. Die Hürnin wussten sehr gut, dass sie in der Nähe ihrer eigenen Kinder nicht mehr sicher waren und brachten sie deshalb unerkannt vor die Türschwellen von Menschen, Elfen, Orks, Zwergen und allen anderen Völkern. Nur ein paar kleine Veränderungen im unsichtbaren Gefüge des Lebens waren notwendig, um ihr Aussehen so weit anzupassen, dass sie nirgends auffielen, denn kleine Kinder unterschieden sich sowieso nicht sehr voneinander, egal ob Ork oder Elf. Außerdem waren die Zeiten in denen es noch echte Orks, Elfen und Trolle gegeben hatte, lang vorbei. Es gab immer noch viele, die so ähnlich aussahen wie ihre Vorfahren und die sich diesen Völkern deshalb zugehörig fühlten, aber im Grunde waren sie nur Menschen in deren Adern noch der ein oder andere Tropfen Elfen-, Ork- oder Zwergenblut floss. Dieses Erbe war stark genug, um ihr Äußeres mitzubestimmen, aber die Menschen von heute hatten keine sagenhaften Eigenschaften, wie zum Beispiel die Unverwundbarkeit der Trolle, das Gespür für Gestein und Metall der Zwerge oder das Kampfgeschick der Orks. Es muss eine Geschichte geben, die erklärt, warum diese alten
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